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Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Gaby Hauptmann
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und während er ihr über die Reling half, sagte er leise: »Er ist mein Freund. Wir sind alle Freunde. Ich leide mit ihm.«
    »Fein, dass ihr kommt!« Das war Biggi. »Du musst ja sowieso was essen«, fuhr sie gleich fort, sodass sich alle Köpfe nach Liane umdrehten.
    »Blödsinn!« Liane winkte ab, sie stand ungern im Mittelpunkt. »Ich habe genug Reserven …«
    »Auf der Bank. Nicht schlecht!« Das war eine männliche Stimme, und alle lachten. Das Eis war gebrochen, und Liane ergriff eine Hand, die jemand ihr entgegenstreckte. »Komm mal runter, an den Tisch!« Den Mann zu der Hand kannte sie noch nicht, aber er lächelte sie an, und gleich darauf saß sie eingekeilt zwischen ihm und Rudi.
    »Magst du ein hart gekochtes Ei?« Biggi wachte über allem wie die Meereshexe Ursula bei Arielle . »Mit einer handgeschlagenen Mayonnaise?«
    »Die hast du uns nicht angeboten«, sagte einer beleidigt.
    So viele neue Gesichter, dachte Liane, so viele neue Namen. Handgeschlagene Mayonnaise? Der kleine Teller mit den zwei Eihälften und einem üppigen Klecks Mayonnaise kam schneller als ihre Antwort.
    »Ein Glas Weißwein?« Das war ihr Nachbar.
    Wenn das in diesem Tempo weiterging, würde sie den Alkohol bald spüren. »Nur ein bisschen«, wehrte sie ab. »Zum Anstoßen.«
    Das Glas, das ihr sofort in die Hand gedrückt wurde, war gut gefüllt, und Dario, der ihr schräg gegenübersaß, prostete ihr zu: »Auf unseren Neuzugang, auf Liane!«
    Alle hoben ihre Gläser, und Lianes Blick fiel auf Niklas, der sie nachdenklich anschaute. Oder galt dieser Blick gar nicht ihr? Sie hätte sich gern umgedreht, aber das wäre dann doch zu auffällig gewesen. An Niklas vorbei sah sie zum Boot von Rudi und Biggi. Die Tante saß noch immer auf ihrem Platz, las in einem Buch und ignorierte den Trubel um sie herum. Wahrscheinlich hat sie sich den Ausflug anders vorgestellt, dachte Liane. Wie sie selbst ja auch. Sie hatte an schnelles, lautloses Dahingleiten unter weißen Segeln gedacht, an das Rauschen des Windes im gestärkten Tuch und an ein gemeinsames Bad, irgendwo zum Abkühlen, bevor es weitergehen würde. Es war die Vorstellung einer richtigen Rennjacht gewesen, die sie angezogen hatte. Vier Männer, der Wind und sie. Und jetzt lagen sie bei Flaute auf einer überfüllten Bootsinsel.
    »Magst du?« Eine braun gebrannte Frau mit kastanienrotem Haar reichte ihr ein belegtes Brötchen weiter, das Biggi im Hintergrund für sie gerichtet hatte. Typisch Biggi. Nicht einfach ein Brötchen und dazwischen zwei Scheiben Wurst, nein, die Schwäbische Seele war ein Kunstwerk aus Tomatenscheiben, Gurkenhälften, Schinken und einer feinen Scheibe Käse.
    »Danke!« Liane kannte die Tücken dieser baguetteartigen Spezialität, wenn sie dick belegt war. Biss man auf der einen Seite hinein, quoll auf der anderen alles heraus. »Biggi, du bist unschlagbar!« Liane sah sich nach einem Messer um. Wieder war ihr Nachbar aufmerksam und schob ihr eines zu.
    »Ich habe mich gar nicht vorgestellt«, sagte Liane und sah ihn zum ersten Mal richtig an. »Ich heiße Liane und bin mit Biggi und Rudi hier.«
    »Ich weiß. Ich bin Jürgen. Mir gehört dieser Kahn hier, außerdem einige der hier herumspringenden Kinder.« Er lächelte. Aber er lächelte traurig.
    Was ist hier nur los, dachte Liane. Reichte es nicht, wenn sie heute komisch drauf war? Da konnten doch wenigstens die anderen für gute Stimmung sorgen!
    »Schönes Boot«, sagte sie anerkennend. Und es war wirklich ein schönes Schiff. Eine schnittige Familienjacht.
    »Segeln Sie auch?«, wollte Jürgen wissen.
    »Ich bin eine begnadete Mitseglerin«, gab Liane zur Antwort.
    Er lachte und zeigte seine weißen, ebenmäßigen Zähne. Liane betrachtete seine Lippen, die schön geschwungen und voll waren. Sensibel, dachte sie. Dieser Mann ist sicherlich sehr sensibel.
    »Spielen Sie ein Instrument?«, fragte sie ihn spontan.
    »Ja«, sagte er. Es klang erstaunt. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie haben irgendetwas Musisches an sich.« Liane lächelte. »Hätte auch malen, zeichnen sein können, ich weiß nicht, nur so eine Eingebung.«
    »Gute Eingebung. Aber warum siezen wir uns eigentlich?«
    Ja, warum? Er hatte etwas an sich, das einen trotz aller Freundlichkeit auf Distanz hielt. Er war kein Typ wie Dario, der einem gleich den Arm umlegte.
    »Ich weiß es auch nicht. Muss Gewohnheit sein, im normalen Leben siezt man Fremde ja auch«, sagte sie.
    Jürgen nickte. »Dann lassen Sie uns mit dem Du den ersten
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