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Im Mittelpunkt Yvonne

Im Mittelpunkt Yvonne

Titel: Im Mittelpunkt Yvonne
Autoren: A. A. Fair
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und ab, weil die Räder ihren Weg über Anhöhen und durch Vertiefungen suchen mußten.
    Die Wagenkolonne, an der Spitze der Sheriff in Frank Sellers’ Dienstwagen, bog auf das Landstück ein und hielt in unserer Nähe.
    Nun konnte man fachmännische Arbeit beobachten, bei der alles Hand in Hand ging und wie am Schnürchen. Ein Scheinwerfer wurde aufgestellt, über dem Schacht ein Dreibeinmast errichtet, an dessen Spitze eine Seilrolle befestigt und an das Seil eine viereckige Zeltbahn an stählernen Haken eingehängt.
    Ich ging noch einmal Brennholz holen.
    Ein Wagen von der Zeitungsredaktion kam hüpfend über das unebene Gelände. Ein Fotoreporter sprang heraus und begann alle Beteiligten mit seinen grellen Blitzlichtern zu blenden. Der Korrespondent, den ich in Banning kennengelernt hatte, war auch mit diesem Wagen gekommen. Er schüttelte mir die Hand.
    Mehrere Männer stiegen in den Schacht hinab. Wir hörten sie sprechen und Kommandos geben. Schließlich ertönte das vereinbarte Signal, die Männer oben begannen an dem Seil zu ziehen, das über die Rolle in der Spitze des Dreibeinmastes lief.
    Nach einer Weile kam die Hülle aus Segelleinen, die nicht mehr schlaff hing, ans Tageslicht. Der Polizeiarzt beugte sich gleich über sie. Dann holte jemand eine Decke.
    Ich sah auf meine Uhr. Gerade Mitternacht. Der ganze Vorgang hatte sich so schnell vollzogen, daß einem gar nicht bewußt geworden war, wie viele Einzelheiten, die immerhin einige Zeit brauchten, dabei beachtet werden mußten.
    Noch weit entfernt von uns sah ich wieder einen Lichtpunkt, der immer größer wurde. Bald waren Autoscheinwerfer zu erkennen, deren Strahlen immer wieder in Vertiefungen tauchten, bis der Wagen das halbwegs ebene Gelände erreichte. Er kam in schnellem Tempo heran.
    Sellers sagte zu mir: »Wir sind hier jetzt fertig, Kleiner.«
    »Eine Minute nur noch«, sagte ich. »Bleiben Sie noch hier, ich möchte einen Zeugen haben.«
    »Für was?«
    »Für das, was noch passiert.«
    Der Wagen holperte in wilder Fahrt über die Erdfurchen. Als er so nahe war, daß der Fahrer die Lampen unserer kleinen Karawane bei der Hütte sehen konnte, gab er erst richtig Gas. Schlingernd und rutschend bremste er, eine Wolke von Staub aufwirbelnd, ein Stück vor uns. Die Beleuchtung erlosch, ich sah Cornings klobige Gestalt, wie er sich, steif von der langen Fahrt, hinter dem Lenkrad hervorschob.
    Ein paar Schritte ging ich ihm entgegen.
    »Was hat das hier zu bedeuten, Lam?« fragte er aufgebracht.
    »Daß ich Mrs. Wells gefunden habe, sonst nichts«, entgegnete ich kurz.
    Er spähte an mir vorbei nach der kleinen Gruppe von Männern, die Seile aufrollten und das Dreibein abmontierten. Sein Blick fiel auf Wanda Warren.
    Mit langen Schritten ging er auf sie zu.
    »Nanu, wen sehe ich denn hier!« sagte er. »Ich muß Sie doch kennen, schöne Frau. Habe ja Ihr Bild in der Zeitung gesehen.«
    Wanda atmete sichtlich auf, weil endlich wieder jemand da war, der ihrem Charme zu verfallen schien. Sie klapperte sofort mit den Augenlidern und sagte, kokett lächelnd: »Ach nein, wirklich?«
    »Sie befinden sich im Irrtum, Corning«, fuhr ich kühl dazwischen.
    »Was soll das schon wieder heißen?« fragte er über die Schulter.
    »Das ist nicht Mrs. Wells«, anwortete ich. »Die Dame heißt Wanda Warren.«
    Verblüfft schaute er ringsum und sagte: »Sie ist doch die einzige Frau hier!«
    Ich wies auf das, was nicht weit von uns reglos unter der Decke lag, und sagte: »Nein, ist sie nicht. Hier ist noch Yvonne Clymer, verschiedentlich auch bekannt als Yvonne Wells.«
    Bevor mich jemand daran hindern konnte, sprang ich hin und riß die Decke zurück.
    In der gleichmäßigen Kälte auf dem Grund des Schachtes war die Verwesung noch nicht weit fortgeschritten, aber der nackte Leichnam doch schon ziemlich stark aufgedunsen. Lawton Corning warf nur einen kurzen Blick auf das vom Todeskampf verzerrte Gesicht, dann stolperte er abseits in die Finsternis, denn ihm wurde so übel, daß wir hören konnten, wie es ihn würgte.
    Sellers kam zu mir und fragte: »Wo steckt Wells?«
    Ich zuckte die Schultern.
    »Kommen Sie mit«, sagte er.
    Mit ihm ging ich zu Wanda Warren. Er fragte auch sie: »Wo ist Drury Wells?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Lassen Sie die Kopfschüttelei«, sagte Sellers drohend, »sonst sperre ich Sie ins Kittchen, aber nicht bloß wegen Landstreicherei, sondern wegen Beihilfe an einem Mord. Wo steckt Drury Wells, he?«
    »Ganz ehrlich: Ich weiß es
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