Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Netz Der Schwarzen Witwe

Im Netz Der Schwarzen Witwe

Titel: Im Netz Der Schwarzen Witwe
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
perfekten weißen Zähne sehen. Unter dem Strohhut, den sie immer trug, schauten Strähnen ihrer blonden Haare hervor. Außerdem besaß sie den trainierten Körper einer Frau Mitte zwanzig.
    Ihre Lässigkeit und ihr Selbstbewusstsein entsprachen ihrer Schönheit. Sie war all das, was Mariah auch gern verkörpert hätte. Nein, nicht Mariah, sondern Marie Carver, verbesserte sie sich. Doch Marie Carver war in Phoenix, Arizona, geblieben. Hier in Georgia gab es nur Mariah Robinson, und die war zufrieden mit ihrem Leben. Sie ließ sich ganz entspannt treiben. Keine Sorgen, keine Probleme. Kein Stress. Keine Eifersucht.
    Serena trug einen schwarzen Tanga, darüber einen durchscheinenden schwarzen, knappen Umhang, der ihren Po und ihre Oberschenkel umwehte und fast nichts mehr der Fantasie überließ. Obwohl Serena Westford bei Weitem kein Teenager mehr war, gehörte sie zu den wenigen Menschen, die in einem knappen Bikini wirklich gut aussahen.
    Mariah hasste ihre Freundin – wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Was machte es denn schon, dass sie selbst wohl niemals einen solchen Bikini würde tragen können? Ihre Figur war das Gegenteil der zierlichen, schlanken Serena. Mariah war knapp einen Meter achtzig groß, breitschultrig, athletisch gebaut und hatte üppige Brüste. Ihre Locken waren von einem unauffälligen Braun. Und wen störte es, dass ihre Augen hellbraun waren und nicht katzenhaft grün wie Serenas?
    Mariah hätte wetten können, dass sich hinter Serena Westfords selbstbewusster Fassade auch eine Menge Ängste verbargen. Wahrscheinlich trainierte sie zwei Stunden täglich, um sich ihre jugendliche Figur zu bewahren. Und vermutlich wandte sie genauso viel Zeit für ihre Haare und ihr Make-up auf. Die Ärmste wurde sicher geplagt von Sorgen und Stress.
    „Ich bin hergekommen, um mit meiner Kamera die Persönlichkeitsrechte ahnungsloser Strandbesucher zu verletzen“, erklärte Mariah ihrer Freundin und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    Die beiden Frauen hatten sich kennengelernt, als Mariah Fotos von Serena am Hotelstrand machte. Das passte Serena überhaupt nicht, weshalb sie die Herausgabe des Films verlangte. Die drohende Feindschaft wandelte sich rasch in gegenseitigen Respekt, als Serena erklärte, sie habe mit der Heilsarmee viel Zeit bei verschiedenen Stämmen Afrikas verbracht. Und die Mitglieder dieser Stämme glaubten, es käme der Entführung ihrer Seelen gleich, wenn sie fotografiert wurden.
    Mariah hatte ihr den Film ausgehändigt und den ganzen Nachmittag damit verbracht, Serenas faszinierenden Geschichten über ihre Reisen als freiwillige Helferin rund um die Welt zu lauschen.
    Sie sprachen auch über Mariahs Arbeit für die Foundation for Families, eine Initiative, die mit ehrenamtlichen Helfern erschwingliche Häuser für einkommensschwache Familien baute. Drei bis vier Tage pro Woche brachte Mariah mit einem Hammer in der Hand zu, und sie liebte sowohl die Arbeit als auch das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun.
    „Übrigens, ich habe eine Nachricht von der Post erhalten, dass ein Paket für mich angekommen ist“, sagte Mariah. „Ich glaube, das ist mein Dunkelkammerzubehör. Meinst du, ich könnte dich dazu überreden, es für mich vom Postamt abzuholen?“
    „Wenn du einen Wagen hättest, könntest du es selbst abholen.“
    „Wenn ich einen Wagen hätte, würde ich ihn einmal im Monat benutzen. Nämlich immer dann, wenn ich ein großes Paket vom Postamt abholen müsste.“
    „Und du müsstest nicht mehr auf den schrecklichen Baustellen-Van warten, der dich viermal pro Woche aufs Festland bringt“, konterte Serena.
    Mariah lächelte. „Ich nehme aber gern den Van.“
    Serena musterte sie prüfend. „Na ja, der Fahrer sieht echt klasse aus.“
    „Der Fahrer ist glücklich verheiratet mit einer der Vorarbeiterinnen.“
    „Zu schade.“
    Serena seufzte so dramatisch, dass Mariah lachen musste. „Nicht jede Frau ist auf der Jagd nach einem Ehemann. Ich bin allein auch ganz zufrieden.“
    „Jagd nach einem Ehemann“, wiederholte Serena amüsiert. „Das Bild gefällt mir. Ich frage mich, welches Kaliber ich brauche, um einen zur Strecke zu bringen …“
    Mariah sammelte ihre Sachen ein. „Komm, gehen wir essen.“ Sie würde es wissen, wenn sie ihn sah. Doch bis jetzt hatte sie ihn noch nicht entdeckt. Er müsste Geld haben. Viel Geld. Genug, um ihr die Anzahlung für ein Haus zu geben, wenn sie ihn darum bat. Genug, um ihr ein Konto auf ihren Namen einzurichten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher