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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist
Autoren: Francesco Gungui
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Buch.«
    Leider habe ich nichts Besseres zu tun und ein Buch ist genau das Richtige, um die meditative Distanz zu meiner Familie aufrechtzuerhalten.
    Deshalb rege ich mich gar nicht auf, als meine Mutter sich mit einem Eimer Sonnencreme Lichtschutzfaktor 140 hinter mir aufbaut. Ich gehe zweimal mit meinem Bruder ins Wasser und beantworte zwei Fragen eines teuflisch schweren Kreuzworträtsels richtig, die mein Vater laut vorgelesen hat, um mich auf die Probe zu stellen: die zwei Weltkriege, die Lateranverträge.
    Einen Moment lang habe ich beinahe Spaß.
    Doch um fünf Uhr ist meine Laune wieder im Keller und mir geht nur ein einziger Gedanke durch den Kopf: noch ein ganzer Monat!
    Sobald wir wieder auf dem Campingplatz sind, verzichte ich auf die so ersehnte freie Fahrt an den Duschen und begebe mich direkt in den sogenannten Freizeitraum, ein Kabuff neben der Rezeption mit zwei vorsintflutlichen Computern. Immerhin komme ich an den Windows Messenger.
    Luca ist online.
    Alice: Alice ruft Luca, Luca antworte, absoluter Notfall!!!
    Luca: Ali!!! Hallo, ich bin in Kingston.
    Alice: Die Hauptstadt von Jamaika?
    Luca: Korrekt, sehr gut, also bist du doch am Lernen?
    Alice: (gestreckter Mittelfinger)
    Luca: Wie geht’s?
    Alice: Ziemlich mies, danke. Ein Tag am Strand mit der Family, absolut tote Hose, der Campingplatz ist noch halb leer und das Durchschnittsalter liegt bei elf Jahren.
    Luca: Wow, dann amüsierst du dich wohl? Hier bringt einen die Hitze um.
    Alice: Luca, einen ganzen Monat so, das halte ich nicht aus, sag mir, was ich machen soll, denk dir was aus.
    Luca: … (Nachdenklicher Smiley)
    Alice: Luca? Bist du noch da?
    Luca: Warte, ich denke nach.
    Alice: Sehr gut.
    Luca: Second Life.
    Alice: Was?
    Luca: Second Life, das ist die Antwort auf deine Probleme.
    Luca verbringt den halben Tag vor dem Computer. Alles, was ich auf diesem Gebiet weiß, hat er mir beigebracht. Eine seiner letzten Entdeckungen ist Second Life, eine virtuelle Welt, in der man mit seinem persönlichen Avatar ein anderes Leben führen kann: eine Art zweites Ich, das sich durch eine virtuelle Welt bewegt, Freundschaften schließt, Kleidung kauft, auf Partys geht.
    Doch in meiner derzeitigen Lage sehe ich wirklich nicht, wie mir Second Life helfen könnte.
    Alice: Was hat Second Life damit zu tun? Ich will nicht den ganzen Tag vor dem Computer rumhängen.
    Luca: Das hast du falsch verstanden, dein Second Life ist was anderes. Du sollst dir wirklich eine andere Identität aufbauen, einen Plan B aufstellen, zum Beispiel, dass du jede Menge liest, schreibst, jeden Tag ein paar Stunden am Computer sitzt, dir einen Platz suchst, wo du am frühen Abend abhängen kannst und versuchst, jemanden kennenzulernen …
    Alice: Das klingt nicht sehr überzeugend.
    Luca: Aber genau das ist es, nimm deinen Urlaub selbst in die Hand.
    Alice: Und woher kommt dieser Optimismus? Das passt gar nicht zu dir …
    Luca: Du hast mich doch gebeten, eine Lösung für dich zu finden, oder? Und die heißt: Second Life.
    Alice: Na gut, ich denk heute Nacht drüber nach. Können wir das morgen noch mal bereden?
    Luca: Wenn ich in Havanna einen Internetpoint finde.
    Alice: Warst du nicht auf Jamaika?
    Luca: Ja, aber ich reise ab, morgen bin ich auf Kuba. Ich will herausfinden, welches System besser ist, Kapitalismus oder Kommunismus.
    Alice: Schick mir eine Postkarte, wenn du’s herausgefunden hast.
    Luca: Bestimmt! Und was machst du morgen?
    Alice: Wir werden uns wieder auf die Suche nach einem tollen Strand ohne Bar machen.
    Luca: Aber will dein Vater denn nicht, dass du lernst?
    Alice: … (Leuchtende Glühbirne)
    Luca: Was heißt das?
    Alice: (Lachender Smiley) Du hast mich auf eine Superidee gebracht!
    Luca: (Fragender Smiley)
    Alice: Wenn es funktioniert, erzähl ich es dir.
    Luca: Na gut, ciao. (Winkendes Schaf)
    Alice: (Winkender Panda)
    Luca: (Bart Simpson, der einem den Hintern zeigt)
    Alice: (Spuckendes Lama)

Acht
    »Wieso bist du denn schon auf?«
    Mein Vater ist völlig verblüfft. An diesem Morgen bin ich ganz von selbst um halb acht aufgestanden. Ich habe Kaffee aufgesetzt und das Frühstück vorbereitet. Das Second-Life-Projekt hat gerade erst begonnen und ich amüsiere mich jetzt schon.
    Am liebsten würde ich antworten: »Morgenstund hat Gold im Mund.« Aber das wäre dann wohl doch etwas zu dick aufgetragen.
    Also beschränke ich mich auf den Hinweis: »Ich mache mir einen Lernplan«, was vielleicht noch schlimmer ist.
    Ihm verschlägt es die
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