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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall
Autoren: Peter Robinson
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    Als Trevor Dickinson am Montagmorgen zur Arbeit ging, war er verkatert und hatte schlechte Laune. Im Mund hatte er einen Geschmack, als hätte er einen Vogelkäfig ausgeleckt, sein Kopf dröhnte wie die Lautsprecher bei einem Heavy-Metal-Konzert, und sein Magen hüpfte wie ein Auto mit verstopftem Vergaser. Trevor hatte bereits eine halbe Flasche Magnesiummilch getrunken und vier Paracetamol extra stark genommen, aber er konnte keine Wirkung feststellen.
      Am Einsatzort musste Trevor mit der Arbeit warten, bis die Polizei alle Demonstranten fortgeschafft hatte. Fünf waren noch da, im Schneidersitz hockten sie auf der Wiese. Umweltschützer. Unter anderem eine kleine, grauhaarige alte Dame. Die sollte sich was schämen, dachte Trevor, eine Frau in dem Alter, die mit einer Horde schwuler Kommunisten und Körnerfresser gemeinsame Sache machte.
      Er schaute sich um, was man wohl auf diesen paar Quadratmetern schützen wollte. Die Felder gehörten einem Bauern, den Rinderwahnsinn und Maul-und-Klauen-Seuche zum Verkaufen gezwungen hatten. Soweit Trevor bekannt war, lebten hier keine vom Aussterben bedrohten gelbschnäbeligen Trillermänner, die nirgendwo sonst nisten konnten, und in den Hecken lauerten keine exotisch gemusterten Rieseninsekten. Nicht mal Bäume standen hier, es sei denn, man zählte die mickrigen Pappeln zwischen Wiese und Autobahn dazu, die im Laufe der Jahre von Abgasen verkrüppelt und erstickt worden waren.
      Die Polizeibeamten räumten das Feld; sie trugen die Demonstranten - auch die alte Dame - zu einem abseits parkenden Transporter, dann bekamen Trevor und seine Kollegen das Zeichen zum Einsatz. Der Regen am Wochenende hatte den Boden aufgeweicht, das erschwerte das Manövrieren, aber Trevor war ein geschickter Fahrer, so dass er die Baggerschaufel bald tief in den Mutterboden grub, die Erde emporhob und in den wartenden Lastwagen kippte. Trevor bediente die Hebel mit der ihm eigenen Geschicklichkeit, er beherrschte das komplizierte Zusammenspiel von Kupplung, Gangschaltung, Wellen und Winden wie ein Dirigent und packte so viel auf die Schaufel, wie sie tragen konnte. Wenn er sie zum Laster fuhr, brachte er sie in die Waagerechte, ohne Erde zu verschütten.
      Nach zwei Stunden meinte Trevor, etwas aus der Erde ragen zu sehen.
      Er beugte sich vor, wischte die beschlagene Scheibe seiner Kabine frei und versuchte, den Gegenstand mit zusammengekniffenen Augen zu erkennen. Es verschlug ihm den Atem. Da unten lag ein Menschenschädel und starrte ihn an.
     
    Alan Banks hatte keinen dicken Kopf, aber als er merkte, dass der Fernseher lief, wurde ihm klar, dass er am vergangenen Abend zu viel Ouzo getrunken hatte. Im Fernsehen liefen nur griechische Programme, nüchtern wäre er nie auf die Idee gekommen, es einzuschalten.
      Banks stöhnte, streckte sich und machte sich einen starken griechischen Kaffee. Den hatte er schon in der ersten Woche auf der Insel schätzen gelernt. Während der Kaffee durchlief, legte Banks eine CD mit Arien von Mozart auf, griff zu einer Zeitung aus der letzten Woche, die er noch nicht gelesen hatte, und ging auf den Balkon. Zwar hatte er seinen tragbaren CD-Player im Gepäck, aber glücklicherweise hatte die kleine Ferienwohnung eine Mini-Stereoanlage mit CD-Spieler. Banks hatte eine Auswahl seiner Lieblings-CDs mitgenommen, darunter Billie Holiday, John Coltrane, Schubert, Walton, The Grateful Dead und Led Zeppelin.
      Er stand an der eisernen Balustrade, lauschte »Parto, ma tu, ben mio« und genoss den Anblick des Meeres hinter den ineinander verschachtelten Dächern und Mauern, ein kubistisches Werk aus blauen und weißen  Flächen. Die Sonne stand am wolkenlosen blauen Himmel, so wie jeden Tag seit Banks' Ankunft. Es roch nach wildem Lavendel und Rosmarin. Ein Kreuzfahrtschiff war gerade vor Anker gegangen, und die ersten Barkassen brachten aufgeregte Touristen mit umgehängten Fotoapparaten in den Hafen. Im Kielwasser kreischten die Möwen.
      Banks holte sich den Kaffee und setzte sich wieder auf den Balkon. Der weiße Holzstuhl kratzte über die Terrakottafliesen und verscheuchte das eidechsenähnliche Tierchen, das sich dort gesonnt hatte.
      Wenn Banks einen Blick in die alte Zeitung geworfen und vielleicht in Homers Odyssee gelesen hatte, wollte er zu einem ausgedehnten Mittagessen hinunter ins Dorf gehen, sich ein, zwei Gläschen Wein gönnen, frisches Brot, Oliven und Ziegenkäse kaufen, später für ein Nickerchen und ein
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