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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist
Autoren: Francesco Gungui
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Sprache.
    »Aha.«
    Meine Mutter hat es gehört und lächelt erfreut über meine guten Vorsätze, die ihr weitere Streitereien mit ihrem Mann ersparen werden.
    »Heute werde ich mir ein kleines Lernprogramm für diesen Monat zusammenstellen: Ich sehe alle Lehrbücher durch, suche die Themen raus und morgen geht’s los!«
    An dieser Stelle mustert meine Mutter mich misstrauisch. Federico, der gerade aufgewacht ist und wohl nur meinen letzten Satz gehört hat, muss sich das Lachen verkneifen. Mein Vater zieht mit Handtuch und Zahnbürste bewaffnet von dannen, und es sieht beinahe so aus, als würde er sich dabei ständig umsehen, in der Erwartung, dass ihm gleich jemand an den Hals springt und schreit: »April, April!«
    »Glückwunsch, Schwesterherz. Er hat es dir abgenommen.«
    Mein Bruder ist begeistert von meinem Einfall. Er ist ganz klar der Hellste in der Familie, er hat sofort begriffen, was ich vorhabe.
    »Was denn? Was hat er ihr abgenommen?«, fragt meine Mutter.
    »Ach nichts, Ma, gar nichts«, antwortet mein Bruder und zieht sich schnell in den Wohnwagen zurück.
    »Aber wie soll das gehen, Alice, willst du etwa die ganzen Bücher an den Strand mitnehmen?«
    »Hmm, da muss ich mir wohl noch was überlegen, in der Zwischenzeit seh ich mal, was ich hier schaffe, bevor wir fahren.«
    Aus dem Wohnwagen erschallt lautes Lachen und begleitet Mamas Abgang, die sich auf den Weg zu den Duschen macht, um mit meinem Vater zu »reden«. Meine Mutter ist nicht blöd. Sie braucht nur einen guten Vorwand, um sich auf meine Seite zu schlagen.
    Und das ist einer.
    Um neun Uhr fünfunddreißig winke ich dem Wagen meiner Eltern nach, die sich wieder auf die Suche nach irgendeinem sagenhaften Strand ohne Menschen und ohne Bar machen. Meine Mutter zieht dazu ein Gesicht, als würde ihr einziger Sohn in den Krieg gehen. Ich dagegen fühle mich, als hätte ich gerade das große Los gezogen. Ich freue mir zwar noch nicht »ein Rad ab«, aber ich bin schon auf dem besten Weg dorthin. Mein Vater hat mir versprochen, dass sie ein wenig früher zurückkommen werden, und er hat noch hinzugefügt: »Aber du bleibst wirklich hier, um zu lernen, du gehst doch nicht etwa an den Strand?«
    Ich habe ihm versichert, dass er das am Abend mit eigenen Augen überprüfen könne, und er hat geantwortet, dass ich darauf Gift nehmen könnte. Wir haben uns noch ein paar nette Worte an den Kopf geworfen und uns dann verabschiedet.
    Ich sehe mich um.
    Seltsam.
    Der Campingplatz scheint plötzlich größer geworden zu sein.
    Ich schaue hoch, sehe die Zweige der Strandkiefern, die sich im Wind wiegen. Und ich bin beinahe sicher, dass sie gestern mindestens zwei Meter niedriger hingen. Ich wende mich dem Meer zu, das vom Zaun des Campingplatzes in lauter gleiche Karos aufgeteilt wird. Über Nacht muss sich der Horizont verschoben haben. An diesem Morgen wirkt das Meer unendlich weit. Der Wind zerzaust meine Haare und ein intensiver Salzgeruch bahnt sich durch meine Nase einen direkten Weg bis zu meinem Bauch und ich höre die Möwen schreien. Ich berühre mein Gesicht mit den Händen und habe den Eindruck, dass meine Haut sich glatter und kühler anfühlt.
    Ich weiß nicht genau, was diese Gefühle bedeuten. Na ja, vielleicht beschreibe ich es ein wenig zu poetisch, aber genau so fühle ich mich eben. Wie jemand, der die ganze Zeit in einem Wandschrank schläft und eines Tages nach dem Aufstehen merkt, dass es auch ein Zimmer mit einem bequemen Bett gibt.
    Und nein, ich habe keine Drogen genommen, nicht dass ich wüsste.
    Während ich in diese Art Gefühlsverwirrung versunken bin, fällt mein Blick auf unseren Wohnwagen, auf den Tisch unter dem Vordach, auf die Kaffeetasse neben dem Stapel Bücher. Und alles ist sofort wieder wie vorher. Die Kiefern kehren an ihren Platz zurück, der Horizont wird wieder kleiner und der salzige Geruch wird von dem penetranten Duft nach Sonnencreme überdeckt.
    »Alice!«, schreit plötzlich eine männliche Stimme hinter mir und übertönt damit noch meine letzte Sinnestäuschung (es gibt hier nämlich gar keine Möwen).
    Der Animateur ist auf dem Campingplatz eingetroffen.

Neun
    Aktualisierung des Second-Life-Projekts:
    Punkt eins: Eine Stunde Internet (vorerst zurückgestellt)
    Neuer Punkt eins: Dem Animateur auf nette und höfliche Weise klarmachen, dass ich nicht die Absicht habe, wieder was mit ihm anzufangen oder sonst irgendetwas anzustellen, das mit Körperkontakt verbunden ist.
    Er ist offensichtlich wieder auf
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