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Im Netz Der Schwarzen Witwe

Im Netz Der Schwarzen Witwe

Titel: Im Netz Der Schwarzen Witwe
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PROLOG
    S  ie mischte Opium in seinen Kaffee. Eigentlich sollte er so spät abends keinen Kaffee mehr trinken. Der Arzt hatte es ihm verboten.
    Doch sie wusste, wie viel Vergnügen es ihm bereitete, ab und zu gegen die Vorschriften des Doktors zu verstoßen.
    Er lächelte, als sie ihm den Becher brachte, und sein Lächeln wurde noch breiter, als er einen Schluck trank. Er mochte den Kaffee süß.
    Das Opium würde ihn nicht umbringen. Es war Teil des Rituals, Teil des Spiels. Sie hatte ihm genug gegeben, um ihn zu verwirren, seinen Verstand zu lähmen, ihn willenlos zu machen und vollkommen unter ihre Kontrolle zu bringen, während sie sich auf ihr Schachmatt vorbereitete.
    Sie küsste ihn aufs schütter werdende Haar, und er seufzte zufrieden – der König, der sich nach einem harten Arbeitstag entspannte, in der Sicherheit seiner Burg, an der Seite seiner wunderschönen Königin.
    Heute Nacht würde dieser König sterben.
    Tony atmete gepresst, seine Stimme war heiser. John Miller konnte es deutlich über sein Funk-Headset hören, und er wusste, dass Tony Angst hatte.
    „Ja, das ist richtig, ich gehöre zum FBI“, sagte Tony gerade und gab damit seine Tarnung auf. Miller war klar, dass sein Partner und bester Freund in echten Schwierigkeiten steckte. „Und wenn Sie so schlau sind, wie Ihr Ruf behauptet, Domino, dann befehlen Sie Ihren Gorillas, die Waffen hinzulegen und sich mir zu ergeben.“
    Domino lachte. „Ich habe Sie von zwanzig Leuten umzingeln lassen, und da glauben Sie, ich würde mich ergeben?“
    „Ich habe über zwanzig Mann Verstärkung“, log Tony, während John die Funktaste drückte.
    „Ach ja? Und wo ist diese Verstärkung?“
    Johns für gewöhnlich unerschütterliche Selbstbeherrschung drohte ihn zu verlassen. Er hatte den Befehl, draußen vor dem Lagerhaus still abzuwarten, bis die Hubschrauber eintrafen, eine Demonstration von Stärke. Aber er konnte nicht mehr länger warten. Er würde einfach nicht mehr warten.
    „Mann, John, hast du es nicht mitbekommen?“, meldete sich Freds kratzige Stimme über Funk. „Die Hubschrauber wurden zu einem neuen Zielort dirigiert – es gab einen Attentatsversuch auf den Gouverneur. Es herrscht Code Red, oberste Priorität. Du bist auf dich allein gestellt.“
    Keine Hubschrauber. Keine Verstärkung. Nur Tony drinnen im Lagerhaus, kurz davor, von Alfonse Domino hingerichtet zu werden. Und John Miller hier draußen.
    Ein solches Szenario hatte John nicht auf der Rechnung gehabt. Darauf war er nicht vorbereitet.
    Er schnappte sich die Maschinenpistole vom Boden des Vans und rannte auf das Lagerhaus zu. Er brauchte ein Wunder, doch er vergeudete keine Zeit mit Beten. Er wusste sehr gut, dass das nichts nützen würde und sie ohnehin kaum eine Chance hatten.
    „Ich kündige.“
    Die Vorstandsmitglieder schauten sie verblüfft schweigend an.
    Marie Carver sah in die vertrauten, plötzlich geschockten Gesichter und wusste, dass diese zwei kleinen Worte ihr die Freiheit brachten. Es war ganz einfach. Sie kündigte.
    „Ich habe bereits für einen Ersatz gesorgt“, erklärte sie den Anwesenden, wobei sie sich zusammenreißen musste, um nicht ausgelassen loszulachen. Sie kündigte. Morgen würde sie nicht durch den Haupteingang gehen und den Fahrstuhl nach oben zu ihrem Vorstandsbüro in der Penthouse-Etage nehmen. Morgen würde sie an einem anderen Ort sein. In einer anderen Stadt, in einem anderen Bundesstaat. Vielleicht sogar in einem anderen Land. Sie gab die Einstellungsberichte herum, die ihre Sekretärin getippt und mit einem fröhlichen gelben Einband versehen hatte. „Ich habe sämtliche Bewerbungsgespräche geführt und die Auswahl auf drei Kandidaten eingegrenzt. Jedem von ihnen würde ich als neuem Präsidenten von Carver Software mein vollstes Vertrauen aussprechen.“
    Alle zwölf Vorstandsmitglieder fingen gleichzeitig an zu reden.
    Marie hob die Hand. „Sollten Sie sich dazu entschließen, jemand anderen einzustellen, brauchen Sie selbstverständlich meine Zustimmung, da ich nach wie vor die Mehrheitsanteile der Firma halte. Aber ich glaube, Sie werden beeindruckt sein von der Auswahl, die ich Ihnen hier präsentiere.“ Sie klopfte mit den Fingerknöcheln auf den gelben Einband. „Ich möchte Sie bitten, mit Ihren Fragen zu warten, bis Sie die Berichte gelesen haben. Sollten danach Ihre Bedenken nicht ausgeräumt sein, können Sie mich bis sechs Uhr heute Abend zu Hause erreichen. Danach werde ich in Kontakt mit meiner Sekretärin
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