Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Avalons böse Schwestern

Avalons böse Schwestern

Titel: Avalons böse Schwestern
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
An diesem Abend war der Farmer Burton Ives besonders gern auf sein Feld gegangen, denn die heiße, grelle Sonne des Tages war verschwunden, die Luft hatte sich abgekühlt.
    Daß es der letzte Gang seines Lebens werden sollte, ahnte er nicht. Er hatte seinen Traktor abgestellt und schlenderte langsam auf sein Ziel zu.
    Die Sonne hatte sich tief gesenkt. Der Himmel über ihm war eine großartige Landschaft aus verschiedenfarbigen Lichtern und Schatten, die sich verwischten, als wollten sie dieser Welt eine ferne Botschaft bringen.
    Das Feld war in den letzten Tagen abgeerntet worden. Die Heuballen standen wie Figuren in der flachen Gegend. Um diese Zeit warfen sie bereits Schatten und wirkten wie drohende Gespenster.
    Ein kühler Windhauch strich in das Gesicht des Farmers. Er ließ den dreiundvierzigjährigen Mann frösteln. Unwillkürlich zog Ives die Lederweste enger um seinen Körper. Danach beschleunigte er seine Schritte und blieb dort stehen, wo der große Heuwagen auf ihn wartete.
    Auch die Gabeln mit den breiten Zinken lagen bereit. Er würde damit die Ballen auf den Wagen schleudern. Eine wahre Knochenarbeit.
    Einen Helfer hatte er an diesem Abend nicht. Sein zwanzigjähriger Sohn lag mit gebrochenem Arm im Krankenhaus, und Edda, seine Frau, mußte sich um die Kühe kümmern.
    Ives fluchte vor sich hin. Es war schon ein bescheidenes Leben, das er führte. Da konnte er es seinem Sohn nicht verübeln, daß sich dieser nach einem anderen Job umgesehen hatte.
    Ein zweiter Windstoß blies ihm diese Gedanken aus dem Kopf. Die rechte Hand, die bereits den Griff der Heugabel umklammert hielt, erstarrte. Ives wunderte sich. Okay, es hatte sich abgekühlt, aber dieser kalte Hauch war nicht mehr natürlich. Da schien sich der Himmel geöffnet zu haben, um ihn aus einer anderen Welt hervorzuschicken.
    Irgendwo auf dem Feld rumorte es.
    Ives fuhr herum.
    Nichts war zu sehen.
    Verdammt noch mal! schoß es ihm durch den Kopf. Es lag kein Gewitter in der Luft, in der Umgebung war niemand zu sehen, der sich für dieses Rumoren hätte verantwortlich zeigen können, warum also war das Geräusch aufgeklungen?
    Er ging drei Schritte zur Seite, um einen besseren Überblick zu bekommen.
    Staub wallte vor ihm hoch!
    Es war eine große Wolke, und er wußte nicht mal, wo sie ihren Anfang genommen hatte. Jedenfalls war sie da und bewegte sich träge und auf der Stelle kreisend über einer bestimmten Stelle seines Ackers. Der Farmer ließ die Wolke nicht aus den Augen, und er fragte sich, ob sie überhaupt aus Staub bestand, denn der sah anders aus, nicht so hell und flimmernd.
    Das mußte etwas anderes sein!
    Burton Ives war fasziniert und ängstlich zugleich. Aus Zeitgründen auf der einen und aus Überzeugung auf der anderen Seite war er ein Mensch, der sich um rätselhafte Phänome nicht kümmerte, in diesem Fall aber jagten wilde Gedanken durch seinen Kopf. Er hatte von den unheimlichen Phänomenen gehört, die es auf manchen Feldern gegeben hatte. Da waren plötzlich Ringe und Kreise wie aus dem Nichts entstanden. Es hatte wilde Spekulationen und Vermutungen gegeben, doch ganz aufgeklärt worden waren die Fälle nicht.
    Erlebte er hier ein ähnliches Phänomen? Der Wind und der staubige Kreisel erschienen ja nicht von ungefähr, das hatte schon etwas zu bedeuten.
    Er hörte nichts.
    Kein Brausen, kein Heulen. Nur die tanzende Spirale bewegte sich auf dem Boden, beobachtet von einem Himmel, der aussah wie ein großer Flickenteppich.
    Plötzlich konnte er sich wieder bewegen. Der erste Schock war vergangen. Mit einer wild entschlossenen Geste riß er die Heugabel aus dem Boden. Er hatte plötzlich das Gefühl, sich wehren zu müssen, und wenn, dann wollte er die ›Waffe‹ nehmen, mit der er am besten umgehen konnte. Gleichzeitig kam er sich lächerlich vor. Wie sollte er mit einer Heugabel gegen eine Staubspirale angehen?
    Dennoch, vielleicht war sie mehr, auch keine Windhose, denn sie bewegte sich nicht weiter. Etwas Unheimliches und Unerklärliches tanzte auf der Stelle.
    Sehr schnell sogar, auch heulend und jammernd, als würde jemand im Unsichtbaren hocken und auf einer brüchigen Knochenflöte blasen. Das war nicht seine Welt, das hatte er noch nicht erlebt. Am besten wäre es für ihn gewesen, so rasch wie möglich zu seinem Traktor zu laufen und zu verschwinden.
    Seltsamerweise wollte ihm dies nicht gelingen. Die Faszination der unerklärlichen Staubwolke war auch für ihn zu groß. Sie zog ihn an, er bewegte sich Schritt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher