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Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit

Titel: Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit
Autoren: Erma Bombeck
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halten die Frauen es für angebracht, am Gebärzyklus herumzukorrigieren. Früher konnte man sich auf folgende Mittelwerte verlassen:
    Geburt des ersten Kindes mit Zwanzig.
    Elternbeirat und Backerei für die Pfadfinder mit Dreißig.
    Abitur des ältesten Kindes mit Achtunddreißig.
    Heirat des ältesten Kindes mit Zweiundvierzig.
    Erstmalig Großmutter mit Vierundvierzig.
    Im Verlauf der letzten zehn Jahre hat sich das geändert. Viele Frauen haben den Zyklus umgedreht und wollen erst einen Beruf ausüben, bevor sie sich eine Familie zulegen. Aber nur wenige haben die weitreichenden Folgen einer solchen Entwicklung bedacht. Früher war uns eine ältere werdende Mutter peinlich, wir wurden verlegen und manchmal entfuhr uns ein wenig taktvolles: »Wie ist denn das passiert?«
    Die jetzige Generation hat einen ganz anderen Fahrplan. Er sieht ungefähr so aus:
    Geburt des ersten Kindes mit Fünfunddreißig.
    Elternbeirat und Backerei für die Pfadfinder mit Fünfundvierzig.
    Abitur des ältesten Kindes mit Vierundfünfzig.
    Erstmals Großmutter (angenommen, auch die Tochter folgt dem Trend) mit Dreiundsiebzig.
    Setzt sich diese Tendenz durch, müssen wir mit folgendem rechnen:
    a) Zusatzklauseln für schwangere Rentnerinnen. Für ein paar Dollar mehr genössen sie Versicherungsschutz für pränatale Vorsorge und postnatale Depressionen, die sonst sehr ins Geld gingen.
    b) Stärkere Einbeziehung der Eltern in den Geschichtsunterricht. (»Nein, diese Schlacht war nicht im Mittelalter, meine Mami hat den Soldaten Schmalzkringel gebacken.«)
    c) Kreatives Kochen für die bejahrte Mutter. Zum Beispiel: Plätzchen mit eingebackenen Beruhigungsmitteln, Tranquilizer-Toffee und die gleiche Sorte Frühstücksflocken für die ganze Familie.
    d) Ein neues nationales Fitness-Training: Mittagsschlaf.
    Offengestanden, ich glaube, es geht so ähnlich zu wie beim Mensch ärgere dich nicht und anderen Spielen: Wenn man Pech hat, sieht man mit Zwanzig aus wie eine Zweiundvierzigjährige, und mit Achtunddreißig wie sechzig. Und irgendeiner wird, ganz egal, wie alt man nun wirklich ist, immer die dämliche Frage stellen: »Sag mal, wie konnte denn das passieren?«
Altersgrenze
    Viele Berufe haben ihre natürliche Altersgrenze.
    Tänzerinnen treten von der Bühne ab, wenn sie die nötige Kraft nicht mehr haben. Sportler ziehen sich aus dem Berufsleben zurück, wenn die Beine nachlassen. Sex-Idole verschwinden aus der Öffentlichkeit, wenn ihnen das Doppelkinn in die Suppe hängt.
    Trotzdem will keiner gehen, wenn die Zeit da ist. Ich aber bin nach dreißig Jahren Hausfrauentätigkeit nur zu bereit. Ich weiß, ich hatte gemeint, noch zwanzig, dreißig gute Jahre vor mir zu haben, doch das war eine Illusion. Ich werfe jetzt das Handtuch.
    Anbahnen tut sich das schon eine geraume Weile. Wie der Tänzerin, fehlt auch mir die Energie dort, wo ich sie brauche. Die Motivationen sind dahin. Es ist mir total egal, daß meine Geschirrtücher aussehen wie der Hosenboden eines Autoschlossers, und daß mein Plätzchenblech im gleichen Jahr das Licht der Welt erblickt hat wie Caroline von Monaco.
    Ich tue keine Freudensprünge mehr, nur weil meine Wäsche frisch duftet, ich fahre nicht mehr begeistert mit der Hand über die Badewannenoberfläche, die nicht rauh ist. Auch tickt meine innere Uhr nicht mehr wie gewohnt: Es hat eine Zeit gegeben, da wußte ich genau, wann sich ein Kind im Bad einschließen würde, um nicht abspülen zu müssen. Das ist vorbei. Die Kinder entwischen mir.
    Einst waren meine schöpferischen Einfälle für den Küchenzettel einfach toll und meine Punktzahl auf diesem Sektor umwerfend. Jetzt lebe ich schon seit fünf Jahren in der Flaute und erreichte neulich den Tiefstpunkt, als ich zum Abendessen nichts auf den Tisch stellte außer einer Schüssel Quark und Trockenbrot.
    Um die Wahrheit zu sagen: Meine Kondition ist futsch. Die Beine, die einst achtzehnmal täglich einer simplen Erkältung wegen die Treppe hinaufgaloppierten, haben jetzt so viele Falten wie Cordsamt. Die Gestalt, die einst morgens munter aufsprang und eine ganze Familie fütterte, vergräbt sich jetzt als wimmerndes Bündel unter der Bettdecke.
    Vorige Woche sagte ich zu den Meinen: »Ich gehe jetzt endlich in Pension.«
    Mein Mann sagte: »Das behauptest du seit unserer Hochzeit jede Woche einmal.«
    »Diesmal ist es anders. Ich möchte mich entfernen und einer jüngeren Frau Platz machen. Ich möchte mich aus dem Leben zurückziehen, meinen Platz in der
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