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Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit

Titel: Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit
Autoren: Erma Bombeck
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März bin ich ein Jahr älter als mein Mann.
    Ich weiß nicht, warum er immer so eine Riesensache daraus macht. Hierzulande haben von je hundert Ehefrauen immerhin vierzehn jüngere Männer geheiratet. Trotzdem offenbart er während dieser sechsundzwanzig Tage ein fast erschreckend kleinliches Naturell. Wir stehen zum Beispiel auf einer Party herum und jemand sagt: »Kennt hier jemand die Melodie von Stardust?«
    Und dann blamiert mich dieser Fremdling, dem ich drei Kinder geboren und zwischendurch die Haare geschnitten habe, vor allen Leuten, indem er sagt: »Das war vor meiner Zeit, aber vielleicht kennt Erma sie.«
    Während der kurzen Zeit bis zu seinem Geburtstag läßt er sich keine Nebensächlichkeit entgehen. Mit wem war Lincoln zusammen, als er ermordet wurde?
    Fragt Erma.
    War Melanies Baby in Vom Winde verweht ein Junge oder ein Mädchen?
    Fragt Erma.
    Wie war William Shakespeare als Mensch?
    Fragt Erma.
    Neulich abends erklärte ich ihm: »Hör mal, ich habe es satt, daß du dir keinen billigen Witz über mein Alter entgehen läßt. Männer, die jüngere Frauen heiraten, kriegen schließlich auch keinen Orden.«
    »Das ist etwas anderes«, sagte er, »das muß so sein. Darauf beruht unsere Gesellschaftsordnung.«
    »Und du behauptest, bei deinem Freund Frank, der mit 51 ein junges Ding heiratet, das seine Enkelin sein könnte, sei nichts verkehrt?«
    »So jung ist sie auch wieder nicht«, sagte er.
    »Kaum aus dem Kindergarten. Wie soll er sich auf eine Frau einstellen, die Büstenhalter als ›Antiquitäten‹ bezeichnet?«
    Bitte fragen Sie mich nicht, warum die Gesellschaft bestimmt hat, daß Männer älter und größer sein müssen als ihre Frauen.
    Da sich Männer nun einmal von Natur langsamer entwickeln als Frauen, glaubte ich ein gutes Werk zu tun, als ich den Meinigen aus dem Wartestand erlöste und ihn förderte, bis er uns eingeholt haben würde.
    Nur während der Zeit zwischen dem 21. Februar und dem 19. März erkenne ich, wie wenig sich in 26 Tagen schaffen läßt.
Liz Taylor und ich
    Liz Taylor und ich haben vieles gemeinsam. Wir sind uns darin einig, daß das Alter unvermeidlich ist und heißen es willkommen wie einen vertrauten Freund.
    Sich wegen ein paar Krähenfüßen und Lachfalten aufzuregen, ist Blödsinn. Schließlich und endlich ist Schönheit etwas Innerliches. Im Grunde denke ich nur noch äußerst selten und an manchen Tagen sogar überhaupt nicht an mein Alter.
    Heute zum Beispiel verschwendete ich keinen Gedanken daran – bis ich aufwachte. Als ich dann so im Bett lag, kam mir die Erkenntnis: nicht ich werde älter, nein, die anderen Leute kommen rascher vorwärts.
    Unsere Pfarrer sind dafür ein Beispiel: Früher bekamen wir die Geistlichen direkt aus dem Seminar, neulich habe ich einen ausgewachsenen Bischof gesehen, der noch nach Anti-Pickel-Creme roch.
    Wie war's damals noch in den Krankenhäusern? Früher waren junge Männer bestenfalls Praktikant. Und jetzt? Jetzt ist ein Jüngelchen in Jeans Stationsarzt. Er kann keinen Tag älter sein als zwanzig. Wie die das nur schaffen?
    Es hat eine Zeit gegeben, da machten die Stewards an Bord der Flugzeuge den Eindruck, als sei dies ihr erster Job. Jetzt sehen die Flugkapitäne der großen Jumbos aus, als müßten sie sich demnächst zum ersten Mal rasieren.
    Anfangs dachte ich, es liege an meiner Perspektive. Aber seien Sie mal ehrlich: Waren die großen Tennis-Asse früher nicht viel älter? In Wimbledon tritt niemand mehr gegen einen Gegner mit Silberhaar an.
    Und ist es nicht irgendwie beängstigend sich vorzustellen, daß unsere heutigen Wolkenkratzer und Einkaufszentren von Kindern gebaut werden, die Ende des Sommers wieder in die Schule zurück müssen?
    Zum Glück ist mir die Frage nach dem Altern egal, sonst wäre ich ja neulich zu Tode erschrocken, als ich einen waschechten Oberst kennenlernte, der jung genug war, um mein Sohn zu sein.
    Und was ist mit dem Unterrichtssystem passiert? Meine Lehrer waren aus der Steinzeit. Mein Sohn hat einen Lehrer, der selbst aussieht wie ein Volksschüler und vermutlich – nein, ich könnte darauf schwören – ein Bild von sich auf dem Dachboden hat, auf dem er altert. Wie Dorian Gray.
    Vielleicht wären Liz Taylor und ich anderer Meinung, wenn wir älter wären, aber für mich ist sie noch genauso schön wie in ihrem ersten Film, der voriges Jahr herauskam … oder sind es schon zwei Jahre? Die Zeit rast, wenn man sich was vormacht …
Die späten Mütter
    Seit einigen Jahren
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