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Im Netz Der Schwarzen Witwe

Im Netz Der Schwarzen Witwe

Titel: Im Netz Der Schwarzen Witwe
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lassen. Angeblich bin ich eine Art Superheld – die anderen Agenten nennen mich ‚Roboter‘, weil für mich nichts als der Job zählt. Sie glauben, ich habe kein Herz und keine Seele, und vielleicht haben sie recht. Denn die Wahrheit lautet, dass ich tatsächlich überhaupt kein Privatleben habe. Keine Familie, keine Freunde …“
    „Daniel ist dein Freund.“
    John nickte. „Ja. Ich verstehe es zwar nicht, aber es stimmt, er ist mein Freund.“
    „Ich bin auch dein Freund.“
    John musste schlucken und erneut tief durchatmen, ehe er weitersprechen konnte. „Mehr kann ich nicht verlangen, als dass du mein Freund bist.“
    Sie sah ihn still an.
    „Ich hatte diesen verrückten Traum“, sagte er. „An dem Morgen, als wir miteinander geschlafen haben. Da dachte ich, das könnte mein Leben sein. Ich dachte, vielleicht könnte ich mich jeden Tag so gut fühlen. Diese Frau könnte mich lieben, und ich könnte ein friedfertiger, entspannter, glücklicher Mann werden. Ich könnte viel mehr sein, als ich je war – und als ich mir je erträumt hätte. Ich stellte mir vor, wie wir in vierzig Jahren noch immer zusammen sind, miteinander schlafen, Händchen halten, zusammen lachen. Diese Vorstellung gefiel mir.“
    Als er den Blick abwandte und schwieg, schlug Mariahs Herz bis zum Hals. Sie sah, wie er hart schluckte, und als er ihr wieder ins Gesicht sah, schimmerten seine Augen tränenfeucht.
    „Aber dieser Mann bin ich nicht. Ich bin der Roboter. Und ich nehme es dir nicht übel, wenn du mich nicht lieben kannst … wenn du mich nicht lieben willst. Ich bin hart, ich bin getrieben, und mein Job bedeutet mir viel zu viel. Ich kann niemandem wünschen, mit mir zusammen zu sein – schon gar nicht dir.“ Er zwang sich zu einem Lächeln und drückte ihre Hand. „Also los, verschwinde. Du hast gesehen, dass ich klarkomme und wieder gesund werde. Du kannst abreisen.“
    Mariah konnte sich weder rühren noch sprechen.
    „Es ist schon okay“, versicherte John ihr. „Mir geht’s gut. Ich bin froh, dass ich die Chance hatte, dich zu lieben. Und zu wissen, dass ich tatsächlich so empfinden kann.“
    Eine Träne rann über seine Wange und tropfte in Mariahs Hand. Er fluchte leise, wandte sich ab und schloss die Augen. Aber das bewirkte lediglich, dass noch mehr Tränen kamen.
    „John“, sagte sie und berührte sanft sein Gesicht. „Roboter können nicht weinen.“ Sie küsste ihn und flüsterte: „Was würde Jonathan Mills denken, wenn ich ihm sage, dass ich auch einen Fehler gemacht habe? Was würde er sagen, wenn ich ihm gestehe, dass ich die ganze Zeit in den Mann namens John Miller verliebt war?“
    Ungläubig sah er sie an. In ihm breitete sich eine Mischung aus Freude und Verwirrung aus. Sie liebte ihn. Sie liebte ihn!
    Er gab einen Laut von sich, der einem Lachen glich, während er dagegen ankämpfte, dass sich seine Augen erneut mit Tränen füllten. Und dann hörte er auf zu kämpfen. Wenn er mit Mariah zusammen war, musste er das nicht. Sie sollte ruhig wissen und sehen, welche Empfindungen sie in ihm weckte.
    „Jonathan Mills würde dir alles Glück der Welt wünschen“, antwortete er schließlich. „Aber er würde dich auch warnen, weil du dieses Glück mit John Miller brauchen wirst.“
    Mariah streichelte seine Wange und wischte die Träne fort. „Und wie denkst du darüber?“
    „Ich denke, dass du, wenn du wieder einmal den Wunsch verspürst, deinen Namen zu ändern, es mit Miller probieren solltest.“
    Damit hatte sie nicht gerechnet. „Bittest du mich etwa, deine Frau zu werden?“
    „Ja“, sagte er. „Ja, das tue ich.“
    Diesmal waren es Mariahs Tränen, die fielen. „Ja“, flüsterte sie. „Ich würde liebend gern meinen Namen ändern.“ Dann beugte sie sich hinunter und küsste ihn.
    Es war der süßeste Kuss, den John jemals bekommen hatte.
    – ENDE –

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