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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr
Autoren: Kim Schneyder
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ein
untrügliches Gespür für Styling, was daran liegen mag, dass sie den Großteil
ihrer Zeit ihrem Aussehen widmet, und genau so eine Expertin brauche ich im
Moment.
    Als Erstes haben wir einen Schlachtplan entworfen.
    Â»Für mich ist die Sache klar«, meinte Susi, nachdem sie den Brief
gelesen hatte. »Wir können davon ausgehen, dass dieser Dr. Baumann ein in die
Jahre gekommener Lustmolch ist, der …«
    Â»Wie kommst du denn darauf?«, fragte ich verwirrt.
    Susi bedachte mich mit einem tadelnden Blick. »Das liegt ja wohl auf
der Hand: Er sitzt in der Chefetage, und Chef wird man wohl kaum mit zarten
zwanzig, oder?«
    Â»Hm, stimmt.«
    Â»Siehst du«, sagte Susi triumphierend. »Und wenn er älter ist –
sagen wir mal zwischen fünfzig und sechzig – was hat er dann?« Sie guckte mich
gespannt an.
    Â»Ã„h, graue Haare … eine Glatze … Geld?« Ich machte eine hilflose
Geste.
    Susi verdrehte ein bisschen die Augen. »Eine Midlife-Crisis
natürlich!«
    Â»Ja, und wieso ist er dann ein Lustmolch?«
    Susi setzte eine Miene auf, als müsste sie einem dummen Kind etwas
sehr Kompliziertes erklären. »Er ist ein Lustmolch, weil das seine letzte
Chance ist. Ihm bleiben nur noch wenige Jahre, um Sex zu haben, und dieses
Wissen macht ihn panisch. Diese Typen stürzen sich auf alles, was bei drei
nicht auf den Bäumen ist, damit sie noch was abbekommen, bevor der große
Krieger für immer klein bleibt.« Sie untermalte ihre Aussage, indem sie mit
Daumen und Zeigefinger ein paar mickrige Zentimeter darstellte.
    Ich war beeindruckt. Susi hat eine Menge Erfahrung mit Männern, sie
wechselt ständig ihre Liebhaber, und ihre Argumentation war schlüssig.
    Â»Ja, aber mein Buch ist doch für Kinder und deren Mamis bestimmt.
Ist es da nicht egal, ob dieser Dr. Baumann alt oder lüstern oder sonst was
ist?«, wandte ich ein.
    Susi schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Du musst die
Reihenfolge beachten, Sandra«, belehrte sie mich. »Natürlich willst du dein
Buch an Mütter verkaufen, später mal. Aber dazu muss es erst mal dieser Baumann
nehmen. Alles andere ist momentan Nebensache.«
    Â»Du meinst also, ich brauche ein sexy Outfit?«, versuchte ich ihre
Ausführungen auf den Punkt zu bringen.
    Sofort zuckte ihr Zeigefinger warnend hoch. »Aber nicht nur das! Du
musst auch noch intelligent wirken. Was wir brauchen, ist … genau, ich hab’s:
Wir machen aus dir eine zweite Catherine Tramell!«
    Â»Catherine wer …?« Ich
konnte ihr nicht ganz folgen.
    Â»Catherine Tramell. Du weißt schon, Sharon Stone in Basic Instinct. Sexy und
superintelligent zugleich, so musst du rüberkommen.«
    Bei dem Gedanken war mir nicht ganz wohl. »Hm, ich weiß nicht, in
einem Minikleid und ohne Höschen, ist das nicht ein bisschen …«
    Â»So weit müssen wir ja nicht gehen«, unterbrach mich Susi. »Wir
müssen nur den Grundtyp treffen. Weißt du was? Ich mache uns Kaffee, und dann
werde ich dir erst mal das passende Make-up verpassen. Okay?«
    Dann machte sie sich über mich her.
    Â»Und, was meinst du?«, fragt sie mich eine Stunde später
gespannt.
    Ich betrachte mein Gesicht im Spiegel. Wow.
    Susi hat in ihrem Badezimmer einen Schminkspiegel wie in einem
Fernsehstudio, mit lauter Glühbirnen rundherum, die jedes einzelne Fältchen
gnadenlos ausleuchten. Also normalerweise gar nicht vorteilhaft, wenn man sich
in dem Ding betrachtet. Und dennoch: Das Gesicht, das mir jetzt aus ebendiesem
Spiegel zaghaft entgegenguckt, sieht gar nicht schlecht aus. Meine Augen wirken
viel größer als sonst, und das Rundliche, das mich normalerweise an meiner
Wangenpartie stört, ist völlig weg. Und mein Haar wirkt plötzlich so, als hätte
ich Unmengen davon.
    Â»Das ist gut«, stammle ich, »das ist hervorragend. Du bist eine
Künstlerin, Susi, weißt du das?«
    Susi lächelt bescheiden. »Ach, das ist doch nichts.«
    Â»Doch, doch, du hast echt Talent.« Ich mustere mich kritisch.
»Allerdings, meine Lippen, die könnten wir noch aufpeppen … mit ein bisschen Rot vielleicht, was meinst du?«
    Susi setzt sofort einen strengen Blick auf. »Bloß kein Rot! Das wäre
der allergrößte Fehler. Du sollst verführerisch aussehen und nicht nuttig.
Warte!« Sie nimmt einen Stift und streift mit dem
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