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Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit

Titel: Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit
Autoren: Erma Bombeck
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Schlinggewächsen ersetzen. Ich wollte alle Fußabstreifer entfernen und den Dreck fallen lassen, wo er wollte.
    Noch am gleichen Abend überdachte ich mein Leben, verteilte die Karten des Spieles neu und tat einen Schwur. Auf keinen Fall würde ich mich so verhalten wie die Frau auf der Titanic, die beim Besteigen eines Rettungsboots gequält schluchzte: »Hätte ich gewußt, daß es so kommt, dann hätte ich doch Schokoladencreme zum Nachtisch genommen.«
    O lausche, Welt! Frau Praktisch wird jetzt anfangen, jeden Tag so zu leben, als sei es ihr letzter! Wissen Sie, was ich mit den seit Jahren in einem Schubfach gehorteten Strumpfhosen gemacht habe, – denen, die Laufmaschen an unauffälligen Stellen haben und mich jedesmal deprimieren, wenn ich sie sehe?
    Ich habe sie weggeworfen!
    Erinnern Sie sich an die große Kerze in Form einer Rose, die bei uns im Flur steht? Die immer Staub fängt und im Sommer weich wird? Ich habe sie gestern angezündet und zu einem Stummel niederbrennen lassen.
    Und das Seitenfenster auf der Beifahrerseite, mit dem zehn Zentimeter langen Sprung, von dem wir immer sagen, wir wollten es reparieren lassen, bevor wir den Wagen verkaufen? Ich habe es richten lassen.
    Und dreimal dürfen Sie raten, wer am Sonntag zum Essen kommt! Evie und Jack, die ich schon auf sechzehn Hochzeiten getroffen und denen ich jedesmal dasselbe gesagt habe: »Wir müssen uns unbedingt bald sehen.«
    Und die Riesendose Thunfisch, die ich nie habe aufmachen wollen? Ich bin die einzige bei uns, die Thunfisch gern ißt, konnte aber den Gedanken nicht ertragen, den Rest verderben zu lassen.
    Na, wenn schon.
    Als ich mir die Hände mit der kleinen rosa Muschel aus Seife wusch, sagte mein Mann: »Ich dachte immer, die wolltest du aufheben? Jetzt hast du sie naß gemacht, und sie sieht gar nicht mehr aus wie eine Muschel!«
    Ich blickte auf die Handvoll Seifenschaum herunter. Auch eine Muschel ist ja nur ein Symbol. Ich hatte ihr eben Gelegenheit gegeben, mehr zu sein.
     

19. Gesichtszüge
     
    Manchmal schaue ich morgens in den Spiegel und muß feststellen, daß das Soufflé meiner Jugend in sich zusammengefallen ist.
    Das ist der Augenblick, in dem ich ein Gesichtslifting in Erwägung ziehe. Gleich darauf frage ich: »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Feigste im ganzen Land?« Und der Spiegel antwortet: »Das bist du – mit deinem Hühnerhals.«
    Sich liften lassen ist keine Frage der Eitelkeit mehr. Es ist eine Abwehrmaßnahme gegen etwas, was manche Leute seit Jahren stört – und was mit großer Wahrscheinlichkeit außer ihnen selbst noch niemandem an ihnen aufgefallen ist.
    Das Amerikanische Institut für Schönheits-Chirurgie veröffentlichte kürzlich eine Studie über die ›Einzelteile‹ von Prominenten, die am häufigsten verlangt werden. Über die Ergebnisse werden Sie ebenso verblüfft sein wie ich.
    Ich hätte wetten mögen, daß jeder, der Raquel Welch ansieht, Wochen braucht, ehe er bis zu ihrer Nase vorstößt. Und dabei ist es ausgerechnet ihre Nase, die verlangt wird, wenn jemand sich verbessern will.
    Und wie finden Sie, daß seit Jahren alle Leute die Ohren von Bo Derek wollen? Dabei gibt es fünf Millionen Amerikaner, die herumlaufen und gar nicht wissen, daß Bo Derek überhaupt welche hat.
    Wie steht es mit dem Philtrum? Sie wissen nicht, was das ist? So heißt die Fläche zwischen Nase und Oberlippe. Die schönsten Philtrums (oder heißt es Philtronen? Oder Philtrümer?) haben nach Ansicht der Gesichtsarrangeure Lena Horne und Alexander Haig.
    Um ehrlich zu sein: Mit Einzelteilen habe ich mich zuletzt beschäftigt, als wir in der Schule den ›Idealtyp‹ für unser Jahrbuch zusammenstellten. Wie war es doch noch:
    die Augen von Ginger Easy,
    den Mund von Irene Knosp,
    die Zähne von Maria Jackett,
    die Haare von Krausi Wellig,
    die Nase von Susi Stupps,
    den Humor von Erma Siewissenschon.
    Vor ein paar Jahren bin ich all diesen Leutchen bei einem Klassentreffen wieder begegnet, und wissen Sie was? Gingers Augen hatten etwas Leeres, Gelangweiltes, das Leuchten darin war erloschen. Irenes Mund stand keine Sekunde still, und sie redete eine Sprache wie ein Müllkutscher. Marias Zähne hatten sich verschoben, Krausis Haar war ergraut, Susis Nase stak konstant in anderer Leute Angelegenheiten.
    Ermas Siewissenschonwas war der einzige Lichtblick. Der funktioniert nämlich noch.
Morgenmuffel
    Daran, wie einer morgens aufsteht, läßt sich eine Menge über seine Persönlichkeit
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