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Im Palast des Wuestenprinzen

Im Palast des Wuestenprinzen

Titel: Im Palast des Wuestenprinzen
Autoren: Trish Morey
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1. KAPITEL
    „Wer ist die Frau?“, unterbrach Scheich Tajik al Zayed bin Aman den Redefluss seines engsten Mitarbeiters und stellte sich an das Fenster. Er hatte einen langen Flug und anstrengende Tage in Paris hinter sich, wo er an dem Gipfeltreffen der Öl exportierenden Länder teilgenommen hatte. Die fremde Frau, die am Swimmingpool saß, interessierte ihn im Moment weitaus mehr als die Ölpreise. „Was macht sie hier?“
    Kamil verstummte und ließ den Blick über den gepflegten, mit Palmen gesäumten Rasen bis zu dem Swimmingpool gleiten. „Sie ist die neue Gesellschafterin Ihrer Mutter. Sie vertritt Fatima, die für einige Wochen ausfällt. Ich hatte Ihnen eine entsprechende Nachricht nach Paris gesandt.“ Vielleicht war es ein Fehler, eine Einheimische als Gesellschafterin für Nobilah während ihres Aufenthalts an der Gold Coast einzustellen, überlegte er.
    „Ah ja.“ Tajik erinnerte sich daran, dass Fatima wegen einer akuten Blinddarmentzündung operiert worden war. „Es überrascht mich, dass die Frau so jung ist.“ Und so attraktiv, fügte er insgeheim hinzu, denn sogar aus der Entfernung konnte er ihre feinen Gesichtszüge erkennen. Die hochgeschlossene Bluse und die weit geschnittene Leinenhose ließen ihre gute Figur nur ahnen. „Warum sitzt sie da herum, statt sich um meine Mutter zu kümmern?“
    Wie aufs Stichwort erschien Nobilah mit beschwingten Schritten in der dunklen Abaya, dem lose fallenden, weit schwingenden Mantel, den sie seit dem Tod ihres Mannes am liebsten trug. Sie machte es sich im Liegestuhl bequem. Sogleich stand die junge Frau auf und verstellte den Sonnenschirm, sodass er seiner Mutter Schatten spendete und sie vor der heißen Sonne schützte. Dann ließ sich die Gesellschafterin auf den anderen Liegestuhl sinken und nahm die Zeitung von dem schmiedeeisernen Tisch zwischen ihnen in die Hand. Da sie die Lippen bewegte, vermutete er, dass sie seiner Mutter etwas vorlas.
    Als er seine Mutter lachen sah, wurden die Erinnerungen an das schwierige Jahr geweckt, das hinter ihnen lag. Ihr perlendes Lachen hatte er sehr vermisst, er freute sich darauf, es endlich wieder zu hören. Das hatte er nach den zeitweise ausgesprochen hitzigen und anstrengenden Debatten der vergangenen Woche wirklich verdient. Er war fest entschlossen, die restlichen Urlaubswochen hier im schönen Queensland an der Südostküste Australiens zu genießen.
    „Gibt es sonst noch etwas Wichtiges, was ich wissen muss, ehe ich meine Mutter begrüße?“, fragte er mit einem Blick über die Schulter.
    Sein Mitarbeiter räusperte sich. „Ja, Exzellenz, da ist noch etwas, was ich Ihnen mitteilen muss.“
    „Hat es nicht Zeit bis später?“
    „Ich bin sicher, Sie möchten es lieber gleich erfahren.“
    Überrascht drehte Tajik sich um. Kamil kannte ihn viel zu gut, er würde ihn niemals wegen irgendeiner Kleinigkeit aufhalten. Er trat vom Fenster zurück und sah seinen Mitarbeiter aufmerksam an, während er jeden Gedanken an die fremde Frau verdrängte. „Okay, ich höre.“
    „Es wird gemunkelt, Qasim hätte im Staatsrat das Thema einer eventuellen Nachfolge angeschnitten. Bis jetzt ist es allerdings nur ein Gerücht.“
    Tajik gefror das Blut in den Adern. „Und Sie haben es für wichtiger gehalten, mich als Erstes über die Wechselkurse in Jamalbad statt über die Intrigen meines Cousins zu unterrichten?“, ließ er seinen Zorn an Kamil aus.
    Der wiederum war klug genug, eine zerknirschte Miene aufzusetzen, während er eine respektvolle Verbeugung andeutete. „Die Nachricht ist erst vor wenigen Minuten hereingekommen, sie ist noch nicht bestätigt worden.“
    „Dann lassen Sie sie bestätigen“, fuhr Tajik ihn an und lief ärgerlich im Raum hin und her. „Welchen Grund sollte mein Cousin haben, dieses Thema zur Sprache zu bringen? Wenn mir etwas zustößt, ist er automatisch mein Nachfolger.“
    „Angeblich hat er gegenüber den Ratsmitgliedern seine Besorgnis geäußert, dass Jamalbad einer ungewissen Zukunft entgegengehen würde, wenn Sie in absehbarer Zeit nicht heiraten und einen Erben präsentieren.“
    Unvermittelt blieb Tajik stehen. „Mein Vater und Joharah sind erst seit einem Jahr tot! Erwartet Qasim etwa, dass ich mit der erstbesten Frau, die meinen Weg kreuzt, einen Sohn zeuge? Außerdem ist es kein Geheimnis, dass mein Cousin eher ein Garant für Instabilität als für Frieden ist. Warum würde er sonst Unruhe stiften, sobald ich mich im Ausland aufhalte?“
    „Er verbirgt seine
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