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Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit

Titel: Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit
Autoren: Erma Bombeck
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wie die Mund-zu-Mund-Beatmung bei einem toten Papagei.
    Nach sechseinhalb Jahren sind beide genau das, was sie in Wirklichkeit sind. Und nur, wenn es das war, was sie damals zu heiraten glaubten, halten sie es möglicherweise noch weitere dreißig, vierzig Jahre durch.
Instandhaltung
    Vorige Woche saß ich beim Lunch neben einer sehr gepflegten Dame. Wir kamen ins Gespräch. Über Zahnprothesen. Und zwar ihre. Sie fragte mich: »Wie kommt es, daß Sie meine Zahnprothese nicht erwähnt haben?«
    Ich blickte verschämt in meinen Eisbecher und sagte: »Ich weiß nicht, ich habe Sie wohl nicht in Verlegenheit bringen wollen.«
    »Mir macht das nichts aus«, sagte sie. »Aber Ihnen anscheinend? Komisch, Kinder sind bei so was fabelhaft. Sie gehen schnurstracks auf einen zu und fragen: ›Wann kommen die wieder runter? Macht's Ihnen was, daß Sie jetzt keine Toffees essen können?‹ Aber die Erwachsenen, die tun, als ob sie sie nicht sehen.«
    Mir kam zu Bewußtsein, daß die Erwachsenen in vielen Dingen so sind. Was wird für ein Riesentheater gemacht, wenn jemand sich Gesicht oder Körper straffen läßt! Ich habe Eleanor Roosevelt immer für die allerschönste Frau gehalten, die mir je begegnet ist, aber wenn einen was wirklich stört, und die Ersatzteile noch zu haben sind, dann doch nichts wie ran! Oder wie eine sehr gescheite Freundin von mir es einmal formuliert hat: »Zum Teufel mit Plättbrettern. Das Silikon gehört vorn hin, wo jeder es sieht!«
    Es ist bewundernswert, wie manche Frauen (und auch Männer) kontinuierlich an ihrer Instandhaltung arbeiten. Meine Schwiegermutter erlitt mit 74 ausgedehnte und kostspielige Brückenkonstruktionen. Eine etwa sechzigjährige Bekannte ließ sich im Gesicht liften und hielt es für eine großartige Verbesserung. Zu oft läßt man sich durch das Alter bange machen. Dabei ist doch alles vorherbestimmt: Mit Zwanzig fallen die ersten Zähne aus. Mit Dreißig trocknet die Haut ein. Mit Vierzig läßt die Sehkraft nach. Mit Fünfzig erschlaffen sämtliche Muskeln und sacken einem bis zu den Knien. Mit Sechzig schläft man während einer Steuerprüfung ein.
    Ich möchte wetten: Wo immer sich eine Anzahl von Frauen (und auch Männern) zusammenfindet, wird man kaum jemanden treffen, der oder die mit ihrem Aussehen zufrieden ist.
    Eine Bekannte gestand mir, sie fände ihre Nase fürchterlich.
    »Wieso?« fragte ich. »Sie funktioniert doch tadellos, oder?«
    »Das ist nicht das Wesentliche«, sagte sie. »Sie sieht aus wie die von Laurence Olivier als Richard der Dritte.«
    »Na und?«
    »Ich kann doch gar nicht schauspielern.«
    Sie ließ sich die Nase operieren und ich könnte schwören, daß sie hinterher genauso aussah wie vorher. Aber für meine Bekannte hatte sich Entscheidendes verändert.
    Auch geistig sind manche nicht gefeit gegen den Verbesserungstick. Übrigens sind Leute mit Doktortitel die ersten, die behaupten, so etwas würde überschätzt. Ich kannte Leute, die summa cum laude promoviert haben, aber mit dem Groschen an der Tür einer öffentlichen Toilette nicht zurechtkommen. Eine Bekannte andererseits lebt nur noch für den Tag, an dem sie eine ganz andere Tür aufkriegt: die des Wissens. Sie will unbedingt nochmal auf die Uni.
    Was es auch ist, das Ihr Selbstbewußtsein unterhöhlt, ob nun ein Unterbiß, ein Kropf von zehn Pfund, Hüften wie die Satteltaschen, Kurzsichtigkeit, philosophische Falschprogrammierung, Viel-Fältigkeit im Gesicht, Matratzenhaar oder ein konkaver Brustkasten: – lassen Sie es reparieren!
    Auch ich fing erst an, richtig zu leben, als ich zehn Pfund abgenommen hatte. Fünf pro Oberarm.
Unter anderen Umständen …
    Manchmal kommt man wirklich auf den Gedanken, daß Frauen ihre eigenen schlimmsten Feinde sind. Nehmen wir nur mal die Schwangerschaft.
    ›In Umständen‹ zu sein, brachte einem früher einen Sitzplatz im Bus ein, ein Kissen im Rücken, 30 Tage im Bett mit Fernsehen nach der Niederkunft und zehn Jahre schwere Schuldkomplexe beim Ehemann.
    Mehr als ein halbes Jahrhundert lang ging es uns also gut. Dann begannen unsere Vorrechte eins nach dem anderen abzubröckeln. Die Schwangerschaft ist nicht mehr das Vergnügen von früher. Im gleichen Maße, in dem die Liste der Gebote wächst, wächst auch die Liste der Verbote.
    Man darf nicht mehr rauchen, denn es schadet dem Baby. Aerobic-Gymnastik ist dagegen erlaubt.
    Man darf keinen Alkohol trinken, weil er möglicherweise den Embryo gefährdet. Bis zum letzten Tag arbeiten darf
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