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Das Ende der Nacht: Horror-Roman

Das Ende der Nacht: Horror-Roman

Titel: Das Ende der Nacht: Horror-Roman
Autoren: Nikolas Preil
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Kapitel Eins
    Es ist ein Junge!
     
     
    I
     
    Es hätte sie warnen können. Aber niemandem fielen die toten Sperlinge auf, die mit dem Regen auf die Erde schlugen. Erst als es zu spät war, sollten die kleinen, zerplatzten Körper wahrgenommen werden. Zuerst von Marina Kirchner, aber ihre Geschichte ist eine andere und ungeeignet, um zu erzählen, was geschah.
    Stattdessen begeben wir uns nach Bönningstedt, einem Ort im Kreis Pinneberg, wo der Großteil dieser unschuldigen Vögel verendete. An jenem Abend fand ein Bankett in der Schulaula statt. Die Räumlichkeiten waren aufgrund von Ehrengästen und deren zahlreichen Bewunderern überfüllt. Viele standen vor den Eingängen und unterhielten sich, Regenschirme in den Händen, und sie rauchten ihre Zigaretten. Die Tropfen waren dicht und das prasselnde Geräusch in den Bäumen zu laut.
    Aus der Masse der feiernden Menschen entfernte sich ein Mann. Ihm wollen wir nun folgen. Er stieg in sein Auto und fuhr die kleine Straße entlang hinauf zur Autobahn, um Hamburg noch vor Mitternacht zu erreichen. Xaver wusste nicht, aufgrund des Regens, wie lange er brauchen würde und hoffte auf nicht allzu schlechte Straßenverhältnisse. Als seine Reifen einige Sperlinge zerquetschten, verfluchte Xaver die Unebenheiten der Fahrbahn.
    Von seinem Bruder, der gerade eine Rede hielt, wollte er sich nicht mehr verabschieden. So wichtig war ihm dieser Scheiß nicht. Und in letzter Zeit hatte Günther stets einen Grund gefunden, Streit mit Xaver zu provozieren. Er verstand nicht, warum ausgerechnet sein jüngerer Bruder demnächst befördert werden sollte. Obwohl er schon das halbe Leben als Polizist arbeitete. Xaver war erst dreißig und damit zehn Jahre jünger. Ein jedes Mal fügte Günther hinzu, wie unreif Xaver doch war und dass er den Aufgaben eines Hauptkommissars nicht gerecht werden konnte. Nur er wusste, was zu tun war, wie man in solch einer verantwortungsvollen Position zu handeln hatte .  
    Xaver ließ sich nicht anmerken, dass ihn die Sticheleien seines Bruders berührten. Und wenn er kurz davor stand, ihm die Meinung zu sagen, schwieg er, weil häufig Clara und Christina anwesend waren, Günthers Frau und Tochter.
    Xaver ließ seinen Bruder stets ausreden und führte die Konversation dann zu angenehmeren Themen. Keine Waffe war nämlich so wirksam wie die der Ignoranz. Das hatte Xaver schon als Kind über seinen Bruder gelernt und er wendete sie seitdem konsequent an. Auch in anderen Lebenslagen. Dadurch hatte er sich ein stabiles Gemüt antrainiert, das selten ins Schwanken geriet. Das war anscheinend den Verantwortlichen in der Chefetage des LKA aufgefallen und es prädestinierte Xaver mehr für eine Beförderung. Günther war ein Hitzkopf, jemand, der sein Herz auf der Zunge trug und diese Fähigkeit wirkte nur bei seinen Reden, wenn er belustigen und unterhalten sollte. Nicht selten waren Clara und Christina seine Ausbrüche peinlich und sie beschwichtigten Xaver im Geheimen mit Kopfnicken und traurigem Lächeln.
    Nach einer halben Stunde hatte Xaver das Ortsschild Hamburgs passiert. Er stellte sein altes Autoradio lauter und kramte im Handschuhfach nach einer geeigneten Musikkassette, während die Stimme des Moderators gezwungen fröhlich klang:
    „Es ist jetzt zwanzig vor elf, also liegt die Nacht noch vor euch, Leute. Hinaus aus dem Alltagstrott und hinein ins Nachtleben. Damit ihr aber nicht überrascht werdet, sage ich euch gleich: Draußen fällt noch immer Regen. Ein fahrbarer Untersatz ist jetzt angebracht und vergesst die Regenschirme nicht. Anscheinend meint der Wettergott es nicht gut mit uns in diesem Sommer. Kleiner Trost: Bis zum nächsten Wochenende steigen die Temperaturen auf knappe fünfundzwanzig Grad.
    Okay, erwischt! So richtig glauben kann ich´s auch nicht, aber wir werden sehen. Und nun, Leute, feiert eine Sendung Premiere, die ihr lieben werdet. Alle Freunde des Horrors und der Thriller-Geschichten aufgepasst: „Hamburg Horror Noir“ geht in die erste Runde. Gleich nach der Werbung wird die Geschichte „Patrick“ für reichlich Nervenkitzel sorgen auf Hamburg Welle Eins.
    Also, bis gleich.“
    Die richtige Musik gewählt, schob Xaver eine ältere Kassette mit der verwaschenen Aufschrift „Ride the Lightning“ in den Schlitz des Kassetten-Decks und laut ertönte die Eingangsmelodie von Metallicas „For whom the Bell talls“. Xaver drehte den Regler höher, dann begann James Hetfield mit seinem Gesang. Irgendwie klingt seine Stimme
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