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Im Netz Der Schwarzen Witwe

Im Netz Der Schwarzen Witwe

Titel: Im Netz Der Schwarzen Witwe
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schaffe ich es beim besten Willen nicht, diesen Blick zu imitieren. Jeden Abend übe ich vorm Badezimmerspiegel, aber ich kriege es einfach nicht hin. Du hast da wirklich ein von Gott gegebenes Talent. Bis später.“
    Daniel schloss die Tür hinter sich. John schaute ihm hinterher und wünschte … ja, was?
    Wenn es nicht der Junge, sondern Tony gewesen wäre, hätte er ihm wohl von den Albträumen erzählt und davon, dass er viel zu viel Angst hatte, um einzuschlafen. Wenn es Tony gewesen wäre, dann hätte er ihm vermutlich auch erzählt, dass er heute Morgen auf der Badezimmerwaage festgestellt hatte, dass er zwanzig Pfund Gewicht verloren hatte. Zwanzig Pfund, einfach so.
    Aber Daniel Tonaka war nicht Tony.
    Tony war tot. Schon seit Jahren.
    John griff nach dem Telefonhörer. „John Miller hier. Verbinden Sie mich bitte mit Captain Blake.“
    Es wurde Zeit, sich ernsthaft diesem Fall der Schwarzen Witwe zu widmen. Vielleicht konnte er danach endlich schlafen.
    Garden Isle, Georgia, war ein echter Geheimtipp unter den Angehörigen des Jetsets. Weicher weißer Sandstrand. Blauer Himmel und ein sauberes, wenn auch wegen der mineralischen Ablagerungen trübes Meer. Die Stadt selbst war idyllisch, mit Kopfsteinpflasterstraßen, charmanten Backsteinhäusern und Blumenkästen voller bunt blühender Blumen vor den Fenstern. Es gab überwiegend exklusive Boutiquen, angesagte und sehr teure Viersternerestaurants. Man musste nur wissen, wohin man am besten ging.
    Nach zwei Monaten auf Garden Isle wusste Mariah Robinson genau, wo man einen Bogen um die Touristen machen konnte. Sie lud ihre Kamera und ihre Strandtasche in den Lenkerkorb an ihrem Fahrrad und machte sich auf den Weg zum Strand.
    Nicht zu dem ruhigen, allerdings windigen Strandabschnitt, der nur wenige Hundert Meter von ihrem Ferienhaus entfernt war. Stattdessen schlug sie den Weg ein zum meistens vollen, belebten Strand neben dem Fünfsternehotel.
    Meistens genoss sie die Einsamkeit, die beinah alle Geräusche übertönende Brandung und die Möwenschreie. Heute war ihr jedoch danach, sich unter die Leute zu mischen. Heute sehnte sie sich nach Gesellschaft. Und aus einer Laune heraus wollte sie unbedingt ihre Kamera zum Einsatz bringen und Menschen fotografieren.
    Sie traf sich mit ihrer Freundin Serena zum Lunch in einem dieser exklusiven Restaurants.
    Doch sie war über eine Stunde zu früh. Mariah nahm ihr Fahrrad mit an den Strand, legte es vorsichtig auf die Seite und breitete daneben ihre Decke aus. Eine Reggae-Band spielte im Zelt neben der Hotelbar, obwohl es noch früher Vormittag war, und die Klänge der Musik drifteten über den Strand.
    Sie setzte sich in die Sonne und beobachtete die Leute um sich herum.
    Einige der Sonnenanbeter lagen auf Liegestühlen und hatten die Nasen in Bücher gesteckt. Andere unterhielten sich oder flirteten in größeren und kleineren Gruppen. Männer und Frauen in Sportkleidung joggten am kilometerlangen Strand nah am Wasser. Weniger Sportbegeisterte wanderten oder gingen spazieren. Wieder andere flanierten und zeigten ihre gebräunten, trainierten Körper in knappen Designer-Badeanzügen.
    Mariah nahm ihre Kamera aus dem Korb. Sie liebte es, auf traditionelle Art zu fotografieren, genoss das schwere Klicken des Auslösers und das Surren, wenn der Film in der Kamera weitertransportiert wurde. Deshalb hatte sie sich bisher noch keine Digitalkamera gekauft, sondern fotografierte mit einer alten Spiegelreflexkamera und entwickelte die Fotos in ihrem eigenen kleinen Labor. Jetzt richtete sie das Objektiv auf einen Golden Retriever, der neben einem muskulösen Mann in einer neongrünen Laufhose hertrottete. Sie liebte Hunde. Jetzt, da sie nicht mehr von morgens bis abends im Büro sein musste, dachte sie sogar darüber nach, sich einen anzuschaffen …
    „Sieh mal an, dass ich dich so früh hier treffe.“
    Mariah sah auf. Sie schaute direkt in die grelle Sonne und konnte das Gesicht ihrer Freundin nicht erkennen. Doch das spielte keine Rolle, denn der britische Akzent war unverwechselbar.
    „Hallo“, sagte Mariah lächelnd, während Serena sich neben ihr auf die Decke setzte.
    „Ich dachte, du hättest dem Hotelstrand abgeschworen“, meinte Serena und sah Mariah über den Rand ihrer teuren Sonnenbrille an.
    Serena Westford war älter, als Mariah bei ihrer ersten Begegnung angenommen hatte. Mittlerweile schätzte sie die Freundin auf Ende dreißig. Aber ihr Lächeln war jung, spontan und charmant und ließ ihre
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