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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist
Autoren: Francesco Gungui
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auch nach deinen sehen?«
    »Nein, nein, ich spare mir das als Überraschung für den September auf.«
    »Na gut, Luca, dann ciao.«
    Ich muss das Blatt mit unserer Klasse finden, aber natürlich ist meine Liste noch mindestens drei Meter von mir weg. Ich drücke mich an den Tafeln entlang, wobei ich Dutzende Hände wegstoße, die über die Namensverzeichnisse gleiten, bis ich endlich vor dem richtigen Aushang stehe.
    Das ist wie beim Türsteher einer angesagten Disko: Du kommst rein, du nicht, während sie sich hinter dir drängen und dich schubsen, und dann, nachdem du ewig in der Schlange gewartet hast, stellst du unter Umständen fest, dass alles umsonst war. Also gut, gleich geht’s los. Bitte mach, dass ich dabei bin. Das Licht geht an. Und ich bin nicht dabei.
    »Auf nach Apulien«, sage ich seufzend.
    Ich bin sitzen geblieben.

Drei
    Schön gerade nicht, aber auch nicht potthässlich.
    Also, das heißt, ich bin nicht gerade ein Model oder das tollste Mädchen der ganzen Schule. Mindestens drei oder vier Teile meines Körpers sprechen wohl gegen eine Karriere als Fernsehschönheit. Ich bin nicht sehr groß, vorne ziemlich flach und müsste eigentlich ein paar Kilo abnehmen.
    »Dein Hintern ist auf jeden Fall ausbaufähig«, sagt mein kleiner Bruder immer zu mir, auch wenn die Tatsache, dass ein dreizehnjähriger Junge etwas zu dem Thema zu sagen hat, nicht gerade zur Steigerung meines Selbstwertgefühls beiträgt. Dann ist da noch das Problem mit der Nase, die man als apart bezeichnen könnte, aber die meisten sehen sie genau so, wie sie ist: eine kleine, an den Seiten ein wenig gestutzte Kartoffel. Also eigentlich ist mein gesamtes Erscheinungsbild »ausbaufähig«, wie mein Bruder sagen würde. Besonders bei der Wahl des Outfits: Mir stehen Hüftjeans gut, aber sie dürfen nicht zu eng sitzen, um den »Presswurst«-Effekt zu vermeiden. Mit Ausschnitten muss ich vorsichtig sein, da ich wie gesagt nicht viel zu bieten habe. Na ja, im Sommer muss ich mir darüber kaum Gedanken machen, denn am Meer besteht meine Garderobe nur aus drei Teilen: Bikini, Pareo und Flip-Flops.
    Ich starre den Rucksack an, mit dem ich eigentlich verreisen sollte. Ich habe ihn noch nicht ausgepackt, ganz absichtlich, um mir selbst wehzutun, um mich daran zu erinnern, wo ich jetzt wäre, wenn es anders gelaufen wäre. Und das stand bei mir auf dem Plan: eine Woche im Juli mit meinen Freundinnen in Ligurien, dann eine Zeit in Mailand allein zu Hause und im August nach Sardinien ans Meer, wieder mit meinen Freundinnen.
    Aber ich bin ja nicht versetzt worden.
    Deshalb hat sich das Programm leicht geändert. Den ersten Monat der Ferien sitze ich zu Hause fest und soll lernen. Dann geht’s mit meiner Familie nach Apulien.
    Ende.
    Also bin ich zunächst in Mailand geblieben, aber natürlich habe ich kein einziges Buch aufgeschlagen, woran Luca nicht ganz unschuldig ist, denn die meiste Zeit habe ich mit ihm verbracht. Schließlich hat er doch noch seine Ergebnisse angesehen. Und nein, er ist natürlich nicht sitzen geblieben.
    In weniger als vierundzwanzig Stunden werde ich in Apulien sein, auf dem Campingplatz mit meiner Familie, wie übrigens jedes Jahr.
    Und meine sommerliche Emanzipation muss noch ein bisschen warten.
    Es ist fast acht Uhr, ich gehe hinunter zum Abendessen und bin wie immer auf alles gefasst.
    »Da ist sie ja«, meint meine Mutter sarkastisch.
    Dass ich nicht versetzt worden bin, hat die familiäre Gesprächskultur vergiftet, jede Unterhaltung ist jetzt mit einem vorwurfsvollen Ton durchsetzt.
    »Du könntest wenigstens den Tisch decken.«
    Dieses »wenigstens« bedeutet nicht, dass ich nie einen Finger rühre. Es ist mehr ein »wenn du schon sitzen geblieben bist, kannst du wenigstens den Tisch decken«.
    Mein Vater hängt auf dem Sofa rum, zwischen Bergen von offen stehenden Koffern. Mein Bruder ist nicht da.
    »Hast du auch deine Bücher eingepackt?«, fragt mein Vater, ohne vom Fernseher aufzusehen, sobald er meine Anwesenheit bemerkt hat.
    Er lässt sich Zeit: Wie zufällig lässt er ein paar neutral wirkende Sätze fallen und lauert dann auf einen falschen Schritt von mir, um mich daran zu erinnern, dass ich diese Ferien mit Lernen verbringen werde.
    »Ja, hab ich«, sage ich, aber ich glaube kaum, dass er mir zuhört. »Wo ist Fede?«
    Papa schaltet den Fernseher aus.
    »Versuch nicht, das Thema zu wechseln!« Mein Vater steht vom Sofa auf, kommt auf mich zu und tut seine Meinung zu dem Problem kund. Die geht
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