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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden
Autoren: Anne Rice
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finden, um auch nur tief Luft holen zu können.
    Am Anfang hatte ich die Ferien immer gebraucht, hatte es gebraucht, durch ganz normale Straßen zu gehen. Warum also diesmal diese Rastlosigkeit, diese Ungeduld, dieses Gefühl, eine Gefahr für den Seelenfrieden derer zu sein, die ich liebe?
    Schließlich verbrachte ich das Ende meiner Ferien in meinem Zimmer im Adolphus in Dallas und schaute mir wieder und wieder einen kleinen Film an. Angelo, My love , von dem Schauspieler Robert Duvall. Er handelt von Zigeunern in New York.
    Angelo ist ein pfiffiger, schwarzäugiger kleiner Junge von etwa acht Jahren, richtig clever und intelligent und hübsch, und es ist sein Film, seiner und der seiner Familie, und Duvall hat sie einen großen Teil ihrer Dialoge selber erfinden lassen. Der Film ist realistischer als die Wirklichkeit, ein Film über ihr Leben in ihrer eigenen Zigeunerwelt. Außenseiter mittendrin, mitten in New York.
    Aber es war verrückt von mir, in einem verdunkelten Hotelzimmer in Dallas zu sitzen und einen Film siebenmal anzuschauen, weil die filmische Wirklichkeit exotisch war, diesem frechen, kleinen, schwarzhaarigen Jungen zuzusehen, wie er seine kleine Freundin anruft und piesackt oder in den Umkleideraum eines Country-Western-Kinderstars geht und mit ihm flirtet, dieser furchtlose, gutherzige, kleine Junge, der mitten im Leben steht.
    Was soll das eigentlich alles bedeuten, fragte ich mich wie ein Schulmädchen. Warum bringt mich das zum Weinen?
    Vielleicht, weil wir alle Außenseiter sind und uns alle unseren unüblichen Weg durch die Wildnis der Normalität schlagen, die nichts als ein Mythos ist.
    Vielleicht war sogar Mister Heile Welt aus der » Saint Pierre «-Bar in San Francisco eine Art von Außenseiter der junge Anwalt, der Gedichte schreibt und er wäre am nächsten Morgen bei Kaffee und Croissants nicht auf den Hintern gefallen, wenn ich gesagt hätte: »Rat mal, womit ich mein Geld verdiene. Nein, in Wirklichkeit ist es mehr als ein Beruf, es ist eine Berufung, es ist sehr ernst, es istmein Leben.«
    Verrückt. Dasitzen, Weißwein trinken und einen Zigeunerfilm anschauen, das Licht ausmachen und das nächtliche Dallas anschauen, all diese glitzernden Wolkenkratzer, die wie Leitern in den Himmel ragen.
    Ich lebe im Außenseiter-Himmel, nicht wahr? Wo alle geheimen Sehnsüchte befriedigt werden können, wo man nie allein ist und immer in Sicherheit. Im Club habe ich mein ganzes Erwachsenenleben zugebracht.
    Ich mußte einfach wieder dorthin zurück, das ist alles.
    Und nun kreisten wir wieder über Eden, und es war schon fast an der Zeit, die neu angekommenen Sklaven genau in Augenschein zu nehmen.
    Mich drängte es, diese Sklaven zu sehen, nachzuschauend, ob etwas Neues, etwas ganz und gar Außergewöhnliches dabei war ... Ach, diese uralte, romantische Sehnsucht!
    In jedem Jahr sind die Sklaven anders, ein bißchen klüger, interessanter, anspruchsvoller. Mit jedem Jahr, da der Club berühmter wird und mehr und mehr solche Clubs eröffnet werden, ist die Herkunft der hereinkommenden Sklaven vielfältiger. Und man weiß nie, wer da kommt, welche neue Gestalt dieses Fleisch annehmen wird.
    Erst vor ein paar Tagen hatte eine sehr große Versteigerung stattgefunden, eine von drei internationalen Versteigerungen zu denen es hinzugehen lohnt, und ich wußte, daß wir gut eingekauft hatten, Zweijahresverträge für etwa dreißig Männer und Frauen, allesamt hinreißend und mit ausgezeichneten Empfehlungen aus einigen der besten Häuser in Amerika und Übersee.
    Ein Sklave wird bei einer solchen Versteigerung erst vorgeführt, wenn er oder sie ein Training abgeschlossen und jeden Test erfolgreich absolviert hat. Hin und wieder kriegen wir einen unwilligen oder wankelmütigen jungen Mann oder eine junge Frau, die beim Herumspielen mit Lederpeitschen und Strapsen mehr oder weniger zufällig mitgeschwemmt wurde. Diese Sklaven befreien wir sehr schnell und zahlen sie aus. Wir mögen keine Verluste. Aber der Sklave kann nichts dafür
    Allerdings ist es erstaunlich, wie viele von ihnen ein Jahr später auf den teuersten Versteigerungsbühnen auftauchen. Und wenn wir sie dann kaufen - und das tun wir, wenn sie schön und stark genug sind, erzählen sie uns später, daß sie, seit sie freigelassen worden waren, nur noch vom Club geträumt haben.
    Aber um den Faden wieder aufzugreifen: Solche Fehler geschehen nicht bei den großen Versteigerungen.
    Vor dem Verkauf werden die Sklaven zwei Tage lang von einem
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