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Mein skandaloeser Viscount

Mein skandaloeser Viscount

Titel: Mein skandaloeser Viscount
Autoren: Delilah Marvelle
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PROLOG
    Ein wahrer Gentleman wird sich im Hinblick auf eine Eheschließung erklären, während ein Herzensbrecher nicht vor einem Skandal zurückschreckt. Eine Dame mag zwar der Meinung sein, zwischen einem Gentleman und einem Herzensbrecher unterscheiden zu können, doch das könnte sich als Trugschluss erweisen.
    Wie vermeidet man einen Skandal, Autor unbekannt
    Später Nachmittag
    Bath, England, 21. August 1824
    Landsitz der Linfords
    O bgleich Jonathan Pierce Thatcher, Viscount Remington mit neunzehn Jahren in den Augen der Gesellschaft als erwachsener Mann galt, war er im Grunde seines Herzens ein verträumter Zwölfjähriger geblieben, der an ritterliche Liebe, Magie und die Macht des Schicksals glaubte. Er wusste zwar, dass Magie und Schicksalsmacht, wie sie in der realen Welt definiert wurden, im Denken eines Mannes nichts verloren hatten, doch für ihn bedeuteten Magie und Schicksal lediglich anderslautende Worte für Hoffnung und Zuversicht. Und niemand würde ihn je davon überzeugen, dass Hoffnungen sich nicht erfüllten.
    Denn in diesem Augenblick, in der verblühenden Blütenpracht des weitläufigen Gartens im Schein der Nachmittagssonne, raunte die Hoffnung ihm inbrünstig zu, dass seine Zeit der Liebe endlich gekommen sei. Sie flüsterte ihm zu, die blondgelockte junge Dame im duftig weißen Kleid, die gelangweilt an der Seite ihrer Gouvernante einen gerüschten Sonnenschirm über ihr entzückendes Haupt hielt, werde sein Leben für immer verändern, wenn er sie nur davon überzeugen könnte.
    Jonathan hütete sich, Lady Victorias Namen andächtig auszusprechen oder sie in der Menge der sich artig miteinander unterhaltenden Hausgäste unbotmäßig anzustarren. Aber er hätte Grayson am liebsten die Füße geküsst, der ihn zum Gartenfest der Linfords eingeladen hatte.
    Da er in den kommenden zwei Wochen Victorias Nähe genießen durfte, spürte er mit untrüglicher Gewissheit, dass sie endlich die Seine werden würde, mit Herz und Namen. Es galt lediglich darauf zu achten, nicht das Missfallen des Gastgebers, ihres Herrn Vaters, zu erregen. Der stets finster dreinblickende Earl of Linford, ein reizbarer Mensch, ließ sich nämlich auch bei geringfügigen Anlässen zu brüllenden Tobsuchtsanfällen hinreißen. Zum Glück hatte der hitzköpfige Earl ein Faible für Jonathan und betonte immer wieder, er habe ihn wie einen Sohn ins Herz geschlossen.
    Abgesehen von der Tatsache, dass Jonathan Victoria seit einigen Jahren kannte, fühlte er sich magisch von ihr angezogen. In ihren jadegrünen Augen wähnte er eine für eine Siebzehnjährige höchst erstaunliche, unergründliche Tiefe. Sie plauderte geistreich und schnippisch mit ihm, und ihr selbstbewusstes Auftreten gab ihm zu verstehen, dass sie vor niemandem Respekt hatte, schon gar nicht vor ihm, allerdings hatte sie ihn noch nie ernstlich brüskiert. Tief in seinem Innern spürte er, dass sie ebenso romantisch veranlagt war wie er, was sie freilich geleugnet hätte.
    Jonathan bahnte sich seinen Weg durch die Menge der Gäste, die sich an den Silberplatten mit Früchten, Petit Fours und Kuchen auf weiß gedeckten Tafeln im Garten gütlich taten, und näherte sich seinem Freund Grayson.
    „Wann soll ich mich ihr erklären?“, fragte er. „Vor meiner Abreise? Oder nach meinen Rückkehr aus Venedig?“
    Grayson nahm das letzte Stück Banbury Cake vom Teller und schob es sich in den Mund. Während er es sich schmecken ließ, schüttelte er seinen dunkelblonden Kopf und hielt Ausschau nach Victoria. „Ich rate zwar vor einem überstürzten Schritt ab“, erklärte er kauend, „aber in deinem Fall würde ich nicht warten. Allein wegen der Mitgift meiner Cousine stehen die Freier aus halb Europa bereits Schlange vor der Tür meines Onkels.“
    Jonathan nickte knapp, sein Magen krampfte sich bei dem Gedanken zusammen. „Ich hoffe nur, sie erwidert meine Gefühle.“
    Grayson stellte seufzend den leeren Kuchenteller ab. „Was immer du tust, Remington, sei kein Schlappschwanz und sag ihr bloß nicht, dass du sie liebst.“
    Jonathan straffte die Schultern und senkte die Stimme. „Und warum nicht? Genau diese Gefühle hege ich für sie.“
    „Es geht nicht darum, was du für sie empfindest. Victoria ist eine Linford der schlimmsten Sorte. Sobald du das Wort Liebe in den Mund nimmst, wird sie dich der Heuchelei bezichtigen.“
    „Heuchelei? Wenn ich ihr sage …“
    „Ja. Wenn du es ihr sagst. Falls es dir entgangen sein sollte, sie ist ihrem Vater in
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