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Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit

Titel: Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit
Autoren: Erma Bombeck
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ins Bett?« verkündete sie: »Mir tut der Kopf weh.« Als sie die oberste Treppenstufe erreichte, stellte sie zu ihrem großen Erstaunen fest, daß er bereits eingeschlafen war.
    Diese Geschichte verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Innerhalb von Tagen stießen sich sämtliche Frauen Londons den Kopf an Wandbrettern voller Zinnkrüge und riefen: »Ich habe Kopfweh.«
    Dieser eine Satz verschaffte Winona nicht nur einen Platz in der Geschichte, sondern auch 136 schriftliche Wahlstimmen für das Amt der Königin.
    Vor ein paar Wochen erzählte mir ein Witwer, er habe seiner dreizehnjährigen Tochter gegenüber ein heikles Thema angeschnitten und ihr vorgeschlagen, sie solle sich versuchsweise mal einen Büstenhalter kaufen. Sie sah ihn gequält an und rief hysterisch: »Vater, bitte! Ich habe Kopfschmerzen.« Er sagte, er verstehe vollkommen.
    Ja, das sagen alle. Aber wirklich verstehen tun sie natürlich gar nichts.
… und andere
    Seit Jahren suche ich nach einem gemeinsamen Nenner, der alle Menschen verbindet, nach einem Universal-Thema, das auf der Suche nach der Wahrheit die widerstrebendsten Elemente eint.
    Ich habe es gefunden. Eine Kur gegen Rückenschmerzen.
    Jeder Mensch hat Rückenschmerzen, hat vor zehn Jahren Rückenschmerzen gehabt, wird Rückenschmerzen bekommen, kennt jemanden mit Rückenschmerzen oder ist einmal mit jemandem essen gegangen, der Rückenschmerzen hatte. Keiner dieser Menschen ist glücklich. Sie versammeln sich um Bowlen ebenso wie um Benzinzapfsäulen und eröffnen ein Gespräch mit Sätzen wie: »Können Sie sich noch erinnern, wo Sie waren und was Sie gerade taten, als Ihr Rücken aushakte?«
    Rückenleidende kennen sämtliche Bandscheiben ihrer Wirbelsäule beim Vornamen. Noch etwas anderes ist ihnen gemeinsam: Sie können einen von allen Beschwerden heilen, wenn man die Qual nicht scheut, sich die jeweilige Behandlungsmethode anzuhören:
    – bei laufender Dusche kopfüber von der Handtuchstange hängen und den Dampf so heiß einatmen, wie die Lungen ihn aushalten,
    – zwölf Aerobic-Lehrer aus Korea importieren und sie auf der Wirbelsäule tanzen lassen,
    – in Embryostellung in einer Wiege schlafen, einen Teddybären zwischen den Knien,
    – auf einer elektrischen Vibrationsmatratze schlafen,
    – auf eine Diät aus Seetang, Kelpkraut, rohem Fisch mit zusätzlichen hohen Vitamindosen umstellen,
    – sich von einem Familienmitglied von hinten unvermutet und heimlich ins Kreuz treten lassen. (Vor Anwendung dieser Methode einen guten Rechtsanwalt konsultieren!)
    Irgend jemand wird unweigerlich einen Arzt empfehlen, auf den er schwört, weil er ihn nach jahrelangem Leiden mit einer einzigen Behandlung geheilt hat. Dieser Arzt ist immer schon vor zwei Jahren gestorben.
    Obwohl einige dieser Geschichten vierzig oder fünfzig Jahre alt sind, werden sie von Bandscheibenleidenden so farbig erzählt, als sei alles erst gestern gewesen. »Ich fuhr gerade auf der A 66, ungefähr mit achtzig Sachen, da fliegt mir so'n bißchen Blütenstaub in die Nase, nicht mehr als was unter einen Kleinfingernagel geht. Ich weiß noch, daß ich zu Carl hinüberschaute – du erinnerst dich doch an Carl, unseren braunen Hühnerhund –, und niese. Im selben Moment wußte ich es: Jetzt hat mein Kreuz ausgehakt. Florence hat noch schnell ins Steuer gegriffen und irgendwie haben wir es noch bis zum Seitenstreifen geschafft …«
    Rückenschmerzen sind 200 Jahre vor der Entdeckung des Feuers erfunden worden und haben es vermocht, Jahrtausende hindurch jeder Patentkur zu widerstehen.
    Vermutlich sollten wir uns damit trösten, daß uns diese Herausforderung an die medizinische Wissenschaft verblieben ist und wir noch dazu ein Thema haben, das in der ganzen Welt der zwischenmenschlichen Kommunikation dient.
Nun reicht es aber …
    Hin und wieder geschieht in unserem Leben etwas, das uns die Wertschätzung aller Dinge neu überdenken läßt.
    Manchmal ist es ein traumatischer Geburtstag oder eine Krise, in der eine Freundin steckt. Für mich war es neulich die Beerdigung einer langjährigen Bekannten. Betroffen und verstört kam ich danach zurück und fragte mich, wozu ich eigentlich auf der Welt sei.
    Da wollte ich plötzlich mein gesamtes Sparguthaben abheben und nach Tahiti ziehen. Wollte alle Plastikteller in der Garageneinfahrt nebeneinanderstellen und mit dem Wagen drüberfahren. Ich wollte Ballettstunden nehmen. Alle künstlichen Blumen wegwerfen und sie durch einen Dschungel aus grünen Pflanzen und
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