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Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)

Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)

Titel: Drachenmord (Funny-Fantasy-Serie: Gesandter der Drachen) (German Edition)
Autoren: B. C. Bolt
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Am flackernden Feuer
     
    Wer die Wälder von Evling kennt, der weiß, dass sie undurchdringlich sind. Evlingstannen tragen Dornen an Stämmen und Zweigen. Die Pilze, die aus dem nadelbedeckten Boden wachsen, verströmen einen verführerischen Duft, doch sind sie allesamt giftig. Es gibt nur wenige Pfade und die meisten davon verlieren sich in Gestrüpp, wo hungriges Getier darauf wartet, unvorsichtige Wanderer zu verschlingen.
    Dort, inmitten des finstersten Teils dieser Wälder, hatte ich eine Hütte gebaut. Sie bestand aus Totholz, lehnte sich an die Stämme zweier Bäume, die der üppig wuchernde Efeu erdrosselt hatte, und war mit Moos gedeckt.
    Zwei Jahre lang lebte ich unbehelligt im Schutz der Evlingstannen, ernährte mich von den Nüsschen, die in den Zapfen sitzen, von herabrinnendem Harz und dem Fleisch junger Wildschweine. In der guten Jahreszeit sammelte ich Brombeeren, die dort klein, aber süß wie Honig sind.
    Bei allem achtete ich darauf, keine weithin sichtbaren Feuer zu entzünden und keinen Rauch aufsteigen zu lassen.
    Manchmal hätte ich gerne ein wenig Gesellschaft gehabt, aber es wäre für niemanden wünschenswert gewesen, mein Freund zu sein.
    Oder gar meine Frau.
    Das sagte ich mir, wenn ich manchmal von ferne Stimmen hörte. Besonders entschlossene Händler nahmen die Gefahren des Evlingstanns nämlich auf sich, doch blieben sie auf dem einzigen Pfad, der durch den ungeheuren Wald hindurch führte. Mit ausreichend Proviant ließ sich die Strecke in zwei Wochen bewältigen. Von zehn beherzten Reisenden kamen manchmal vier am anderen Ende des schmalen Pfades an. Manchmal weniger.
    Deswegen hatte ich den Evlingstann als Zuflucht gewählt. Niemand vermutete mich dort. Niemand würde mich dort entdecken. Jedenfalls hoffte ich das.
     
    Manchmal begegnete ich Wölfen, doch sie knurrten nur leise senkten die Köpfe und mieden meinen Blick. Ich bin kein Mann, der sich vor einem Rudel Wölfe fürchtet. Wölfe werden weithin überschätzt. Als Gegner sind sie harmlos, jedenfalls für jene, die ihre Kräfte mit denen von Drachen gemessen haben.
    Diese Wesen sind stark, heimtückisch und verschlagen. Begegnungen mit ihnen vergisst man nie. Man sehnt auch keine weiteren herbei.
    Leider hat das Schicksal die Neigung dazu, uns gerade mit dem zu beschenken, das wir nicht haben wollen.
     
    So kam es, dass ich an einem wunderschönen, noch taukühlen Morgen Stämme zu Boden krachen hörte. Es braucht mehr als einen Sturm, um eine Evlingstanne umzureißen. Und doch fielen sie zu Dutzenden.
    Einen Augenblick stand ich geduckt, die Kehle wie zugeschnürt. Dann begann ich zu rennen. Dornen rissen erst Leder, dann Haut auf. Ich spürte nichts davon. Immer wieder hatte ich mir Pläne für den Fall meiner Entdeckung zurechtgelegt. Jetzt konnte ich keinen davon greifen. Das Einzige, was mir blieb, war der blinde Drang, so schnell wie möglich wegzukommen.
    Ich stolperte, stürzte, zog mich an stachelbewehrten Zweigen hoch und hetzte weiter. Das Krachen hinter mir hatte aufgehört. Das war alles andere als ein gutes Zeichen: Der Drache lauschte.
    Ich ließ mich auf die Knie fallen und kroch seitlich von meiner bisherigen Fluchtrichtung fort. Mein Atem ging viel zu heftig. Kein Luchs hört, was ein Drache zu hören vermag.
    Vielleicht war es ein Geräusch, das mich verriet, vielleicht der Geruch meines Blutes, das nun munter aus zahllosen Kratzern und Rissen sickerte und den Waldboden mit leuchtenden Tupfen versah.
    Über mir wurde es plötzlich dunkel, so, als würde sich nach dem Morgen gleich die Nacht herabsenken, ohne erst dem Mittag Raum zu geben. Ich hörte mich schluchzen und presste den Handrücken gegen den Mund. Es knackte über mir. Der Drache biss einen Baumwipfel ab. Ich hörte, wie er ihn zur Seite spuckte.
    Natürlich. Er würde vorsichtig vorgehen, um mich nicht einfach unter stürzendem Holz zu zerquetschen. So leicht würde ich nicht davonkommen.
    Ich richtete mich auf und zwang mich, nach oben zu blicken.
    Was ich sah, war ein Auge, blau wie der Himmel vor einem Sturm. Groß wie der Rundschild eines berühmten Kriegers.
    „Ich bin hier“, sagte ich.
    „Das sehe ich“, erwiderte Lynfir.
    Es konnte nur Lynfir sein. Die Stimme hatte noch den Schmelz der Jugend. Drachen haben bezaubernde Stimmen, wenn sie jung sind, jedenfalls, solange sie nicht brüllen. Und ich kannte nur einen einzigen jungen Drachen mit blauen Augen.
    „Was willst du?“
    „Dich“, sagte Lynfir.
    „Dann komm her!“
    Lynfir
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