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Im Mittelpunkt Yvonne

Im Mittelpunkt Yvonne

Titel: Im Mittelpunkt Yvonne
Autoren: A. A. Fair
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ins Präsidium«, sagte Sellers. »Ich hin überzeugt, Sie wollen Ihren Bruder decken, lasse Ihnen aber ungefähr eine Viertelstunde Zeit, damit Sie sich anders besinnen können. Rufen Sie das Polizeipräsidium an, verlangen Sie das Morddezernat und dann Leutnant Sellers.«
    Ich hörte, wie Sellers seinen Stuhl zurückschob, vernahm seine festen Schritte, als er durchs Wohnzimmer ging, dann durch den Flur, vorbei an dem Schrank, in dem ich saß, und nach draußen die Vortreppe hinab. Dann hörte ich das jaulende Geräusch des Starters in seinem Dienstwagen.
    Die Frauenstimme sagte angstvoll: »Carl, du wirst es ihnen sagen müssen.«
    Aus dem Wohnzimmer kam keine Antwort. Die Frau kam die Treppe herunter, ich hörte, wie die Wählscheibe eines Telefons gedreht wurde, und sah die Frau an mir vorbei zum Wohnzimmer gehen.
    »Carl, du kannst dir nicht erlauben, so zu handeln«, sagte sie. »In diesem Fall bist du verpflichtet...«
    Offenbar hatte Dr. Wells inzwischen Antwort am Telefon bekommen, denn ich hörte ihn sagen: »Drury, was hast du denn jetzt wieder angerichtet?«
    Eine Minute war es still, dann sagte er: »Eben ist die Polizei hiergewesen und hat nach dir gefragt... Nein, das ist es nicht, behaupten sie... Sie kamen vom Morddezernat. Du sollst einen Mord begangen haben...«
    Wieder herrschte eine Weile Schweigen, bevor er weitersprach: »Ich bin nicht mehr in der Lage, dich zu beschützen,
    Drury. Vierundzwanzig Stunden gebe ich dir noch, und dann ist Schluß.«
    Er hatte den Hörer aufgelegt. Ich hörte ihn, während er die Sperrkette wieder vor die Tür legte, noch kurz mit seiner .Frau sprechen, dann knipsten sie im Parterre die Lampen aus und begaben sich wieder nach oben.
    Ich wartete ungefähr fünf Minuten, dann schlich ich in den dunklen Flur, tastete nach der Sperrkette an der Haustür, machte sie vorsichtig los, öffnete, trat behutsam auf die Freitreppe und zog die Tür leise hinter mir zu. Dann eilte ich die Stufen hinab und gleich quer über den Rasen bis zum Bürgersteig. Auf der Straße rannte ich, so schnell ich konnte, weiter. Wie lange mußte ich wohl noch laufen, ehe ich in dieser Gegend ein Taxi fand?
    Um die nächste Ecke glitten die Scheinwerferstrahlen eines Autos, das sehr schnell fuhr. Ich drehte mich um, da schob sich der Wagen schon dicht neben mir an den Rinnstein, seine vordere Tür flog auf, und Sellers sagte: »Einsteigen, Knirps.«
    Ich kletterte hinein.
    »Was hat der Mann unternommen?« fragte Sellers sofort.
    »Also haben Sie gewußt, was ich tat?« stellte ich eine Gegenfrage.
    »Ich hab’s ja zugelassen, oder etwa nicht?«
    Darauf brauchte ich nicht zu antworten.
    »Hat er telefoniert?« fragte Sellers.
    »Hat er«, erwiderte ich.
    Sellers wendete den Wagen noch vor der nächsten Kreuzung und fuhr wieder zum Bungalow von Dr. Wells, wo er wie beim erstenmal anhaltend klingelte.
    Dr. Wells kam mit zornigem Gemurmel von oben. »Das ist ja unerhört«, sagte er. »Es ist doch..«
    Sellers griff durch die Tür, die Wells halb geöffnet hatte, packte ihn vor der Brust beim Bademantel, drehte den Stoff zusammen, bis seine Faust unter der Kehle des Arztes saß, und drückte ihn, indem er in den Flur trat, gegen die Wand. »Reden Sie sofort! - Welche Nummer haben Sie angerufen, sobald ich das Haus verlassen hatte?«
    »Ich habe überhaupt nicht telefoniert«, sagte Wells.
    Sellers zog ihn nach vorn, packte noch fester zu und rammte ihn noch einmal gegen die Wand, so wuchtig, daß das leichtgebaute Haus zitterte.
    »Ziehen Sie sich an, Sie sind verhaftet«, sagte er grimmig.
    »Aus welchem Grunde?«
    »Wegen Nichtmeldung eines Verbrechens, das Mord heißt. Beihilfe nach der Tat. Unterwegs werde ich mir weitere Beschuldigungen ausdenken. Ich bringe Sie vor den Kadi!«
    »Ich schwöre Ihnen, daß ich nicht telefoniert habe! Ich...«
    Sellers blickte mich fragend an.
    »Er lügt«, sagte ich.
    »Nein, ich lüge nicht!« rief Dr. Wells. »Ich werde...«
    »Sie hatten doch, ehe Sie wieder nach oben gingen, die Sperrkette vor die Haustür gelegt, nicht wahr?« fragte ich ihn.
    Er maß mich mit einem sonderbaren Blick und antwortete: »Ja...«
    Im ersten Stock begann ein Kind zu weinen.
    »Die war aber ab, als Sie soeben herunterkamen, um zu öffnen«, hielt ich ihm vor. »Ziehen Sie daraus selbst Ihre Schlüsse.«
    Sellers wies mit einer Kopfbewegung nach oben. »Wie wird Ihrer Frau und Ihren Kindern zumute sein, wenn sie morgen Ihr Foto groß in der Zeitung finden? Sie und Ihr kostbarer
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