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Im Land der Katharerburgen : Leseproben & mehr (German Edition)

Im Land der Katharerburgen : Leseproben & mehr (German Edition)

Titel: Im Land der Katharerburgen : Leseproben & mehr (German Edition)
Autoren: Helene Luise Köppel
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verschwinden. Der Vater ist darob ganz außer sich. Ein Gespinst aus Lügen mache sich in seiner Stadt breit, sagt er.“
    „Ah, im Namen Gottes, da hat er wohl recht!“, Sancha setzte sich Roc gegenüber auf ihren Stuhl. „Ruh dich aus und lass mich einen Augenblick nachdenken ...“
    Diese Geschichte war mehr als unglaubhaft, ja, sie war lächerlich, und es lohnte sich nicht, ihr nachzugehen. Dennoch gefiel es ihr, dass der Junge so außer sich war, dass er spuckte und fauchte! Sie starrte auf seinen schönen, oft zum Eigensinn oder Spott verzogenen Mund. Das Küssen vermied er leider noch immer. Das tat ihr weh. Dabei hatte sie sich nichts vorzuwerfen: Ihre Zähne waren weiß und wohlgestellt, nachdem ihr Hagelstein geraten hatte, sie nicht länger mit Urin oder Alaun zu reinigen, wie es ihr Zibelda vorschrieb, sondern mit dünnen Holzstäbchen und geriebener Malvenwurzel. „Haltet sie stets sauber, Jungfer“, hatte er ihr eingeschärft, „nichts mag so hässlich sein, als wenn Ihr lacht und man sieht dabei rabenschwarze Zähne!“
    Und sie hielt sich an diesen Rat, bis heute.
    Von draußen war scharfes Bellen zu hören. Rufe.
    Roç sprang auf und trat ans Fenster. „Die Nachhut kommt zurück, die Reitknechte, Treiber und Falkeniere.“ Er rief seine Befehle in den Hof hinunter.
    Wie unbeschwert, ja kühn er wirkte, dachte Sancha bei sich, mit seinem schulterlangen Haar, den nachlässig hochgewickelten Ärmeln seines weißen Leinenhemdes und den enganliegenden, rehledernen Beinkleidern.
    „Und wenn es stimmt?“, forderte sie ihn heraus.
    „Wenn was stimmt?“ Er drehte sich zu ihr um und sah sie fragend an.
    „Nun, wenn es sich tatsächlich um ein Menetekel, eine Warnung Gottes handelt, wie jene geisterhafte Schrift aus der Bibel, die beim Gastmahl des babylonischen Königs Belsazar erschien: ´Mene mene tekel u-pharsin - Gott hat dein Königtum gezählt und beendet?“
    Roç rümpfte die Nase. „Denkst du an eine Beendigung der Herrschaft meines Vaters, weil er die Katharer schützt?“
    „Aber nein, nicht doch, Liebster! Ich versuche mich nur in diesen Fulco hineinzuversetzen, seine verworrenen Gedankengänge zu ergründen. Nur mit dem Verstand können wir ihn besiegen. Und g ingen hundert Narren vor “, zitierte sie, „ und fielen alle in ein Moor – ein kluger Mann umgeht den Flecken und lässt sie in dem Dreckloch stecken. “
    "Ist das wieder eine der Weisheiten deines Narren?“
    „So mach nicht so ein finsteres Gesicht, Roç, lass uns lieber nachsehen, was an der Geschichte wirklich dran ist. Am besten gleich heute Abend, noch vor dem Jagdessen. Vielleicht können wir den Schwindel aufdecken. Ich sehe deinen Vater förmlich vor mir, wie er wieder aufblüht.“
    „Damit man uns morgen nachsagt, wir seien Ketzer, weil wir als Einzige diese Kreuze nicht sehen konnten?“
    Sancha sprang auf. „Niemand darf mich ungestraft eine Ketzerin schelten, hörst du“, zischte sie, „das lasse ich nicht zu. Bei Gott, Roç, warum machst du dir das Leben so schwer? Wir gehen auf Fulcos Spiel ein. Entdecken die Gläubigen unsichtbare Kreuze - so sehen wir sie eben auch. Was ist dabei! ... Miraval sollte uns begleiten, gewissermaßen als neutraler Zeuge. Er hat ein scharfes Auge und dein Vater vertraut ihm.“
    „Ein scharfes Auge? Etwa auf dich, liebe Sancha?“ Roç hob den Handschuh auf, grinste breit. „Ist er am Ende deinem unwiderstehlichen Zauber verfallen? Oder willst mich nur wieder eifersüchtig machen?“
    „Gefiel dir das etwa nicht?“, antwortete sie spröde. Sie stellte sich vor ihn hin, strich aufreizend über ihr grün-braun gestreiftes Surcot, das ihre schlanke Figur hervorhob, lachte dennoch verlegen.
    Roç hatte es also nicht vergessen ...
    Leichtsinnig war sie gewesen vor acht Tagen, unbedacht. Die Worte waren ihr wieder einmal nur so aus dem Mund gelaufen und sie hätte sich danach selbst ohrfeigen können: Mitten in der Nacht war Roç in ihr Bett gekommen, jedoch ohne den Versuch einer Annäherung zu machen. Enttäuscht hatte sich Sancha auf die andere Seite gedreht und boshaft gezischt: „Nun gut, Sénher, wenn Ihr jetzt wieder zur Magd lauft, hole ich mir zukünftig den Troubadour ins Bett!“

Vorstellung der neuen
    HLK-Sonderedition
    SÜDFRANKREICH-thriller
    (in Planung; ein Roman bereits erhältlich)

    Mein erster Thriller (mit historischem Hintergrund) erschien im Jahr 2008 unter dem Titel “Die Affäre Calas“ im Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin.
    Ermittler: Kommissar
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