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GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor

GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor

Titel: GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor
Autoren: John Norman
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1
     
     
    Ein Blitz spaltete den Himmel und riß den strömenden Regen, die Wagen und die zahllosen Reisenden auf der Straße aus der Dunkelheit. Zu meiner Linken, etwa einen halben Pasang voraus, erhob sich das Felsplateau mit der Herberge Zum Krummen Tarn.
    »Kein ganzer Pasang mehr, und wir sind da«, sagte ein Mann.
    »Sie werden keine freien Schlafplätze mehr haben«, bemerkte ein anderer.
    Der erste Sprecher schnaubte verächtlich. »Und selbst wenn es so wäre, könntest du ihn dir sowieso nicht leisten.«
    »Wir schlagen das Lager auf der windgeschützten Seite auf«, meldete sich ein dritter Mann zu Wort. »Die Tiere können wir im Straßengraben tränken.«
    »Da stehen bestimmt schon andere Wagen im Kreis zusammen.«
    Reisegruppen stellen ihre Wagen meistens im Kreis auf; man fährt die Enden aneinander, richtet die Deichseln nach innen, schließt die Lücken des provisorischen Schutzwalls, so weit es möglich ist, kettet die Vorderachse an die Hinterachse des nächsten Wagens und schlägt das Lager in dem so entstandenen Kreis auf – mitsamt den Zugtieren und dem zumeist mitgeführten Vieh. Das Ganze nennt sich Wagenburg. Der Kreis bietet mehr Platz als jede andere geometrische Form, darum ist ein solches Lager so groß, wie es die Anzahl der Wagen erlaubt. Da jeder Punkt der Kreislinie normalerweise von der Mitte aus zu sehen und auch gleich weit davon entfernt ist, erleichtert dies die Verteidigung. Zum Beispiel kann man die Reserve schnell und angemessen zum Einsatz bringen. Bemerkenswerterweise sucht man diese Art von Lager bei den Wagenvölkern des Südens wie den Tuchuk vergeblich, was an der riesigen Anzahl ihrer Wagen liegt. Dort kann man fast schon von Wagenstädten sprechen. Die weniger großen Wagenvölker des Nordens wie die Alar benutzen allerdings ebenfalls die Wagenburg, vor allem dann, wenn die Stämme auf dem Marsch getrennt werden; allerdings ist ihr Kreis oftmals sehr groß und hat eine Breite von vier oder fünf Wagen.
    Erneut zuckte ein Blitz vom Himmel, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donner.
    Auf dem Plateau, auf dem die Herberge stand, zerrte der Wind an einem mit einer Kette befestigten regennassen großen Holzschild. Es besaß die Form eines mißgestalteten Tarns, dessen verkrümmter Hals an einen Geier erinnerte und dessen rechtes Bein mit den ausgestreckten, zupackenden Krallen viel länger als das linke war. Goreanische Herbergen werden oft von solchen Schildern angekündigt, da viele Goreaner – vor allem die Mitglieder unterer Kasten – nicht lesen können.
    Dann wurde die Welt erneut in Dunkelheit getaucht, und alles beschränkte sich auf den strömenden Regen und das Quietschen der Wagen.
    Ich hatte mir den Umhang über den Kopf gezogen. Der Wagen, neben dem ich ging, fuhr links von mir auf der linken Straßenseite, unterwegs in nördlicher Richtung auf der Vosk-Straße. Zumindest trug sie in jenen Breitengraden diesen Namen; im Süden nannte man sie Viktel Aria. Der Umhang fiel mir vom Kopf über die Schultern und reichte mir deswegen nur bis zur Taille. Ich hatte die Riemen der Schwertscheide gekürzt und so festgezurrt, daß der Schwertgriff unter dem Umhang über die linke Schulter ragte. Ich hielt mich an dem Wagen fest. So konnte ich es eher vermeiden, in der Dunkelheit und dem strömenden kalten Regen zu stolpern. Mit der rechten Hand hielt ich den Umhang um den Hals gerafft. Mein Bündel befand sich in dem Wagen.
    In dem auf der rechten Seite nach Süden reisenden Verkehr erschollen plötzlich Flüche und das Protestgebrüll eines Tharlarions. Rufe ertönten. Holz knarrte, gefolgt vom Quietschen eines vorgeschobenen lederüberzogenen Bremsschuhs, der gegen den Eisenbeschlag eines Rades drückte. Jemand rief: »Spring!« Etwas Schweres rutschte, einen Augenblick später kippte ein Wagen krachend um und landete im Schlamm. Das Tharlarion, das vermutlich von den Füßen gerissen worden war, stemmte sich gegen sein Geschirr.
    Ich holte mein Bündel vom Wagen, tastete umher, bis ich den nächsten in südlicher Richtung fahrenden Wagen berührte, umrundete ihn und begab mich zum Straßenrand. Ein Tharlarion trabte an mir vorbei. Ich streckte die Hand aus und berührte seine nassen Schuppen. Der nächste Blitz beleuchtete den Straßengraben. Der Wagen lag auf der Seite, die festgezurrte Ladung drückte gegen die Segeltuchplane, die sie bedeckte und an Ort und Stelle hielt. Das Tharlarion lag ebenfalls auf der Seite; in sein Geschirr verstrickt, trat es in die
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