Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mittelpunkt Yvonne

Im Mittelpunkt Yvonne

Titel: Im Mittelpunkt Yvonne
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
regelmäßigen Abständen.
    In einem Zimmer des ersten Stocks wurde Licht angemacht, ein Fenster ging auf, und jemand fragte: »Wer ist da?«
    »Kriminalpolizei«, sagte Sellers.
    »Was ist denn geschehen?«
    »Wir möchten mit Ihnen reden.«
    »Worüber?«
    »Soll das vielleicht die Nachbarschaft mithören«, fragte Sellers.
    Das Fenster wurde mit einem Knall geschlossen. Im Hausflur wurde es hell, auf der Treppe waren Schritte zu hören. Die Tür wurde knapp fünf Zentimeter geöffnet, sie war durch eine Sicherheitskette gesperrt. Eine etwas ängstlich klingende Stimme fragte von drinnen: »Darf ich bitte Ihre Ausweise sehen?«
    Sellers zog eine lederne Hülle aus der Tasche, klappte sie auf, so daß seine Ausweiskarte und die Polizeimarke zu sehen waren, und schob sie durch den Spalt.
    Einen Augenblick später wurde die Sicherheitskette abgehakt.
    Dr. Wells war ein schmalschultriger Mann, der aussah wie ein Magenkranker. Er war in Pantoffeln und trug über seinem Pyjama einen Bademantel.
    »Was gibt es denn?« fragte er.
    »Sind Sie verwandt mit Drury Wells?«
    »Er ist mein Bruder.«
    »Wo befindet er sich?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Sellers drückte die Tür vollends auf und ging hinein. Ich folgte ihm.
    »Machen Sie mehr Licht«, sagte Sellers.
    Dr. Wells knipste an mehreren Schaltern. Wir gingen ins Wohnzimmer.
    »Wollen Sie...«, Dr. Wells räusperte sich, »… möchten Sie einen Whisky trinken?«
    »Ich bin im Dienst. Wo ist Ihr Bruder?« entgegnete Sellers.
    »Ich sagte doch schon, daß ich’s nicht weiß. Gelegentlich höre ich mal von ihm, aber wo er gerade jetzt ist, weiß ich nicht.«
    »Wann haben Sie zuletzt von ihm gehört?«
    »Vor etwa einer Woche.«
    »Wo befand er sich da?«
    »Hat er nicht erwähnt.. Er hat nämlich häuslichen Ärger, wissen Sie, und möchte deshalb lieber unerreichbar bleiben.«
    »Sie wissen aber, wie Sie ihn erreichen können,, ja?«
    »Er ruft mich hin und wieder an.«
    »Wie oft?«
    »Manchmal höre ich von ihm einen ganzen Monat nichts, dann vielleicht wieder zwei drei Tage hintereinander. Verstehen Sie doch, Leutnant, er ist zwar mein Bruder, aber es herrscht zwischen uns keine rechte Harmonie. Ich finde nämlich, daß er seine Frau und die Kinder schandbar vernachlässigt. Er trägt zu ihrem Lebensunterhalt nur dann bei, wenn er sich unbedingt dazu gezwungen sieht. Er beharrt nach wie vor auf seinem Standpunkte, daß seine Frau die Unvernünftige sei, weil sie sich nicht scheiden lassen will, und.. Nun, dafür will er sie eben auf seine Art bestrafen, was ich häßlich von ihm finde.«
    »Wie können Sie mit ihm Kontakt aufnehmen?« fragte Sellers.
    »Ich sagte doch schon: gär nicht. Ich weiß einfach nicht, Leutnant.. Vermutlich wird er gesucht, weil er den Unterhalt nicht zahlt?«
    »Er wird gesucht wegen Mordes«, antwortete Sellers.
    »Weswegen?«
    »Sie haben mich verstanden: wegen Mordes.«
    »Aber das ist doch unmöglich!«
    Sellers holte eine Zigarre aus der Tasche und steckte sie in den Mund. »Ich muß Sie also jetzt fragen, ob Sie einen Menschen decken wollen, der als Mörder gesucht wird! Das könnte sehr schlimm für Sie ausgehen, und ich bin derjenige, der dafür sorgen kann, daß es schlimm genug wird. Das verstehen Sie wohl?«
    Dr. Wells nickte.
    »Daher frage ich Sie jetzt: Wo ist er?«
    Wells schüttelte den Kopf.
    Sellers fragte über die Schulter: »Na, was macht Sie so kribbelig, Lam?«
    »Ich habe eine Idee«, antwortete ich.
    »Die wird warten können.«
    »Ich gehe weg. Ich glaube, ich habe einen Anhaltspunkt.«
    Sellers streifte mich nur mit einem raschen Blick, um Dr. Wells nicht aus den Augen zu lassen, und sagte: »Sie bleiben genau hier, Lam.«
    »Ich sagte doch eben, daß ich einen Anhaltspunkt habe.« Damit verließ ich das Zimmer.
    Eine Frau in Nachthemd und Morgenrock stand auf der halben Treppe und horchte. Als ich in den Flur kam, stieß sie einen unterdrückten Schrei aus und eilte, so schnell sie konnte, die Treppe wieder hinauf.
    Ich ging zur Haustür, öffnete sie, knallte sie zu, schlich auf Zehenspitzen durch den Flur zurück bis an einen Kleiderschrank, machte ihn auf, schob einige Regenmäntel und einen Schirm beiseite, hockte mich so hin, daß ich die Schranktür schließen konnte, und zog sie bis auf einen schmalen Spalt zu.
    Ich hörte Sellers sagen: »Ich will wissen, wo Drury Wells ist, und nicht mit Ihnen Karussell fahren!«
    »Aber ich habe Ihnen doch erklärt, wie’s ist, Leutnant.«
    »So. Ich fahre jetzt wieder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher