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1547 - Adel vernichtet

1547 - Adel vernichtet

Titel: 1547 - Adel vernichtet
Autoren: Jason Dark
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Ich öffnete die Metalltür. Noch wusste ich nicht genau, was mich erwartete. Mein alter Freund Tanner hatte mich angerufen, und das zu einer recht späten Stunde.
    Ich war gerade dabei gewesen, mich ins Bett zu legen. Aber ich kannte Tanner. Wenn er mich am Tatort haben wollte, dann brannte zwar nicht immer die Hütte, aber meist gab es dann Probleme, mit denen er allein schlecht fertig wurde und einen Rat haben wollte.
    Es konnte auch sein, dass er davon ausging, aus dem Fall auszusteigen oder ihn gar nicht erst zu übernehmen, weil er der Meinung war, dass ich dafür zuständig war. Wie es sich hier verhielt, würde ich in den nächsten Minuten erfahren.
    Und es war ganz sicher keine Sache, die Spaß machte. Da brauchte ich nur an die Gesichter der Männer zu denken, die den Zugang bewachten.
    Es war ein Weg in die Erde. So konnte man es sagen. Ich stieg in einen Bunker oder Stollen hinab. Es war keiner aus dem Zweiten Weltkrieg, die sahen anders aus und waren auch nicht so aufgeräumt. Man konnte hier von einem Lager sprechen, wie es manche Winzer bevorzugten. Das hatte ich vor Jahren mal im Burgenland in Österreich erlebt. Doch hier lagerte kein Wein. Auf der Kuppe des Hangs liefen die Schienen eines Regionalzugs entlang.
    Licht blendete mich. Es war die künstliche Helligkeit der Scheinwerfer, die die Männer der Spurensicherung mitgebracht hatten. Sie trugen die dünnen weißen Mäntel und gingen schweigend ihrer Arbeit nach. Hin und wieder flüsterten sie etwas in ihre Aufnahmegeräte, ansonsten gab es keinen persönlichen Kommentar.
    Inmitten dieser Höhle lagerte etwas, das ich als tiefes und auch entsetztes Schweigen einstufte.
    Mein Kommen war gehört und auch gesehen worden. Durch einen der Scheinwerferkegel huschte ein Schatten, der sich in einen Menschen verwandelte, den ich kannte.
    »Danke, John, dass du gekommen bist.«
    Mein Freund Tanner hatte mich angesprochen, und das mit einer Stimme, die ich so bei ihm sonst gar nicht kannte. Sie war recht leise und nicht so poltrig wie sonst. Wenn dieser alte Profi so reagierte, dann musste ihm etwas auf den Magen geschlagen sein.
    »War doch selbstverständlich, wenn du mich rufst. Worum geht es denn? Es scheint ja verdammt hart zu sein.«
    »Das ist es auch.« Tanner runzelte die Stirn. Wie immer trug er seine graue Kluft, und auch der Mantel, den er übergestreift hatte, zeigte diese Farbe.
    »Drei Tote, John.«
    »Oh…«
    »Aber das ist nicht alles. Ich habe verdammt viel erlebt, aber das hier ist die Spitze.«
    »Wieso?«
    Tanner verengte seine Augen.
    »Möchtest du dir die Leichen anschauen? Dann weißt du, was ich meine.«
    »Deshalb bin ich hier.«
    »Aber reiß dich zusammen.«
    »Werde ich machen.«
    Wir gingen dorthin, wo die Leichen lagen.
    Tanner trug die dünnen Handschuhe, auf die ich verzichten konnte, da ich mich nicht unmittelbar mit dem Geschehen beschäftigte und nicht die Absicht hatte, hier irgendetwas anzufassen.
    Man hatte die Körper noch nicht abgedeckt. Sie lagen dicht nebeneinander und wurden vom Licht eines Scheinwerfers angestrahlt.
    Ja, sie waren tot, und sie waren auf eine schreckliche Weise ums Leben gekommen.
    Ich musste Tanner recht geben, das war kein Anblick für schwache Nerven. Auf Einzelheiten möchte ich verzichten. Nur so viel: Das Blut war längst eingetrocknet und bildete eine rotbraune Schicht, die an verschiedenen Stellen die Haut bedeckte.
    Von den Körpern war nicht alles vorhanden. Einiges fehlte. Man hatte es herausgerissen, als wären die drei Toten von irgendwelchen Raubtieren angefallen worden.
    Zwei Männer und eine Frau!
    Ich schaute nicht lange hin, aber in dieser kurzen Zeit spürte ich schon, dass mein Magen rebellierte. Allerdings fing ich mich schnell wieder, denn in meinem Job kam es leider häufiger vor, dass ich mit schrecklichen Bildern konfrontiert wurde.
    »Ihnen sind auch Organe entnommen worden«, sagte der Chiefinspektor mit leiser Stimme.
    »Verstehe.« Ich drehte meinen Blick weg. »Kann es sein, dass dies auf einen gewissen Kannibalismus hindeutet? Verfolgst du vielleicht diese Spur?«
    »Ich lasse nichts außer acht.«
    »Wer hat die Toten entdeckt?«
    »Ein Arbeiter von der Regionalbahn. Dieser Raum hier unter der Erde dient als Lager für Werkzeuge. Du wirst sie sehen, wenn du dich näher umschaust. Mit dem Mann kannst du nicht reden. Er steht unter Schock. Der Doc hat ihm eine Spritze geben müssen.«
    »Okay.«
    Ich schaute mich noch mal um, wobei ich auch die drei Leichen noch
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