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Mein skandaloeser Viscount

Mein skandaloeser Viscount

Titel: Mein skandaloeser Viscount
Autoren: Delilah Marvelle
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Schultern packten. Ein würziger Duft nach Nelkenpfeffer wehte sie an. Im Halbdunkel starrte sie beklommen auf ein offenes Leinenhemd, das den Blick auf eine muskulöse, mit flaumigem Haar bedeckte Männerbrust freigab. Hastig entwand sie sich dem Griff und wusste, wen sie vor sich hatte: Viscount Remington.
    „Entweder bin ich zu groß für Sie, liebste Victoria, oder Sie sind zu zierlich für mich. Wie man’s nimmt.“ Er stützte einen Arm an der Wand ab, versperrte ihr dadurch den Weg und neigte sich ihr zu, wobei ihm eine Locke seines etwas zu langen Haares über die Augen fiel.
    Durch seine Haltung klaffte das Hemd noch weiter auf, entblößte nicht nur seinen Brustkorb, sondern auch einen Teil seines flachen Bauchs.
    Victoria presste die Lippen aufeinander. Sie durfte sich nicht an seiner Erscheinung stören, war sie doch selbst nicht sittsam gekleidet im zerknitterten Nachthemd ohne Schlafrock, mit zur Nacht geflochtenem Zopf. Es war höchst unschicklich, sich mit ihm auf ein Gespräch einzulassen, doch sein jungenhaftes Lächeln im schwachen Kerzenschein flößte ihr Vertrauen ein.
    Sie hatte Remington schon immer gern gehabt. Mehr als das, wenn sie ehrlich war. In seiner Gegenwart fühlte sie sich … glücklich. Selbst wenn sie nicht glücklich war.
    Sein Lächeln vertiefte die Grübchen in seinen glatt rasierten Wangen. „Ich glaube zu träumen. Eben dachte ich an Sie, und nun stehen Sie leibhaftig vor mir.“
    Ein spöttisches „Pah!“ entfuhr ihr. „Wenn ich an all die Damen denke, die Ihnen schmachtende Blicke zuwerfen, seit Sie dieses Haus betreten haben, kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie Zeit hatten, überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen.“
    „Eifersüchtig, wie ich sehe.“ Er lachte leise.
    „Eifersüchtig? Keineswegs. Ich bin höchstens neidisch auf die Pariser Modellkleider der Damen.“
    Er verzog das Gesicht. „Völlig grundlos. Ihre Schönheit übertrifft selbst die der Marmorgöttinnen im Garten Ihres Vaters.“
    Victoria konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. „Mag sein. Haben Sie Ihren Aufenthalt mit Papa und mir genossen?“
    Er seufzte. „Nein. Nicht wirklich. Ich hatte mir mehr Zeit mit Ihnen erhofft, aber Ihre lästige Gouvernante ließ Sie ja keine Sekunde aus den Augen. Heute Morgen übergab ich ihr eine höfliche Nachricht mit der Bitte, sie Ihnen auszuhändigen. Aber dieser Zerberus zerriss das Billet vor meinen Augen und behauptete, Sie seien bereits einem gewissen Lord Moreland versprochen. Grayson dementierte, aber ich finde keinen Frieden, ehe ich das aus Ihrem Mund gehört habe. Wer ist dieser Moreland, und wie lange kennen Sie ihn schon?“
    Kopfschüttelnd winkte sie ab. „Lord Moreland ist ein Freund der Familie. Mehr nicht. Mrs Lambert ist lediglich fürsorglich wie immer. Sie hat hochfliegende Pläne für mich. So hochfliegend, dass sie sich zu der Überzeugung versteigt, ich habe mich mit keinem Geringeren als einem Duke zu begnügen. Da jeder Duke, den ich kenne, das fünfzigste Lebensjahr bereits überschritten hat, steht zu befürchten, dass ich nie heiraten werde.“
    Remington musterte sie belustigt. „Das können wir keineswegs zulassen. Würden Sie sich denn mit einem einfachen Viscount begnügen? Ich verfüge über zweitausend Pfund im Jahr, besitze ein Landgut in West Sussex und bin zur Vermählung bereit, wann immer Sie es sind.“
    Nie zuvor hatte ihr ein Herr ein freimütigeres Angebot gemacht. Sie fand zwar Gefallen an den scherzhaften Wortgefechten mit Remington, denn er war charmant und gut aussehend, aber sie kannte auch die Spiele der Männer. Er wäre nicht der Erste, der ihr schmeichelte, um seine Interessen zu verfolgen. Auch nicht der Letzte.
    Sie wies mit einem Zeigefinger auf seine nackte Brust. „Ich muss Sie enttäuschen, ich heirate keinen Mann, der nachts mit offenem Hemd wie ein Pirat durch mein Haus wandert. Captain Blauauge, wir befinden uns nicht auf hoher See, und ich bin keine Meerjungfrau.“
    Er stieß sich von der Wand ab, richtete sich zu seiner vollen Größe auf, mit der er ihre zierliche Gestalt um wenigstens zwei Köpfe überragte, und steckte sich das Hemd in den Hosenbund. „Ich bin“, erklärte er gekränkt, „der vollkommenste Gentleman, dem Sie je begegnet sind.“
    Wieso hielten alle Männer Frauen für einfältige Geschöpfe? Sie verdrehte die Augen. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen, ich muss mich um wichtigere Dinge kümmern.“
    „Ach, ist das so?“ Er trat so dicht zu ihr,
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