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GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor

GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor

Titel: GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor
Autoren: John Norman
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Allerdings halten einige der niederen Kasten, insbesondere Bauernkasten – vor allem in abgelegenen Gegenden – es durchaus für möglich, daß solche Naturphänomene Anzeichen von Streit unter den Priesterkönigen sind, für das Aufeinanderprallen ihrer Waffen, das Gepolter ihrer Streitwagen, den Galopp ihrer Tharlarion und dergleichen. Man hat sogar schon von gebildeteren Goreanern gehört, die darüber spekulierten, daß ein Blitz durch den Zusammenstoß von Wolken am Himmel entsteht. Das gilt natürlich nicht für Angehörige der Kaste der Schriftgelehrten oder der Hausbauer. Es soll sogar Menschen geben, die das Knistern beim Streicheln des Fells eines Jagdsleens mit einem Blitzschlag in Zusammenhang bringen.
    Der Wagen vor uns wurde kurz erhellt, und mir fiel ein schmaler, zylinderförmiger, verschlossener Eimer mit ›Schmiere‹ auf, der mit seinem Riemen am Haken neben der Verkleidung der Hinterachse hing. Der dazugehörige Pinsel ragte durch ein Loch im Deckel. Solches Zubehör ist bei goreanischen Wagen nichts Ungewöhnliches. Bei der ›Schmiere‹ in solchen Behältern handelt es sich nicht um mineralische Schmiere, sondern eine Mixtur aus Pech und Talg. Mit dem Pinsel aufgetragen, benutzt man sie wie mineralische Schmiere, von der es auf Gor nur geringe Vorkommen gibt; sie schmiert die beweglichen Teile des Wagens, insbesondere die Achsen. Man benutzt sie auch für metallene Federn, obwohl die nur selten Verwendung finden. Einige wenige goreanische ›Kutschen‹ und Mietwagen sind auf Lederriemen aufgehängt, die aus mehreren Schichten bestehen. Das sorgt zwar für eine einigermaßen holperfreie Fahrt, aber die schwingenden Bewegungen können – falls man sich nicht daran gewöhnt – zu Übelkeit und sogar zu Seekrankheit führen. Das scheint vor allem freien Frauen zu passieren, die für ihre Zartheit berüchtigt und anfällig für eingebildete Beschwerden sind.
    Bemerkenswerterweise verschwinden diese ›Zartheit‹, diese anmaßende Zerbrechlichkeit und die mit ihr einhergehenden ›Beschwerden‹ in dem Augenblick, da man sie in die Sklaverei führt. Vermutlich liegt es daran, daß sie in diesem Augenblick dort sind, wo sie hingehören, an dem Platz, den die Natur für sie vorgesehen hat. Vielleicht spielt es dabei auch eine Rolle, daß sie, wenn sie auf den Knien zu ihren Herren aufsehen, sogleich begreifen, daß er für solche Dinge nur wenig Verständnis hat. Was dieses Thema angeht, können die Umstände für große Unterschiede sorgen. Zum Beispiel ist bekannt, daß dieselbe Frau, die das widerwärtige Spektakel einer freien Reisenden bietet, die in einem ledergefederten Wagen fährt, als gefesselte, in einem Sack transportierte Sklavin, die zwischen den Sitzbänken zu Füßen der Passagiere liegt, sich doch sehr zurückhält.
    Der Gerechtigkeit willen muß man allerdings zugeben, daß die meisten Goreaner die einfache, holprige Fahrt in einem ungefederten Wagen dem schnelleren Vorankommen in einem ledergefederten Mietwagen vorziehen. Im Licht des Blitzes hatte ich nicht nur den ›Schmiereimer‹ an seinem Haken gesehen, sondern auch zwei Kinder auf einer aufgehängten großen Haut. Sie starrten ängstlich über den Rand hinweg. Ihre Augen schienen sehr groß zu sein. Solche aufgespannten Transporthäute unter dem Wagen sind nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich hingegen ist es, auf ihnen Kinder oder sonstige Passagiere zu befördern. Normalerweise dienen sie zum Transport von Brennmaterial, das unterwegs gesammelt wird. Die Kinder hielten sich dort unten zweifellos nur auf, damit sie vor dem Sturm geschützt waren.
    Beim nächsten Blitz konnte ich sie nicht mehr sehen. Offenbar hatten sie beschlossen, die Köpfe einzuziehen. Ich konnte es ihnen nicht verdenken. Ich mußte an die Straßenräuber denken, die sich nun im Gewahrsam des Kutschers und dessen Begleiters befanden, die den Wagen von ›Septimus Entrates‹ lenkten. Vielleicht war es der Name des Kutschers gewesen oder des Besitzers des ursprünglichen Wagens, der den Straßenräubern in ihre Falle mit den entfernten Straßenbegrenzungssteinen gegangen, die Böschung hinuntergerutscht und im Graben umgekippt war. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich den Namen noch nie gehört. Es war ein ungewöhnlicher Name. Er ließ einen an die vielen Städte am Vosk denken, an Namen, die die kulturellen Vermischungen vieler solcher Orte widerspiegelten, so unterschiedliche Einflüsse wie die der Insel-Ubarate Cos und Tyros auf der einen
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