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Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)

Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)

Titel: Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
Autoren: Dori Jones
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    Willi von Bellden
     
    Der Wind pfiff und heulte um das Haus, der Regen prasselte unaufhörlich gegen die Fenster.
    So ging das nun schon seit Tagen und wie ich den Abendnachrichten entnehmen konnte, war auch keine Besserung in Sicht.
    Es war ein Wetter, bei dem man noch nicht mal einen Hund vor die Tür schickte. Mein Herr und Gebieter machte es trotzdem.
    Ich wusste schon genau, dass ich spätestens gegen zwölf vor die Türe gesetzt wurde. Da rauchte Tanner nämlich seine obligatorische Mitternachtszigarette, und von mir wurde erwartet, dass ich mein Geschäft erledigte, ob ich musste oder nicht.
    Ich hasste das, und er wusste es.
    Aber es half nichts, ich musste raus. So trottete lustlos ich in den regennassen Garten hinaus, schnupperte ein bisschen in der Gegend herum, während er sein übliches „Mach schön, Willi, mach schön!“ anstimmte. Dieses Mantra brummelte er schon seit ich ein Welpe war. Vermutlich gab es ihm das Gefühl, das Seine zum Gelingen dieses nächtlichen Rituals getan zu haben.
    Also lief ich zum nächsten Busch, hob brav mein Bein und leistete auch meinen Beitrag.
    Danach durfte ich wieder in mein kuscheliges Körbchen, das natürlich kein Körbchen war, sondern ein Durcheinander aus weichen Kissen und Decken in der Ecke des Hausflures. Im Laufe der Jahre hatte ich mir den Sprachgebrauch der Zweibeiner zu eigen gemacht, die sinnigerweise von meinem Körbchen oder meinem Plätzchen sprachen, wenn sie meine Kuschelecke meinten.
    Dort hatte ich die Ruhe, die man in meinem Alter zu schätzen wusste. Mit sechs Jahren auf dem Buckel war man als Hund auch nicht mehr der Jüngste!
    Ich gehöre der Rasse der Jack-Russell Terrier an und alle sagen, dass ich ein lustiger und toller Hund sei, was ich natürlich nur bestätigen kann. Doch eigentlich wollen sie damit ausdrücken, dass ich blendend aussah und zu den pfiffigsten Vertretern meiner Spezies gehöre. Die Menschen finden oft nicht die richtigen Worte.
    Tanner, mein Herrchen, kümmert sich mit großer Hingabe um mich, man kann sogar sagen, er behandelt mich wie einen Kumpel.
    „Willi“, pflegt er oft zu sagen, „wir zwei, wir sind ein starkes Team!“
    Dabei sieht er mich freundschaftlich an und streichelt mir über den Rücken. Ich schaue ihm dann mit meinen treuen Hundeaugen in sein wettergegerbtes, mit Bartstoppeln übersätes Gesicht, und wir fühlen uns einander ganz nahe. So von Mann zu Mann versteht sich.
    Von Beruf ist Michael, der von allen nur Tanner genannt wird (der Name ist ein Relikt aus seinen wilden Studienjahren) Archäologe, Prähistoriker, um genau zu sein, wie er selber nicht müde wird zu betonen.
    Und diesem Gebiet widmet er sich leidenschaftlich. Manchmal etwas zu sehr, für meinen Geschmack, denn er vergisst darüber nur allzu oft das wirkliche Leben. Das ist auch der Hauptgrund, warum Anny, seine Frau, mit den Kindern vor nicht allzu langer Zeit das Weite gesucht hatte. Ich war deshalb unsagbar traurig, da ich sie alle liebte, und mich an die lärmende Bande gewöhnt hatte. Jetzt gab es niemanden mehr, der mir heimlich unter dem Tisch die leckersten Happen in den Mund schob.
    Tanner achtet nämlich sehr auf meine Ernährung, während er auf die eigene Gesundheit nicht allzu viel Wert legte.
    Auf jeden Fall waren sie alle weg, das Haus war leer, kalt und ungemütlich.
    Es gab zahllose Nächte, in denen ich mir nichts sehnlicher wünschte, als dass Anny und die Kleinen wieder hier wären. Tanner ging es ebenso, ich wusste, dass er litt. Wie oft hatte ich ihn Nachts beobachtet, als er ruhelos durch die Wohnung geisterte, seinen Kummer mit Rotwein ertränkte und erst im Morgengrauen Ruhe fand. Manchmal saß er auch nur da, hörte stundenlang klassische Musik und starrte traurig ins Leere.
    Seine kurzen dunkelblonden Haare mit den grau-melierten Schläfen, die Anny so attraktiv fand, wurden zusehends grauer, und die einst sportliche Figur wurde immer fülliger. Die seelische Belastung, das schlechte Essen und der Rotwein, hatte Spuren hinterlassen. Ich begann mir Sorgen zu machen.
    Er liebte Anny, und die Kinder vergötterte er, aber mein Boss schien nicht die geringste Idee zu haben, wie er die Dinge wieder ins Lot bringen konnte.
    Ich hoffte inständig, dass ihm bald etwas einfallen würde, sonst, das hatte ich mir geschworen, würde ich etwas unternehmen.
    Jetzt waren wir also, abgesehen von ein paar Mäusen, die hier und dort anzutreffen waren, ganz alleine in dem riesigen Haus. Hinter dem Haus lag sich ein
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