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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden
Autoren: Anne Rice
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LISA
Ich heiße Lisa.
     
    Ich bin einsfünfundsiebzig groß, Mein Haar ist dunkelbraun und lang. Ich trage oft Leder, immer hohe Stiefel, manchmal handschuhweiche Jacken und hin und wieder sogar Lederröcke, und ich trage Spitzen, insbesondere, wenn ich welche finde, die mir gefallen: schneeweiße, feine, altmodische Spitzen. Ich habe helle Haut, die schnell braun wird, große Brüste und lange Beine. Auch wenn ich mich selber nicht schön finde und nie schön gefunden habe, weiß ich, daß ich es bin. Sonst wäre ich nicht Trainerin im Club.
    Gute Statur und große Augen sind die wahren Grundlagen meiner Schönheit, nehme ich an, und üppiges volles Haar – und etwas in meinem Gesichtsausdruck, so daß ich meistens süß und irgendwie verloren ausschaue, aber ich kann männlichen und weiblichen Sklaven Furcht einflößen, sobald ich zu reden anfange.
    Im Club bezeichnen sie mich als Perfektionistin, was kein schlechtes Kompliment ist, wenn man in einem Laden wie dem Club so genannt wird, wo jeder nach irgendeiner Art von Perfektion strebt; dieses Streben ist ein Teil des ganzen Vergnügens.
    Ich gehöre zum Club, seit er aufgemacht hat. Ich habe ihn mitgegründet, seine Prinzipien mit ausgearbeitet, war bei der Begutachtung der ersten Mitglieder und der ersten Sklaven dabei. Ich habe die Regeln und Grenzen festgelegt. Und ich habe den größten Teil der Ausstattung, die dort heute benutzt wird, erdacht und entworfen. Ich habe sogar einen Teil der Bungalows und Gärten gestaltet, den Morgen-Pool und die Brunnen. Ich habe mehr als zwanzig der Suiten selbst dekoriert. Über die vielen Nachahmer muß ich grinsen. Es gibt keine echte Konkurrenz für den Club
    Der Club ist, was er ist, weil er an sich selbst glaubt. Sein Zauber und sein Schrecken wurzeln darin.
    Das hier ist eine Geschichte, die im Club geschah.
    Ein großer Teil der Geschichte spielt nicht einmal dort. Sie findet in New Orleans und auf dem Land in der Umgebung von New Orleans statt. Und in Dallas. Aber das ist ziemlich unwichtig
    Die Geschichte begann im Club. Und egal, wohin sie von dort aus führt, sie handelt vom Club.
    Willkommen im Club.

LISA
Die neue Saison
     
    Wir warteten auf die Landeerlaubnis. Der riesige Jet umkreiste die Insel langsam auf der Touristenroute. Ich nenne sie so, weil man alles so deutlich sehen kann: die zuckerweißen Strände, die kleinen Buchten und das weitläufige Gelände des Clubs - hohe Steinmauern und von Baumen überschattete Garten, den großen Komplex ziegelgedeckter Gebäude, halb unter Mimosen und Pfefferbäumen versteckt. Man sieht die verstreuten Rhododendronbüsche mit weißen und rosa Blüten, die Orangenhaine und die Felder voller Mohnblumen und dunkelgrünem Gras.
    Vor den Toren des Clubs liegt der Hafen. Und hinter dem Gelände liegen der betriebsame Flughafen und der Hubschrauberplatz.
    Alle Welt kam zur Eröffnung der neuen Saison.
    Ungefähr zwanzig Privatflugzeuge blinkten silbrig in der Sonne, ein halbes Dutzend schneeweißer Jachten ankerte im grünblau glitzernden Wasser vor der Küste.
    Die Elysium lag schon im Hafen. Sie wirkte wie ein Spielzeugschiff in einem Lichtermeer. Wer ahnte schon, daß sich dort dreißig oder mehr Sklaven an Bord befanden, die atemlos darauf warteten, nackt über Deck und ans Ufer getrieben zu werden ?
    Die Sklaven machen ihre Reise zum Club aus einleuchtenden Gründen in Kleidern. Aber ehe sie die Insel sehen, geschweige denn betreten dürfen, werden sie ausgezogen.
    Nur nackt und unterwürfig sind sie zugelassen, und ihre ganze Habe wird bis zu ihrer Abreise in einem großen Keller unter einer Nummer aufbewahrt.
    Ein sehr dünnes goldenes Armband am rechten Handgelenk mit kunstvoll eingraviertem Namen und einer Nummer identifiziert den Sklaven, obwohl während der ersten Tage eine ganze Menge mit Fettstift auf dieses umwerfend nackte Fleisch geschrieben werden wird.
    Das Flugzeug neigte sich ein wenig und kam näher zum Dock. Ich war froh, daß das kleine Schauspiel noch nicht angefangen hatte.
    Mir blieb ein bißchen Zeit, vor der Inspektion in Ruhe ein Stündchen in meinem Zimmer bei einem Glas Bombay-Gin mit Eis zu verbringen.
    Ich lehnte mich zurück, fühlte, wie eine sanfte Wärme, eine undeutliche Erregung aus meinem Inneren aufstieg und meine ganze Hautoberfläche erfaßte. Die Sklaven waren so hinreißend ängstlich in diesen kurzen Anfangsmomenten. Ein köstliches Gefühl. Und es war nur der Anfang von all dem, was der Club für sie bereit hielt.
    Ich war
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