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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden
Autoren: Anne Rice
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Dominanzgehabe ist. Selbst bei denen mit den süßen Gesichtern, den scheinbar Unschuldigen, ist unterschwellig diese Macht erkennbar.
    Ich erkenne Trainer, wenn ich sie sehe. Ich habe sie überall erspäht, in dem schmuddeligen kleinen Zelt im Tal der Könige in Luxor, auf der Veranda des Grand Hotel Olafsson in Port-au-Prince.
    Es gibt diese untrüglichen, verräterischen Zeichen wie das breite schwarze Lederuhrarmband und die hohen Absätze, die man in einem gewöhnlichen Laden niemals finden wird. Und dann die Art und Weise, in der sie jeden Mann und jede Frau im Raum mit den Augen ausziehen.
    Jcder ist potentiell ein nackter Sklave, sobald man erst einmal Trainer geworden ist. Und man wird von einer Aura hochkarätiger Sinnlichkeit umgeben, die man last nicht abschütteln kann. Die nackte Kniekehle einer Frau, die kleine Falte, wo ein bloßer Arm sich gegen den Leib drückt, die Art, wie ein Männerhemd sich über der Brust spannt, wenn er die Hände in die Taschen steckt, die Hüftbewegung eines Kellners, wenn er sich nach einer auf den Boden gefallenen Serviette bückt: wo man auch hingeht, sieht man dergleichen und fühlt dieses ständige Surren der Erregung. Die ganze Welt ist ein Club der Lust
    Ein ganz besonderes Vergnügen bei den Auktionen besteht darin, diese ganz wenigen superreichen Individuen zu beobachten, die sich in ihren Häusern oder Landsitzen Trainer halten und bei den Versteigerungen Sklaven für ihren eigenen Bedarf erwerben. Sie sind oft verblüffend, diese Privatbesitzer, ein seltsamer Haufen.
    Ich erinnere mich an einen gutaussehenden Achtzehnjährigen in Begleitung von zwei Leibwächtern, der mit großem Ernst den Katalog durchblätterte, jedes Opfer durch seine violette Sonnenbrille musterte, sich ihm dann näherte, um es bedächtig zu kneifen. Er war ganz in Schwarz gekleidet bis auf ein Paar taubengraue Handschuhe, die er nie auszog. Ich konnte die Handschuhe beinahe selber fühlen, wenn er einen der Sklaven kniff. Wo immer er hinging, seine Leibwächter folgten ihm auf Schritt und Tritt, und der Trainer, einer der Besten,muß ich dazusagen, war immer gleich neben ihm. Sein Vater hatte sich einen Trainer und zwei Sklaven über viele Jahre, und nun war es an der Zeit, daß der Sohn den »Sport« zu genießen lernte.
    Er entschloß sich für einen sehr robusten Jungen und ein
    Mädchen.
    Wenn ich sage, ein Junge und ein Mädchen, so rede ich wohlverstanden nicht von Kindern. Der Club und die angesehenen Auktionshäuser handeln aus einsichtigen Gründen nicht mit Kindern. Die privaten Trainer sind klug genug, sie nicht zu uns zu schicken. Wenn sich mal ein Teenager durch Tricks oder mit falschen Papieren reinschmuggelt, fliegt er auf der Stelle wieder raus.
    Mit Jungen oder Mädchen meine ich eine Sorte von Sklaven, die unabhängig von ihrem Alter jung aussehen und sich jung benehmen. Es gibt dreißigjährige Sklaven, die sich als Jungen oder Mädchen qualifizieren. Und es gibt neunzehn- oder zwanzigjährige Sklaven, die sogar in Fesseln und gedemütigt ein Gebaren von solcher Ernsthaftigkeit und verletzter Würde bewahren, daß man sie als Frauen oder Männer anerkennt.
    Wie auch immer, dieser achtzehnjährige Gebieter kaufte zwei sehr jugendliche, muskulöse Sklaven, und ich erinnere mich daran, weil er bei der Versteigerung des Mädchens den Club überbot, Sie war eine jener sonnengebräunten, blonden Kreaturen, die niemals eine Träne vergießen, egal, wie hart sie bestraft werden, so daß der Gebieter immer mehr in Wallung gerät. Ich wollte sie unbedingt haben, und ich erinnere mich, daß ich etwas aufgebracht war, als ich sah, wie sie gefesselt und abtransportiert wurde. Der junge Gebieter sah es, und ich sah ihn zum ersten und einzigen Mal an jenem Tag lächeln.
    Ich mache mir immer Sorgen um diese Sklaven, die an Privatbesitzer verkauft werden. Nicht, daß sie nicht vertrauenswürdig wären, diese Eigentümer. Um in einem angesehenen Sklavenauktionshaus oder bei einem angesehenen Privattrainer einkaufen zu können, muß man vertrauenswürdig sein, die Angestellten müssen getestet und gutgeheißen worden und das Haus muß sicher sein. Aber es ist einfach einsam und gruselig, nur einer von zwei oder drei Sklaven auf einem großen Landsitz zu sein.
    Ich weiß es, denn ich habe es mit achtzehn erlebt. Egal, wie
gutaussehend oder schön der Gebieter oder die Gebieterin auch sein mag, egal, wie häufig Partys oder andere Unterhaltungen stattfinden, egal, wie gut und energisch die
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