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Mit jedem Herzschlag (German Edition)

Mit jedem Herzschlag (German Edition)

Titel: Mit jedem Herzschlag (German Edition)
Autoren: Suzanne Brockmann
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1. KAPITEL
    Juli
    E ine Viertelstunde nach Mitternacht fuhr Carrie Brooks ihren Computer im Büro des Sea Circus herunter. Fünf Minuten später schaltete sie das Licht aus.
    Den Ausdruck ihres Umweltberichts für die Küste von Florida hatte sie in ihrem Rucksack verstaut. Jetzt brauchte sie sich nur noch das Betäubungsgewehr zu holen, das sie am nächsten Tag für ihre Exkursion in die Everglades benötigte: für eine ihrer sehr beliebten Führungen durchs Naturschutzgebiet, die eine Gruppe Collegeprofessoren aus Ohio gebucht hatte. Eigentlich brauchte sie das Gewehr dafür nicht. Jedenfalls hatte sie nicht vor, es zu benutzen. Aber es machte Eindruck. Und so ein Ding zur Hand zu haben war tatsächlich ganz beruhigend, falls ein Alligator auf dumme Gedanken kam. Oder falls ein Professor leichtsinnig wurde.
    Nachdem sie die Bürotür hinter sich abgeschlossen hatte, eilte sie die wacklige Holztreppe hinunter. Als sie in die heiße feuchte Sommernacht hinaustrat, stellte sie fest: Einer der Doppelläufe war noch geladen. Vermutlich hatte wieder einmal ihr Kollege Simon die Waffe nicht entladen, als er sie ins Büro zurückgebracht hatte – und er hatte sie obendrein nicht einmal gesichert. Ob ihm gar nicht klar war, dass es sich um eine Waffe handelte? Nur weil man damit Betäubungspfeile auf Haie oder Alligatoren abschoss, war sie noch lange nicht ungefährlich für Menschen.
    Carrie legte den Sicherungshebel um und machte sich auf den Weg über das Gelände des Sea Circus. Gleich musste sie ins Auto steigen, zum Tor fahren, den Sicherheitscode eingeben, rausfahren, das Tor schließen und die Alarmanlage wieder einschalten. Und wenn sie dann erst einmal den ganzen Weg zu ihrer kleinen Wohnung am anderen Ende der Stadt zurückgelegt hatte, blieben ihr wahrscheinlich noch etwa vier StundenZeit zum Schlafen.
    Nicht mal schlecht, dachte sie und nahm die Abkürzung über den Rasen neben dem Hauptaquarium. Sie konnte morgen Nachmittag ein wenig Schlaf nachholen. Vielleicht mit dem Boot rausfahren und es einfach treiben lassen. Die Augen schließen, die sanfte Sonnenwärme auf der Haut genießen und sich bräunen lassen …
    Carrie erstarrte. Hatte sie gerade jemanden lachen gehört? Oder war das nur der Schrei eines einsamen Wasservogels oder die Brandung gewesen?
    Sie lauschte angestrengt. Da war es wieder. Lachen. Lachen, gefolgt von einem Stakkato spanischer Sätze. Dann eine klagende Stimme, die sich klar verständlich beschwerte: „He, Mann, sprich so, dass ich’s auch verstehe, ja?“
    Teenager am Strand, dachte sie. Niemand konnte das Gelände des Sea Circus betreten haben, ohne den Alarm auszulösen. Und selbst wenn es irgendwer irgendwie geschafft hätte, hier einzudringen, ohne all die Glocken, Sirenen und blitzenden Lichter auszulösen: In dem Fall würde der absolut ausfallsichere stumme Alarm in der Polizeiwache ausgelöst werden. In wenigen Minuten wäre ein Streifenwagen hier.
    Carrie bog hinter dem Hauptaquarium um die Ecke, um zum Parkplatz und zu ihrem Auto zu gelangen.
    Und sah sich plötzlich einer Gruppe Männer gegenüber.
    Großer Gott! Wie zum Teufel waren die hier reingekommen?
    Die Wissenschaftlerin in ihr wertete blitzschnell die Fakten aus.
    Vier Männer – jedenfalls konnte sie vier Männer sehen –, definitiv keine Teenager mehr. Erwachsene Männer, alle etwa Mitte zwanzig. Oder etwas älter.
    Carrie war auf einer Ranch in Montana aufgewachsen und hatte dort ihre ersten achtzehn Lebensjahre verbracht. Sie beschloss, den Stier bei den Hörnern zu packen. Mit leicht gespreizten Beinen blieb sie stehen und hielt das Gewehr so, dassdie Männer es nicht übersehen konnten.
    „Ich glaube, die Herren sind hier widerrechtlich eingedrungen“, sagte sie kühl. „Ich schlage vor, ich geleite Sie vom Gelände des Sea Circus, bevor die Polizei hier eintrifft.“
    Einer der Männer trug ein rotes Bandana, das er sich um den Kopf gebunden hatte. Bei näherer Betrachtung war er wohl doch schon Ende dreißig. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, und sein Gesicht wirkte hager, ja ausgemergelt. Er reagierte mit einem Lächeln auf ihre Worte.
    „Wir wollen aber noch nicht gehen“, erklärte er mit starkem kubanischen Akzent.
    Einer der anderen trug einen Nasenring. Er war groß, gut fünfzehn Zentimeter größer als die anderen – und damit sehr viel größer als Carrie. Seine fettigen blonden Haare hatte er unordentlich im Nacken zusammengebunden. Die Augen versteckte er hinter einer verspiegelten
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