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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist
Autoren: Francesco Gungui
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dir …«
    »Ach was. Ich will damit nur sagen, dass meiner Meinung nach alles einen Sinn hat, während wir darin nur den Sinn sehen, den wir ihm geben wollen.«
    »Ich gebe zu, das ist eine hübsche Vorstellung.«
    »Erinnerst du dich an die Sache mit dem Paradies?«
    Luca hat dazu folgende Theorie: Die ewige Seligkeit ist der pure Schwindel. Die Hölle: Qual ohne Ende. Am besten ist noch das Fegefeuer, denn das ist nicht für die Ewigkeit. Genau wie das irdische Leben. Und daraus folgt: Das irdische Leben ist das Fegefeuer.
    »Ich erinnere mich.«
    »Also, schlimmstenfalls hast du noch eine Runde im Fegefeuer vor dir.«
    »Das wäre von den drei Möglichkeiten noch die beste.«
    »Stimmt!«
    »Luca, meinst du, ich bin sitzen geblieben?«
    »Ali, das weiß ich nicht.«
    »Das wäre nämlich wirklich Scheiße, wenn ich nicht versetzt werde. Und wir wären auch nicht mehr in der gleichen Klasse …«
    Ein Aufschrei unterbricht unser Gespräch. Alle rennen zum Schuleingang. Als die Türen sich langsam öffnen, stürmen die Schüler scharenweise in den Flur. Die Listen mit den Noten hängen jetzt aus.

Zwei
    Bitte nicht. Okay, beten hat keinen Zweck, damit ziehe ich das Pech bloß noch an. Ich muss so tun, als wäre mir alles egal. Ich stürze in den Flur, aber vor den Listen drängen sich mindestens hundert Schüler. Einige hüpfen und schreien vor Freude, andere lassen den Kopf hängen. Jemand schlägt mit der Faust an die Wand und flucht. Also gut, gleich ist es so weit und auch ich werde vor Freude schreien oder laut fluchen.
    Ich gehe entschlossen auf die Menge zu und versuche, mich durchzudrängen. Keine Chance, da kommt keiner durch.
    Also gehe ich auf die Knie und krieche vorwärts, fange mir Fußtritte und Stöße ein, bis ich die Stahlbeine der Aushangtafeln sehen kann. Jetzt muss ich nur noch hochkommen. Ich springe auf und kriege einige Ellenbogen vor den Kopf. Vor mir steht eine Blondine und versperrt mir die Sicht. Ich versuche, mich an ihr vorbeizudrängen. Als ich ihr eine Hand auf den Rücken lege, dreht sie sich zur Seite, um mich vorbeizulassen. Doch so bleiben wir dann stehen, quasi ineinander verkeilt, Bauch gegen Bauch, mein Knie zwischen ihren Beinen, ihr Kopf neben meinem. Ich weiß nicht, wie ich da wieder rauskommen soll, denn dazu müsste ich ihr eigentlich die Hände auf die Schultern legen und sie wegstoßen. Ich starre auf den Boden und suche krampfhaft nach einem Ausweg. Bin absolut ratlos, in meinem Kopf herrscht gerade völlige Leere. Ich denke nichts, sehe nichts und spüre nichts. Wie ein Roboter, der nur ein Ziel kennt: so schnell wie möglich zu diesen verdammten Listen zu kommen.
    Ohne darüber nachzudenken, was ich tue, senke ich den Kopf und versuche, die letzte Reihe Schüler, die mich noch von den Listen trennt, zu durchbrechen, aber dabei pralle ich mit der Stirn gegen das Kinn des blonden Mädchens.
    »He, was machst du denn da? Pass gefälligst auf!«
    »Tut mir leid, tut mir leid«, rufe ich hastig. Sie würdigt mich keines Blickes.
    Da schnellt eine Hand aus dem Nichts vor, packt mich am Handgelenk und im nächsten Moment bin ich nicht mehr mitten in der Menge, sondern direkt vor den Listen.
    »Luca? Hast du die Ergebnisse schon gesehen?«
    »Nein, ich wollte dich erst mal von Martina befreien.«
    »Martina?«
    Ich drehe mich herum und jetzt erst erkenne ich das Gesicht des Mädchens – »Miss Geiler Arsch«, so stand es mal in Riesenlettern an einer Wand vor dem Schultor. Ich beobachte sie kurz, während ihr Gesichtsausdruck sich von angespannter Angst in erleichterte Freude verwandelt.
    »Auf nach Apulien!«, schreit sie und reißt die Arme hoch.
    »Sie hat wohl bestanden«, sage ich entmutigt.
    Luca sieht mich zweifelnd an und meint dann: »Ich habe mich immer gefragt, warum die Schulen dieses Ritual vom Run auf die Tafeln veranstalten. Sollte man es nicht besser so machen wie es sonst auch läuft im Leben?«
    »Und zwar?«
    »Man kippt rote Farbe aus Eimern von den Dächern, einfach so, nach dem Zufallsprinzip. Wer getroffen wird, muss das Jahr wiederholen. Warum sich groß den Kopf zerbrechen? Schließlich entscheiden zufällig umkippende Farbeimer darüber, ob du es geschafft hast oder nicht. Du hast Glück, du nicht. Ihr zwei bekommt jetzt ganz viele Pickel. Der da wird sich verlieben. Du wirst einen Freund verlieren und du gewinnst im Lotto.«
    Mir ist im Moment nicht nach Lucas Blödeleien.
    »Hör mal, ich gehe jetzt und seh mir meine Ergebnisse an. Soll ich
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