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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr
Autoren: Kim Schneyder
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hättest
Informationen an deine Freundinnen ausgeplaudert und habe dir die Schuld an
meinen Problemen gegeben. Heute jedoch habe ich entdeckt, dass nicht du mich
verraten hast, sondern Philipp Streiff, mein Kollege …« Plötzlich wird Martins Blick eiskalt und seine Stimme hart:
»Übrigens, Philipp, falls du das auch siehst: wir beide sprechen uns noch!«
    Dann tritt wieder ein weicher Schimmer in Martins Augen. »… und … na
ja, dadurch habe ich beinahe die Kontrolle über den Fall verloren. Mach dir
aber deswegen keine Sorgen, wir haben den Prozess heute gewonnen, weil … das
erzähle ich dir später. Jedenfalls, als wir beide dann unseren Streit hatten
und du dich so an dieses Buch geklammert hast, da … habe ich geschummelt. Ich
habe so getan, als wäre ich einverstanden mit all deinen Vorschlägen, und habe
die mir zugedachte Rolle ausgenutzt, indem ich mich wie ein hirnverbrannter
Macho verhalten habe. Und als du dann gesagt hast, dass du ein Kind willst, da
habe ich die Panik gekriegt, weil …«
Er macht eine hilflose Geste mit den Händen. »… ich
auch gelogen habe, was den Kindergarten betrifft. Als ich auf deine Gruppe
aufpassen musste, war das die Hölle für mich. Ich habe mich noch nie in meinem
Leben so hilflos gefühlt, und ich musste den Kindern Geld bieten, damit sie
Ruhe gaben. Ich hatte ja keine Ahnung, wie hart dein Job ist, und ich würde für
nichts auf der Welt mit dir tauschen wollen. Und deswegen war es auch ein
Schock für mich, die Vorstellung, dass wir …«
Er bricht ab und sucht vergeblich nach den richtigen Worten. »Aber der heutige
Tag hat alles verändert«, beginnt er dann von Neuem. »Nachdem ich den Prozess
wider Erwarten gewonnen hatte, habe ich meinen Job bei Fichtel & Wurzer
hingeschmissen, um mit Gottfried eine eigene Kanzlei zu gründen. Und als ich
dann dachte, ich hätte eine Herzattacke und müsste sterben, da habe ich
plötzlich erkannt, worauf es eigentlich ankommt in meinem Leben …«
    Oh, mein Gott! Er dachte, er hätte eine Herzattacke!
    Â»â€¦Â dass ich nur dich will
und dass alles andere nebensächlich ist und dass, wenn wir ein Kind bekommen,
es ja auch ein liebes Kleines sein könnte, so wie die kleine Aisha aus deiner
Gruppe …« Ein leichtes Lächeln huscht
über sein Gesicht. »… und falls wir
Pech haben und das Kind nach mir gerät, dann soll es mir auch recht sein.« Er
atmet tief durch. »Als ich deine Nachricht erhielt, wollte ich sofort ins Prado
kommen und dir alles erklären, aber ich konnte nicht, weil ich ausgerechnet da
verhaftet wurde …«
    Oh nein. Oh nein! Verhaftet? Mein armer Liebling, was hat er heute
alles durchgemacht. Wie muss er gelitten haben!
    Â»â€¦Â und bis ich dieses
Missverständnis dann endlich aufgeklärt hatte, war es bereits zu spät. Als ich
ins Prado kam, warst du schon weg, und ich hoffe, dass du nicht …« Er lässt für einen Augenblick die
Schultern hängen, doch dann rafft er sich wieder auf und spricht weiter:
»Jedenfalls ist mir klargeworden, dass ich bisher viel zu wenig für uns getan
habe. Dass ich in unserer Beziehung immer nur genommen und nie gegeben habe.
Das will ich jetzt wiedergutmachen, und ich habe diesen Weg gewählt, damit es
alle sehen können und damit es alle hören. Ich kann mir ein Leben ohne dich
nicht vorstellen. Ich will mit dir eine Familie haben, und wenn du deinen Job
kündigen willst, dann tu es. Ich werde hart arbeiten und mehr Geld verdienen.
Ich schaffe das … wir schaffen das.«
    Martin legt erschöpft eine Pause ein, und ich sehe ihn nur noch
verschwommen, weil mir die Tränen aus den Augen strömen. Dann hebt er noch einmal
den Kopf und blickt direkt in die Kamera. Mit sanfter und doch eindringlicher
Stimme spricht er weiter.
    Â»Sandra, ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als alles andere auf
der Welt. Ich bitte dich, mir zu verzeihen, und ich möchte, dass du zu mir
zurückkommst. Gib mir noch eine Chance. Gib uns noch
eine Chance!«
    Dann wackelt die Kamera wieder, und plötzlich wird das Bild schwarz.
Ich bin unfähig, mich zu rühren. Martins Worte hallen in mir nach, und für
einen Moment glaube ich, das alles nur geträumt zu haben. Doch dann drehe ich
meinen Kopf, und ich sehe Susis Gesicht, das ebenfalls tränenüberströmt
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