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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr
Autoren: Kim Schneyder
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also. Dr. Steffen Baumann. Der große Verlagsboss. Der
Mann, der mir meine Frau wegnehmen will. Ein widerwärtiger alter Lustmolch. Aus
der Nähe bemerke ich sein überhebliches Grinsen, die widerwärtige
Selbstzufriedenheit, die er an den Tag legt. Anscheinend ist er auch noch stolz
auf seine neueste Eroberung, auf seinen jüngsten Aufriss.
    Na warte, du Mistkerl!
    Als ich seinen Tisch erreiche, baue ich mich vor ihm auf. Er glotzt
mich überrascht an und versucht ein halbherziges Lächeln. Aus den Augenwinkeln
sehe ich, dass sich eine mit reichlich Schmuck behängte ältere Dame nähert,
doch ich schenke ihr keine Beachtung.
    Â»Ihr Spiel ist aus«, sage ich mit schmalen Augen.
    Â»Ã„h, wie bitte?« Er blinzelt verwirrt.
    Â»Ich habe Sie durchschaut«, fahre ich fort und bewundere mich selbst
dafür, dass ich ihm nicht gleich eine reinhaue. »Sie benutzen Ihre Position, um
sich an unschuldige junge Frauen ranzumachen. Sie gaukeln ihnen die große
Karriere vor, dabei wollen Sie sie nur ins Bett kriegen.« Ich rede mich jetzt
so richtig in Rage. »Geben Sie es zu, bevor ich mich noch vergesse! Was haben
Sie noch geplant für den heutigen Abend? Haben Sie schon eine Hotelsuite
reserviert, um sie in Ruhe vernaschen zu können? Haben Sie sicherheitshalber
Viagra eingeworfen, damit Sie es auch bringen?« Ich bin jetzt so wütend, dass
ich mich am liebsten gleich auf ihn stürzen würde, ihn am Kragen packen, vor
die Tür schleppen und …
    Â»Dann ist es also wahr?«, höre ich auf einmal eine hysterisch
kreischende Stimme. »Du hast was mit dieser Neuen?«
    Das Kreissägen-Organ gehört der älteren Dame, die sich jetzt neben
mich gestellt hat. Wer ist die denn? Kennt sie ihn
etwa?
    Und wenn schon, mir egal. Soll sie ruhig erfahren, was für ein
Schwein dieser Kerl ist.
    Â»Aber, aber …«, beginnt er
zu stottern und läuft knallrot an. »Was soll das denn alles? Wer sind Sie
überhaupt? Und woher wissen Sie …?«
    Â»Wer ich bin? Ich bin der Mann, dessen Frau Sie heute Abend
verführen wollten, und ich weiß davon, weil sie es mir gesagt hat.«
    Â»Du Schwein!« Die Alte mutiert jetzt zur Amazone und schüttet
Baumann den Inhalt seines Glases mitten ins Gesicht. Der schnappt erschrocken
nach Luft, und ich ärgere mich beinahe, dass mir das nicht eingefallen ist.
    Â»Für eine kleine Praktikantin nimmst du also Viagra, und als ich
dich darum bat, hast du gesagt, der Arzt hätte es dir verboten!«, keift sie,
und gerade, als ich mich wundere, dass sie Sandra eine Praktikantin genannt
hat, packt sie auf einmal die Gucci-Tasche und zieht damit Baumann mit voller
Wucht eins über den Schädel.
    Der reißt schützend die Hände vors Gesicht. »Aber Emma, das stimmt
doch gar nicht!«, jammert er. »Und das mit der Praktikantin war nur ein
einziges Mal, und da hat sie sich an mich rangemacht, als ich betrunken war, das musst du mir
glauben!«
    Â»Dann gibst du es also zu?« Die Wut verleiht der Alten ungeahnte
Kräfte, und sie zieht ihm noch einmal eins mit der Tasche über. Ich genieße es,
mache mir aber allmählich Sorgen um Sandras Tasche. Hoffentlich hat sie nichts
Zerbrechliches da drin. Ob ich sie ihr wegnehmen soll? Sie könnte ihn ja auch
mit etwas anderem verkloppen. Mit dem Sektkübel zum Beispiel oder mit dem
Stuhl. Die Alte keucht inzwischen heftig, dennoch drischt sie weiter auf den
Untreuen ein, und aus den Augenwinkeln sehe ich, wie die Kellner und der
Türsteher heranstürmen.
    Â»Meine Mutter hat mich immer vor dir gewarnt, aber ich wollte ja
nicht auf sie hören«, schnauft sie, und jetzt kapiere ich erst.
    Das muss Baumanns Frau sein! Na, wenn das kein Zufall ist! Dumm
gelaufen, kann ich da nur sagen. Der Blödmann geht mit seinem Seitensprung
ausgerechnet in ein Lokal, in dem sich seine Angetraute aufhält. Geht’s noch
blöder?
    Die Kellner sind jetzt da und packen die Frau an den Armen. Sie
strampelt wie verrückt und versucht sich loszureißen, und als sie merkt, dass
sie gegen die Männer keine Chance hat, schreit sie: »Eines sage ich dir, Egon,
mit uns ist es aus!«
    Egon? Ich dachte, der heißt Steffen.
    Â»Mein Vater wird dafür sorgen, dass Sie dich aus der Bank
rausschmeißen«, kreischt sie weiter. »Immerhin ist er Vorsitzender im
Aufsichtsrat. Du bist ab jetzt Geschichte für meine
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