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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist
Autoren: Francesco Gungui
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ein bisschen mehr anstrengen können?«
    »Jetzt musst du zusehen, wie du den Monat rumkriegst.«
    »Und wenn auf dem Campingplatz wieder der Animateur ist, mit dem du letztes Jahr rumgemacht hast?«
    Gerade als ich bei dieser Frage angekommen war, hat mein Vater die Kaffeepause vorgeschlagen und es mir somit erspart, dass dieser peinliche kleine Sommerflirt noch einmal hochkocht.
    Wir steigen aus dem Wagen.
    »Fede, wo warst du eigentlich gestern Abend?«, frage ich ihn, während er versucht, sich die Haare aus den Augen zu streichen.
    »Gestern Abend … hmm.«
    Es ist nicht einfach, von meinem Bruder Antworten zu bekommen, wenn er gerade erst aufgewacht ist, aber mir ist jetzt danach, mit jemandem zu reden, um mich von der Reise abzulenken und von der Erinnerung an meine Pseudoaffäre vom letzten Sommer. Also lasse ich nicht locker.
    »Und warum hast du Farbe an den Fingern?«
    »Ach so, ich war bei Oma und Opa. Opa bringt mir das Malen bei.«
    Ich kann meine Verwunderung nicht unterdrücken und reagiere mit einem langgezogenen, lauten »Diiiiir?«, das jeden tief treffen würde, der gerade die Laufbahn eines Malers begonnen hat, ohne dafür wirklich begabt zu sein. Jeden außer meinen Bruder natürlich.
    Inzwischen haben wir die Raststätte betreten, wir und noch weitere zwei- bis dreitausend Leute, die alle die gleiche tolle Idee hatten wie wir.
    Mein Vater stellt sich an der Kasse an.
    »Was wollt ihr haben?«
    »Einen Kaffee«, antworte ich.
    »Eine Cola«, sagte mein Bruder.
    »Ist es nicht ein bisschen früh für eine Cola?«, fragt meine Mutter.
    »Lass sie doch trinken, was sie wollen«, meint mein Vater. »Und was willst du?«
    Sie möchte einen Kaffee. Und los jetzt, Beeilung, sonst kommen wir nie an …
    Meine Mutter und ich drängen uns durch die Menge am Tresen.
    »Warum gibt Opa Fede Malunterricht?«
    »Er hat es ihm selbst vorgeschlagen, hat ihn gebeten, ihm ein paar Grundkenntnisse beizubringen. Und Opa, na, der freut sich ein Rad ab.«
    An diesem Punkt stelle ich meine Nachforschungen ein, weil sich mir die Frage aufdrängt, wie man sich ein Rad abfreuen kann.

Sechs
    »Hey Leute, ich bin immer noch so was von dicht von gestern. Wenn die mich jetzt ins Röhrchen blasen lassen, nehmen die mir den Wagen ab und euch gleich mit.«
    »Okay, okay, ich fahr schon. Und du schlaf, wir wollen doch heute Abend noch tanzen gehen.«
    »Also, jetzt erst mal n Kaffee und ne Kippe, dann schlagen wir uns in der Raststätte durch die hiesigen Spezialitäten und dann nichts wie weg.«
    Vor der Raststätte steht ein Auto-mit-jungen-Mailändern-auf-dem-Weg-in-die-Ferien.
    Das ist unverkennbar. Als sie den Wagen geparkt hatten, sind gleich zwei Mädels mit Riesensonnenbrillen und Flip-Flops ausgestiegen. Sie sind aufgedreht, lachen laut und eine von ihnen zündet sich sogar eine Zigarette an, was für mich in diesem Augenblick gleichbedeutend mit einer Unabhängigkeitserklärung ist. Aber klar, ich bin einfach nur superneidisch, und ein Blick auf ihre Lover macht es nur noch schlimmer: Einer ist definitiv cool, der andere ist mehr der intellektuelle Typ. Ich sehe ihn schon vor mir, wie er sich nicht mal am Strand das Hemd auszieht und immer liest.
    Der coole Typ fasst eines der Mädchen um die Taille und zieht es zu den Stufen, die zur Raststätte hinaufführen. Dort stehe ich und beobachte das Ganze mit großen Augen, wobei ich daran denken muss, wie anders es doch bei uns im Wagen aussieht. Das andere Mädchen telefoniert, und der, den ich für den intellektuellen Typ der Gruppe halte, sieht zu mir rüber. Auch das ist wieder mal typisch. Wenn da zwei Jungs sind und einer ist der »Gutaussehende«, falle ich garantiert dem anderen auf. Einen Moment lang vergesse ich meine Familie und stelle mir vor, ich würde allein in die Ferien fahren und könnte tun und lassen, was ich will. Ich male mir aus, ich würde den interessierten Blick des intellektuellen Typs erwidern, ihn herankommen lassen und kurz mit ihm reden. Dann finden wir heraus, dass wir am selben Ort Urlaub machen, und ich stecke ihm mit einem verheißungsvollen »vielleicht sieht man sich ja« meine Telefonnummer zu. Als ich am Ende meiner Spinnereien angekommen bin und der Intellektuelle wirklich nur noch einen Schritt von mir entfernt ist, steht mein Bruder plötzlich neben mir und sagt doch tatsächlich:
    »Ali, Papa meint, wir sollen jetzt noch mal Pipi machen, denn er hält dann nicht mehr an.«
    Die Sonne geht gerade über dem Meer unter, als unser
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