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Schwesternkuss - Roman

Schwesternkuss - Roman

Titel: Schwesternkuss - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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1
    Außer der DNA gab es nichts, was Bennie Rosato mit ihrer Zwillingsschwester verband. Gut, sie hatten die gleichen blauen Augen, die gleichen markanten Wangenknochen und den gleichen vollen Mund. Aber jedes Mal, wenn Bennie ihre Schwester Alice Connelly ansah, wunderte sie sich, wie verschieden sie doch waren. Heute Abend trug Bennie ein Khakikostüm, eine weiße Bluse und braune Pumps – ihr Anwalts-Outfit. Alice hatte sich in enge Shorts gezwängt, darüber trug sie ein schwarzes Top, das tief blicken ließ. Waren Bennies Brüste auch so sexy? Sobald sie wieder zu Hause war, würde sie das überprüfen.
    Der Duft von gebratenem Huhn erfüllte den Raum, als Alice die Backofentür öffnete. »Endlich ist es so weit.«
    »Das duftet ja großartig.«
    »Hast du wohl nicht erwartet?«
    »Das stimmt überhaupt nicht.« Bennie wechselte das Thema. »Deine neue Wohnung gefällt mir richtig gut.«
    »Mir auch.« Alice drehte sich um, die Tranchiergabel in der Hand. »Warum bist du immer so herablassend?«
    »Das bin ich nicht.«
    »Bist du doch. Mir wäre eine schick eingerichtete Wohnung auch lieber. Aber dazu bräuchte ich dein Bankkonto.«
    Bennie blieb cool. »Eine möblierte Wohnung hat ihre Vorteile.«
    »Dieser Müll? Den ein paar Tote vergessen haben, mit ins Jenseits zu nehmen!« Alice warf ihr Haar zurück. Sie trug es glatt gebürstet, während Bennie ihrer natürlichen Lockenpracht vertraute. Alice legte auch Wert auf perfektes Make-up – ihr Eyeliner war stets perfekt aufgetragen –, während die Schönheitspflege ihrer Schwester sich oft in der Benutzung eines Labello-Stiftes erschöpfte.
    Bennie nippte an ihrem Wein, ihr war warm. Es gab keine Klimaanlage. Die Küche war klein und sparsam eingerichtet. Es gab einen Holztisch und ein paar klobige Holzstühle. Eine Lampe spendete ein bisschen Licht, die Ritzen im Verputz erinnerten mit ihrem Schlängelkurs an Sommerblitze. Dennoch besaß das Häuschen einen rustikalen Charme, zumal es in der hügeligen Landschaft von Südost-Pennsylvania stand, eine gute Autostunde von Philadelphia.
    Alice knallte das Huhn auf den Tisch und setzte sich. »Keine Angst, alles Bio.«
    »Seit wann kaufst du im Naturkostladen ein?«
    »Was soll die Frage? Schon immer. Hast du zurzeit einen Lover?«
    »Nein.«
    »Wann hattest du das letzte Mal Sex?«, wollte Alice wissen.
    »Ein nettes Gesprächsthema.« Bennie biss in eine Kartoffel. Sie schmeckte gut. »Wenn ich nicht an Sex denke, vermisse ich ihn auch nicht.«
    »Was ist aus dem Anwalt geworden, mit dem du zusammengelebt hast? Wie hieß er noch?«
    »Grady Wells.« Bennie durchfuhr es wie ein Blitz. Grady, irgendwann würde sie ihn vergessen, vielleicht in ein paar Jahrzehnten.
    »Was ist aus ihm geworden?«
    »Es hat nicht sollen sein.« Bennie aß schnell. Sie hatte eine Ewigkeit gebraucht, um in der Rushhour von Philadelphia hierherzukommen. Und vor Mitternacht wäre sie bestimmt nicht wieder zu Hause. Das Ende einer anstrengenden Woche hatte sie sich anders vorgestellt.
    »Und wer kam nach Grady?«
    »Niemand. Niemand Ernsthaftes.«
    »Also war er es, der dich verlassen hat?«
    Bennie senkte den Kopf, Alice sollte ihr nicht in die Augen sehen können. Wieso lag ihre Schwester bei ihr immer intuitiv richtig? Dabei waren sie nie zusammen gewesen, nicht einmal als Babys. Allerdings behauptete Alice, sich an die gemeinsame Zeit im Mutterleib erinnern zu können. Bennie konnte sich noch nicht mal erinnern, wohin sie gerade die Autoschlüssel gelegt hatte.
    »Also, was gibt’s Neues zu berichten? Aber bitte keine offiziellen Verlautbarungen. Die kann ich auch von deiner Website abrufen.«
    »Arbeit, nichts als Arbeit. Und bei dir?«
    »Ich treffe mich ab und zu mit ein paar netten Kerlen. Außerdem halte ich mich fit.« Alice ließ ihre Armmuskeln spielen. »Was sagst du dazu?«
    »Nicht schlecht.« Bennie war eine exzellente Ruderin gewesen, aber in letzter Zeit hatte sie keine Zeit mehr zum Trainieren. »Ich höre übrigens nur Gutes über dich. Karen sagt, du machst einen Spitzenjob bei der Rechtshilfe.«
    »Stehe ich unter deiner permanenten Beobachtung?«
    »Was für ein Unsinn. Ich bin Karen zufällig bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung in die Arme gelaufen.«
    Alice wölbte die Augenbrauen. »Sie muss dich auf dem Laufenden halten. Schließlich hast du mir den Job besorgt.«
    »Nein. Aber wenn wir uns sehen, reden wir. Sie kennt mich, wie sie fast die ganze Anwaltskammer kennt. Und wir alle unterstützen die
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