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Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Gaby Hauptmann
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verloren gegangen ist.«
    Er sah sie an, dann schwang er die Beine aus dem Bett. »Ich hol uns einen Kaffee!«
    Vielleicht wäre es anders, wenn wir Kinder hätten, dachte sie, während sie hörte, wie er barfüßig über die Holzdielen in die Küche ging. Aber sie konnte sie nicht herbeizaubern, dieser Zug war abgefahren. Sie war Einkäuferin einer kleinen Firma und viel im Ausland, Marius hatte ein Unternehmen aufgebaut und es gut verkauft, aber jetzt hatte er mehr Zeit, als ihm guttat. Er neigte zur Nörgelei, zu Missmut und Unzufriedenheit. Und Liane spürte, dass er sie damit ansteckte. Aber sie wollte sich nicht anstecken lassen, ihr Leben gefiel ihr. Sie hatte ein heiteres Gemüt und fand, dass es für fast jedes Problem eine Lösung gab, man musste sie nur ernsthaft suchen.
    Sie hörte die Kaffeemühle mahlen, und kurz darauf kam Marius zurück.
    »Das hast du nicht ernst gemeint«, sagte er, während er ihr die Kaffeetasse hinhielt.
    »Ich möchte, dass du dir eine möblierte kleine Wohnung nimmst, am besten am anderen Ende der Stadt. Noch besser am anderen Ende des Sees.« Sie nahm ihm die Tasse aus der Hand.
    »Und zu was sollte das gut sein?«
    »Zu unserem Experiment. Du wirst sehen, du blühst wieder auf«, sagte sie beschwingt. Und ich auch, dachte sie, sagte es aber nicht.
    »Ich hasse Veränderungen.«
    »Du steckst mittendrin«, entgegnete Liane. »Und du willst es doch auch. Du gestehst es dir nur nicht ein.«
    Marius setzte sich aufs Bett, griff nach ihrem nackten Bein und streichelte es. »Experimente können auch schiefgehen«, sagte er nachdenklich.
    »Müssen aber nicht.« Liane lächelte. »Schau, es ist wie beim Bücherlesen. Wir schlagen einfach ein neues auf. Vielleicht gefällt es uns, dann lesen wir weiter, wenn es uns nicht gefällt, schlagen wir es wieder zu. Und nach jedem Buch erfolgt die Rezension.«
    Marius kratzte sich an der Schulter. »Du willst allen Ernstes, dass wir fremdgehen und uns gegenseitig unsere Fremdgehabenteuer erzählen?«
    »Wir gehen ja nicht fremd. Wir geben uns frei. Vielleicht finden wir uns nach einiger Zeit so prickelnd wie nie zuvor, weil wir einfach zueinandergehören.«
    Zum ersten Mal schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht. »Das ist eine typisch verrückte Liane-Idee. Was ist, wenn wir einen zweiten Partner fürs Leben finden und uns ernsthaft verlieben?«
    »No risk, no fun!«
    »Und – noch eins …«
    »Ja?«
    »Warum muss ich in ein möbliertes Zimmer, und du bleibst in unserer Wohnung? Warum nicht umgekehrt?«
    »Weil ich die Idee hatte. Belohnung muss sein.«
    Marius war schneller auf ihren Plan eingegangen, als Liane gedacht hatte. Es war doch ein bisschen seltsam, so allein in der Wohnung zu sitzen und auf die neue große Liebe zu warten. Was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht? Nur weil der Sex nicht mehr war, wie sie ihn von den Anfängen ihrer Liebe in Erinnerung hatte?
    Sie kuschelte sich auf dem Sofa ein und fand, dass dies ein wunderbarer Sonntag war. Endlich mal Zeit für sich und ein gutes Buch, keiner wollte etwas von ihr, keiner kam mit einem Vorschlag, zu dem sie keine Lust hatte, und keiner störte sie bei wichtigen Gedanken. Doch nun stellten sich keine wichtigen Gedanken ein, und auf das Buch konnte sie sich auch nicht konzentrieren. Nachdem sie einen Absatz bereits vier Mal gelesen hatte, klappte sie es zu und schwang die Beine vom Sofa. Was Marius jetzt wohl machte? Sicher hatte er die Sache pragmatischer angefangen als sie. Wahrscheinlich über eine Singlebörse oder auf Facebook . Sollte sie mal auf seine Seite schauen, um zu sehen, wie viele neue Freundschaftsanfragen er gestellt hatte? Oder bekommen?
    Nein, kam nicht in Frage.
    Marius würde suchen, das war klar. Aktiv suchen. Ihr dagegen würde dieses prickelnde Gefühl einfach zulaufen. Irgendwo wartete es bereits auf sie, das spürte sie genau. Die Frage war nur: wo?
    Liane beschloss, das Ganze bei einem Cappuccino zu überdenken. Irgendwo musste sie ja anfangen.
    Auf dem Weg in die Küche blieb sie an der offenen Balkontür stehen. Die hereinfallenden Sonnenstrahlen leuchteten hell auf dem Parkett. Liane schob ihren nackten Zeh aus dem Schatten ins gleißende Licht. Der rote Nagellack begann zu leuchten, und das Holz unter dem Fuß fühlte sich warm an. Es war ein Sommertag, wie es sich gehörte. Eigentlich war es eine Sünde, an einem solchen Tag im Haus zu sitzen. Aber auch das gehörte zur Auszeit. Weg von den ständigen Aktivitäten, die nie so richtig Ruhe
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