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Im Netz Der Schwarzen Witwe

Im Netz Der Schwarzen Witwe

Titel: Im Netz Der Schwarzen Witwe
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werden.
    Das sagte ihm sein Verstand. Doch die Wut war stärker, und sein unbändiger Zorn auf diesen Killer schärfte seine Sinne.
    Tony war tot, und der Dreckskerl, der dafür verantwortlich war, sollte nicht in einem Schnellboot entkommen. Er würde nicht irgendwo in Südamerika untertauchen, wo das FBI nicht mehr an ihn herankam. Nein, Alfonse Domino würde in der Hölle schmoren.
    John warf sich in vollem Lauf gegen die Tür des Lagerhauses, hob die Waffe in Hüfthöhe und brüllte beim Anblick von Tonys Leiche, die in einer Blutlache auf dem kalten Betonboden lag, seinen ganzen Schmerz und seinen Zorn heraus. Dann schoss er auf den verblüfften Domino und seine Männer.
    Sie hielt ihr Flugticket bereit, das auf einen falschen Namen ausgestellt war. Einen vorübergehenden Namen.
    Jane Riley. Schlicht und unauffällig. Plain Jane. Plane Jane. Der Gedanke amüsierte sie. Aber nur kurz, da sie wusste, dass ihr Lächeln auffiel. Und momentan hatte sie nicht das geringste Interesse daran, irgendwem aufzufallen.
    Sie trug zu diesem Anlass ein Kopftuch und eine einfache sandfarbene Jacke, die sie in einem Secondhandshop in der Stadt gekauft hatte.
    Sie nahm nichts von Clarise mit. Nichts außer dem Geld und ihrer Sammlung. Neun Haarlocken.
    Sie reiste mit leichtem Gepäck und bestieg das Flugzeug nach Atlanta lediglich mit einer Tragetasche. In der befanden sich mehrere Romane, die sie im Flughafenshop gekauft hatte, sowie zweitausend Dollar in bar. Der Rest des Geldes wartete bereits auf ihrem Schweizer Bankkonto.
    In Atlanta wollte sie den Zug nehmen. Wohin, wusste sie noch nicht. Vielleicht nach New York. Oder nach Philadelphia.
    Sie würde sich ein oder zwei Kinobesuche gönnen und sich Zeit lassen bei der Entscheidung, wer sie sein wollte. Dann würde sie sich die Haare schneiden und färben lassen, sich passend zu ihrer neuen Identität einkleiden, sich eine neue Stadt in einem neuen Bundesstaat aussuchen und ihr Spiel von vorn beginnen.
    Damit sie die zehnte Locke bekam.

1. KAPITEL
    J ohn Miller schlug das Herz bis zum Hals, und sein Mund war trocken, als er aus dem Schlaf hochschreckte. Er sprang auf und versuchte, sich zu orientieren, wobei er automatisch nach seiner Waffe griff.
    „John, alles in Ordnung?“
    Verdammt, er befand sich in seinem Büro. Er war an seinem Schreibtisch eingeschlafen, und nun stand er mit gezückter Waffe und zitternden Händen in seinem Büro.
    Daniel Tonaka stand im Türrahmen und beobachtete ihn. Wie so oft blieb Daniels Miene ausdruckslos. Allerdings war sein Blick demonstrativ auf die Pistole in Johns Hand gerichtet.
    John steckte sie wieder ins Halfter und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. „Ja“, sagte er. „Alles in Ordnung. Ich bin bloß für einen kurzen Moment eingeschlafen.“
    „Vielleicht solltest du lieber nach Hause fahren und dich ins Bett legen.“
    Ins Bett. Klar. In einem anderen Leben vielleicht.
    „Du siehst übel aus, Mann“, bemerkte Daniel.
    John fühlte sich auch mies. Er brauchte dringend einen Fall, an dem er arbeiten konnte. Solange er arbeitete, waren die Träume nicht so schlimm. Die Zeit zwischen den Fällen war unerträglich. „Ich brauche einfach noch mehr Kaffee.“
    Daniel sagte nichts. Er sah John nur an.
    Tonaka war relativ neu und noch sehr jung, kaum fünfundzwanzig Jahre alt. Er hatte ein junges attraktives Gesicht mit hohen Wangenknochen und dunkelbraunen, exotisch geformten Augen, die seine zum Teil asiatische Herkunft verrieten. In diesen Augen lag jedoch eine Weisheit, die seinem Alter voraus war. Und deshalb wusste dieser junge Kollege auch genau, wann es besser war, den Mund zu halten. John schätzte diese Eigenschaft an ihm.
    Daniel Tonaka konnte mit seinem Schweigen und einer leicht angehobenen Braue mehr sagen als zwanzig Männer, die den ganzen Tag redeten.
    Seit Tony hatte John ein halbes Dutzend neuer Partner gehabt, aber Daniel war der erste bisher, der geblieben war. Nächste Woche würden es wie viele Monate sein? Sieben? Dafür verdiente er glatt einen Orden.
    John kannte seinen Ruf sehr wohl. Man nannte ihn den Roboter. Er war eine Maschine, ein Automat, der sich durch nichts und niemanden von einer Ermittlung abbringen ließ. Er war imstande, alle um sich herum mit einem laserscharfen Blick erstarren zu lassen. Schon vor Tonys Tod hatte er sich seine Gefühle nicht anmerken lassen, und er musste zugeben, dass er sich in den vergangenen Jahren noch weniger in die Karten schauen ließ.
    Er war sich
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