Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land der Katharerburgen : Leseproben & mehr (German Edition)

Im Land der Katharerburgen : Leseproben & mehr (German Edition)

Titel: Im Land der Katharerburgen : Leseproben & mehr (German Edition)
Autoren: Helene Luise Köppel
Vom Netzwerk:
Sturmwind heulte, der nach dem Dauerregen gekommen war ... Es waren ihre Augen gewesen, die ihn sofort gefesselt hatten. Ungewöhnliche Augen. „Bartomeus Hure", flüsterte er abfällig. Den Fürstbischof hatte er ebenfalls in unguter Erinnerung. Ein großer, aufgeblasener Wichtigtuer - eng mit Bischof Fulco befreundet. Lag es da nicht nahe, dass in dieser Freundschaft die Quelle des Wahns lag, aus der Fulco und Amaury offenbar zuviel getrunken hatten? Was wollten sie von Bartomeus Jungen? Keiner rückte mit der Wahrheit heraus. Nun, dann würde er die beiden noch etwas zappeln lassen.
    Als der Heerführer das Zelt öffnete, fuhr der Wind in seinen Umhang und bauschte ihn auf. Es dämmerte schon. In Begleitung seines Knappen suchte er die Latrine auf.
    Auf dem Rückweg hatte der Sturm nachgelassen, doch noch immer zogen eilige Wolken übers Firmament, wie eine Herde fetter Hammel vor dem Schlachten. Montfort warf einen skeptischen Blick zur Burg hinüber, wo der Feind offenbar noch schlief. Morgen sollten die neuen Soldaten kommen. Endlich, dachte er erleichtert. Dann gnade dir Gott, Lavaur.

    Leseprobe, Kapitel 10
    Das Hineinsehen in gute Spiegel stärkt die Augen!
    Enttäuscht klappte Sancha den maurischen Spiegel ihrer verstorbenen Mutter zu, der aus Silber und Glas und mit allerlei schönen Edelsteinen aufgeziert war. Der Beweis war nun erbracht, dass die jüdischen Gelehrten aus Zaragoza mit ihrer Behauptung Unrecht hatten! Sie selbst hatte diese These nun wochenlang überprüft, war fast täglich die schmale Wendeltreppe zum Adlerturm hinaufgestiegen, um den Baufortschritt des Glockenturms von Saint-Sernin zu beobachten. Doch die Zimmerer und Maurer, die dort in schwindelnder Höhe zugange waren – ein Wunder, dass man sie überhaupt ausmachen konnte! – waren noch immer nicht größer als ein Fliegenschiss auf einem gerade in der Sonne gebleichten Linnen. Das musste sie unbedingt Hagelstein schreiben!
    Kaum, dass sie wieder in ihrem Gemach war, stürmte Roç herein, ganz erhitzt.
    „Nanu? Ist die Beizjagd schon zu Ende?“ Sancha klappte die kleine Truhe zu, in die sie den Spiegel bis auf weiteres verbannt hatte.
    „Fulcos Märchenstunden!“, rief Roç aufgebracht und der schwere Lederhandschuh, den er zur Falkenjagd getragen hatte, landete im hohen Bogen auf dem Boden ihrer Kemenate. "Nach dem göttlichen Staubteufel hat er sich eine neue Wundergeschichte ausgedacht, um uns zu erniedrigen!"
    „Der Bischof?“ Sancha hob die Brauen. "Befindet er sich denn wieder in der Stadt? Und von welchem Wunder sprichst du?“
    „Von einem hinterhältigen Schauspiel, dass er derzeit mitten in Toulouse aufführen lässt, ohne sich selbst die Finger schmutzig zu machen. Es ist in der Kirche der Heiligen Jungfrau zu sehen. Nun, je näher am Palast der ´ketzerischen Raymonds`, desto besser, wird sich Fulco gedacht haben, der falsche Hund.“
    „Aber was genau ist denn vorgefallen?“ So sehr Roçs Geschichte sie neugierig machte, so sehr befriedigte es sie, dass ihr der Junge offenbar inzwischen vertraute. Und auch wenn er nicht jeden Tag in ihr Bett kam – er kam!
    Roç warf sich vollbekleidet auf ihr Lager. Er stöhnte. „Was für ein Tag! Die ganze Beizjagd ist mir verleitet worden. Obendrein haben die Falken bis aufs Blut aufeinander eingehackt, kaum dass wir sie trennen konnten. Sie sind verletzt."
    „Mein Gott! Und wie war die Ausbeute?“
    „Dementsprechend mäßig. Vierzehn Rebhühner, fünf Fasane, sieben Raben, fünf Hasen. All das wäre noch zu verschmerzen gewesen, doch als während der ersten Jagdpause die Rede auf diese sonderbare Sache kam – Mare de Deu! - da hat sich Vater wieder vor Schmerzen gekrümmt!“
    „Erzähl es mir doch! Was ist denn los?“
    Er richtete sich wieder auf. „Kreuze tauchen auf. Auf den frisch gekalkten Wänden der Kirche. Wie von Zauberhand. Silberkreuze - angeblich heller und leuchtender als das Weiß der Mauern.“
    Sancha verzog belustigt den Mund. „Kreuze? Aber Roç! Sie sind dem Bischof zu Kopfe gestiegen, nachdem er im Heerlager nichts anderes mehr zu Gesicht bekommt!“ Sie lachte laut und herzhaft.
    „Keine roten Stoffkreuze“, ma Dame! Es handelt sich um Erscheinungen! Und er erläuterte ihr, dass diese wie Blitze aufträten und von vielen Menschen gesehen würden. "Aber was dem Ganzen die Krone aufsetzt“, stieß er hervor, „ist die Behauptung, dass niemand in der Lage sei, sie jemandem zu zeigen, denn in genau diesem Augenblick würden sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher