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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist
Autoren: Francesco Gungui
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steht unter dem Basketballkorb und blättert in einem Buch.
    Ein Typ mit langen roten Haaren neben ihr redet und fuchtelt dazu wild mit den Armen. Vor ihnen auf dem Boden sitzen etwa vierzig Schüler. Unter ihnen bemerke ich sofort Luca und setze mich neben ihn.
    »Worüber reden die hier?«, frage ich ihn leise.
    »Über den Neoimperialismus der internationalen Großkonzerne, weißt du, er hat gerade gesagt, dass jetzt nicht mehr die Großmächte die armen Länder in der Hand haben, sondern diese Konzerne, weil die Staaten inzwischen nichts mehr entscheiden und die Demokratie auf unserem Konsum aufbaut, und wir praktisch mit unseren Einkäufen unsere Stimme abgeben.«
    »Wow, das klingt ja richtig interessant.«
    »Das ist es auch«, sagt er todernst.
    Also höre ich aufmerksam zu, aber wie ich es mir eigentlich hätte denken können, schließlich kenne ich Luca, redet der Rothaarige über etwas völlig anderes. Ich sehe Luca fragend an, aber er verzieht keine Miene. Ich kann nicht anders, ich muss einfach loslachen.
    Und da kommt Martina ins Spiel.
    »Hey, es zwingt euch niemand zum Bleiben, das ist kein Unterricht. Ihr seid hier, weil ihr an die Besetzung der Schule glaubt, sonst könnt ihr zum Skifahren gehen wie all die anderen, die nur dafür gestimmt haben, um eine Extrawoche Ferien zu haben.«
    Zwei Tage später treffe ich sie wieder.
    Ich bin mit zwei Jungs im Umkleideraum der Turnhalle, die dort Parolen an die Wand schreiben. Beide stehen auf einer Bank, ein bisschen Farbe ist auf den Boden getropft.
    Sie betritt die Umkleide mit einem Lappen in der Hand und einer Flasche Waschbenzin in der anderen. Sie grüßt kurz zu uns rüber und beginnt dann, die auf den Boden getropfte Farbe zu entfernen. Wir drei starren sie an und wissen nicht, was wir sagen sollen. Danach setzt sie sich hin und zündet sich einen Joint an. Die beiden Jungs machen weiter. Sie sieht, dass ich gerade nichts zu tun habe und hält mir die Tüte hin.
    »Ich rauche nicht«, sage ich.
    »Braves Mädchen.«
    Darauf beschränkt sich auch schon meine nähere Bekanntschaft mit Martina. Mein restliches Wissen über sie verdanke ich zum einen dem Schulhofklatsch, durch den ich darüber informiert bin, dass ihre Eltern geschieden sind und sie bei ihrer Mutter lebt, und zum anderen den Schmierereien bei uns auf den Toiletten, daher habe ich auch die Weisheit von der »blöden Kuh, bild dir bloß nicht so viel ein«, aber ich glaube, das ist nichts als blanker Neid.
    »Ali, hier bin ich!«, ruft eine vertraute Stimme von der anderen Straßenseite.
    Ich drehe mich um.
    Es ist Luca.
    Ich winke ihm zu und warte, bis er sein Moped angeschlossen hat.
    Luca ist mein Exfreund. Mit ihm hatte ich mein erstes Mal. Unsere Beziehung hat nur ein paar Monate gehalten, aber wir haben uns weiter getroffen. Anfangs nur zwangsläufig in der Schule, weil wir in der gleichen Klasse sind. Beziehungsweise nicht »sind«, sondern »waren«, und ich fürchte, das ist nur eines der Verben, die ich ab jetzt in der Vergangenheitsform verwenden muss. Dann haben wir uns auch wieder außerhalb des Unterrichts gesehen. Er sagt, ich bin seine Droge, nein, ich bin sein Methadon, also das Zeug, das man den Süchtigen für den Entzug gibt, obwohl das nur eine neue Abhängigkeit schafft.
    »Da«, sagt er und reicht mir eine Flasche Bier.
    »Du hast ja gut vorgesorgt.«
    »Unter dem Sitz habe ich auch ein Flugzeug. Du weißt doch, heute Abend fliegen wir nach Jamaika.«
    »Ach ja, super, und du bringst es meinem Vater bei?«
    »Dazu ist keine Zeit. Du schickst ihm dann ein Telegramm aus Kingston.«
    »Und was ist das?«
    »Kingston! Die Hauptstadt von Jamaika!«
    »Was machst du denn jetzt wirklich diesen Sommer?«
    »Ach, keine Ahnung. Erst mal bleibe ich in Mailand. Meine Mutter weiß noch nicht, wann sie Urlaub nehmen kann, und irgendjemand muss sich ja um meine Schwester kümmern.«
    »Na, aber irgendwann wird sie doch Urlaub nehmen?«
    »Ich hoffe schon, aber ich kann nichts planen.«
    »Warum kommst du mich nicht besuchen? Auch auf den letzten Drücker. Du brauchst dich nicht vorher anzumelden. Meine Mutter mag dich.«
    »Na ja, vielleicht«, sagt er nicht gerade überzeugt.
    »Und wie mache ich die jetzt auf?«, frage ich und halte ihm die Flasche Bier hin.
    Er holt ein Feuerzeug aus der Tasche, setzt es am Hals der Flasche an und lässt den Kronkorken mit einem lauten »Plopp« wegspringen. In diesem Moment schlendern Martina und ihre Freunde an uns vorbei. Einer der Jungs
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