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Im Palast des Wuestenprinzen

Im Palast des Wuestenprinzen

Titel: Im Palast des Wuestenprinzen
Autoren: Trish Morey
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überraschen. Wir waren früher fertig als geplant“, erklärte er und ging auf seine Mutter zu. Liebevoll schloss er sie in die Arme, hob sie hoch und schwang sie in ihrem langen dunklen Gewand im Kreis herum.
    „Die Überraschung ist dir gelungen.“ Ein strahlendes Lächeln erhellte ihr Gesicht. „Ich bin ja so froh.“
    Morgan beobachtete die kleine Szene und wartete auf den richtigen Moment, um sich zurückzuziehen. Das war also Nobilahs Sohn. Sie hatte ihn sich älter vorgestellt, denn Nobilah war ungefähr Mitte sechzig. Dieser Mann konnte jedoch höchstens Anfang oder Mitte dreißig sein. In ihren Erzählungen hatte Nobilah ihn oft als einen dunkelhaarigen Jungen beschrieben, der wild und ungezähmt in der Wüste von Jamalbad aufgewachsen und erst in die Hauptstadt gekommen war, als ihr Mann überraschend zum Herrscher des Landes ernannt wurde. Der Junge war aus seiner vertrauten Umgebung herausgerissen worden und hatte sich an ein Leben voller strenger Regeln und an die hohen Anforderungen, die man auf einmal an ihn stellte, erst gewöhnen müssen.
    Jetzt verriet an ihm nichts mehr jenen frei und ungezwungen aufgewachsenen Jungen. Mit der stolzen Haltung, der Aura von Macht und Stärke, die ihn umgab, und dem Selbstbewusstsein, das er ausstrahlte, war er der geborene Herrscher.
    So als spürte er ihre Gedanken, drehte er sich zu Morgan um und sah ihr in die Augen. „Das ist also deine neue Gesellschafterin“, wandte er sich dann wieder an seine Mutter. „Bist du mit ihr zufrieden?“
    „Natürlich bin ich mit Morgan zufrieden, sehr sogar.“ Nobilah warf ihm einen missbilligenden Blick zu. „Lass mich dir Miss Fielding vorstellen.“
    Dass er über sie sprach, als wäre sie gar nicht da, irritierte und ärgerte Morgan, was er wahrscheinlich auch beabsichtigt hatte. Der Blick, mit dem sie ihn bedachte, war entsprechend kühl und abweisend.
    Wenn es ihm überhaupt aufgefallen war, ließ er es sich nicht anmerken. „Morgan Fielding“, wiederholte er so langsam, dass der Klang ihres eigenen Namens ihr seltsam fremd und unvertraut vorkam.
    Er lächelte und zeigte dabei eine Reihe ebenmäßiger weißer Zähne. Er wirkte geradezu unverschämt selbstbewusst. Insgeheim verglich sie ihn mit einem Tiger, der sich seiner Beute allzu sicher war. Mit seinen goldbraunen Augen sah er sie so durchdringend an, als wollte er die intimsten Geheimnisse ihrer Seele erforschen, von deren Existenz sie selbst nichts wusste. Dieser Mann gibt sich nicht mit halben Sachen zufrieden, warnte eine kleine innere Stimme sie, und Morgan erbebte unwillkürlich.
    Schließlich reichte er ihr die Hand. Sein fester Händedruck beeindruckte sie, wie sie sich eingestand.
    Er hob ihre Hand langsam höher und schaute ihr dabei tief in die Augen. Sie glaubte schon, er würde ihre Finger mit den Lippen berühren, doch plötzlich hielt er inne und sagte mit einem angedeuteten Lächeln: „Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.“
    Ihr Herz klopfte wie wild, während sie nach den passenden Worten suchte. „Ich habe schon viel von Ihnen gehört, Scheich Tajik“, brachte sie mühsam hervor.
    Sein Lächeln wurde breiter, sein Blick blieb jedoch wachsam und abschätzend. „Da haben Sie mir etwas voraus“, erwiderte er. „Ich weiß nichts von Ihnen, aber ich versichere Ihnen, das wird sich bald ändern.“
    Er meinte es ernst, dessen war sie sich sicher. Sie bekam eine Gänsehaut, als er ihr Handgelenk mit dem Daumen sanft streichelte.
    „Tajik, du brauchst nicht gleich mit meiner Gesellschafterin zu flirten“, unterbrach Nobilah die kleine Szene. Der leichte Tadel in ihrer Stimme war nicht zu überhören. „Bei einer Tasse Tee erzählst du mir erst einmal, wie es in Paris war.“
    „Ich hole den Tee“, bot Morgan an, froh über die Möglichkeit, die Hand zurückziehen und flüchten zu können. Ihr prickelte die Haut, und sie hatte das Gefühl, Tajiks Blick im Rücken zu spüren, als sie davoneilte.
    Glaubte Nobilah wirklich, er hätte mit ihr geflirtet? Jedenfalls hatten sich seine Worte irgendwie bedrohlich angehört, und seine Finger auf ihrer Haut waren ihr wie ein einziges Versprechen vorgekommen.
    Wieder erbebte sie und hätte die beunruhigenden Gefühle am liebsten abgeschüttelt, während sie das Haus durch die breite Glastür betrat und das riesige Wohnzimmer und die geflieste Eingangshalle durchquerte. Plötzlich drangen Kamils etwas leisere und Antons erhobene Stimme aus der Küche zu ihr. Anton war Chefkoch in einem der
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