Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor

GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor

Titel: GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor
Autoren: John Norman
Vom Netzwerk:
haben, um die Mauern zu bemannen, werden ihre Reihen so dünn sein, daß sie einen Angriff von mehreren Seiten mit nachfolgendem Sturm förmlich herausfordern. Doch statistisch gesehen sind Belagerungen fast immer ein Fehlschlag. Darum haben Städte auch hohe Mauern. Innerhalb der Stadt gibt es zusätzlich eine uneinnehmbare Zitadelle, in die sich die Verteidiger zurückziehen können. Dort werden sie selbst dann noch sicher sein, wenn die Stadt um sie herum bis auf die Grundmauern niederbrennt.
    Von Belang ist vielleicht noch die Tatsache, daß Belagerungen nie sehr lange dauern, meistens brechen die Angreifer sie nach wenigen Wochen ab. Sie erkennen entweder die Sinnlosigkeit ihres Tuns oder erleben das Unbehagen gekürzter Rationen; es ist auch schon vorgekommen, daß der Kriegskontrakt ihres Befehlshabers abgelaufen oder die Dienstverpflichtung der Männer vorbei ist. Manchmal wollen die Soldaten – vor allem, wenn es sich um steuerpflichtige Bürgersoldaten handelt – auch einfach nur wieder nach Hause, um ihre Geschäfte fortzuführen oder die herbstliche Ernte einzuholen. Meiner festen Überzeugung nach sind mehr Städte und Dörfer einer List oder Bestechung zum Opfer gefallen als Frontalangriffen. Ein guter Hauptmann kennt die politischen Meinungsverschiedenheiten innerhalb des belagerten Gemeinwesens und versucht sie sich nutzbar zu machen; er macht Versprechungen, nach seinem Sieg die eine oder andere Fraktion an die Macht zu bringen. Die verräterische Gruppe wird den Eroberer später vermutlich sogar als Befreier begrüßen, was in diesem Augenblick vermutlich sogar ihre ehrliche Überzeugung ist.
    Dietrich von Tarnburg, einer der bekanntesten Söldnerführer von Gor, hat den Ruf, großes Geschick in solchen Dingen zu haben. Er hat zweifellos mehr Städte mit Gold als mit Eisen erobert. Das verteilte Gold wird natürlich hinterher durch einen großzügigen Griff in die betreffende Stadtkasse zurückgeholt, ganz zu schweigen vom Verkauf aller möglichen Güter wie kostbarer Teller, Teppiche, Kleider, Wandteppiche, eingelegter Holzarbeiten, Silber- und Golddraht, Kunstobjekte, Juwelen, Tharlarion, Tarsk und natürlich Frauen. Diese Gewinne erhält man auch durch die Erhebung einer ›Befreiungssteuer‹, und es ist dann Sache der neuen Machthaber, sie mit guter Miene willkommen zu heißen und sie vor der Bevölkerung zu rechtfertigen.
    Das schäumende dunkle Wasser in dem Graben hatte fast die Bohlen der Brücke erreicht.
    Die Laterne an dem Pfosten zu meiner Rechten schaukelte wild im Sturm.
    Ein Blitz erhellte die Dunkelheit, und einen kurzen Augenblick lang war die Palisade auf der höchsten Stelle des Plateaus zu sehen.
    Die Blitze kamen nun immer häufiger.
    Die Bohlen der Brücke waren feucht und rutschig. Ihre Breite betrug etwa zwei Meter vierzig; zwei Wagen paßten nicht nebeneinander. Sie führte zu einem überdachten Tor, dem sich vermutlich ein ebenfalls überdachter Hof und ein dahinterliegendes zweites Tor anschlossen. Solche inneren und äußeren Tore sind selten zur gleichen Zeit geöffnet. In dem überdachten Wegstück befanden sich zweifellos Schießscharten, an den Seiten und direkt im Dach. Zwei gewaltige Seile, deren Durchmesser mehr als fünfundzwanzig Zentimeter betrug, ragten von der oberen Torhälfte zur Brücke, wodurch es möglich war, den hinteren Teil nach Gutdünken zu heben und zu senken. War die Brücke oben, bedeckte und beschützte sie das Tor, und die Herberge war von der Außenwelt abgeriegelt, eine Insel in einem kleinen See.
    Derartige Herbergen können auch als Festungen dienen, wovon aber nur selten Gebrauch gemacht wird. Man kann sie als einfacher Reisender betreten und gegen Bezahlung dort übernachten. So gesehen stehen sie allen offen, obwohl es nicht ungewöhnlich ist, wenn sie in der Nacht verschlossen sind. Doch wie bereits erwähnt können sie als Festungen benutzt werden. Mehr als eine solche Herberge wurde in unzugänglichen Gegenden als Zufluchtsort vor marodierenden Soldaten oder Räuberbanden benutzt. Es ist auch schon vorgekommen, daß sie von den Überresten besiegter Truppen in Beschlag genommen wurden, als Ort, an dem man eine verzweifelte letzte Schlacht schlagen kann. In abgelegenen, unruhigen oder barbarischen Gegenden dienen solche Herbergen als Außenposten, als Festungen, von denen aus man die Umgebung befrieden kann. Innerhalb der Palisade gab es bestimmt Platz für mehrere Wagen. Ich konnte schlecht schätzen, wie viele es hier
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher