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Mein skandaloeser Viscount

Mein skandaloeser Viscount

Titel: Mein skandaloeser Viscount
Autoren: Delilah Marvelle
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dass sie seine Körperwärme in beängstigender Weise spürte. „Hoffentlich sind Sie nicht unterwegs in die Küche, um von Mrs Davidsons Banbury Cakes zu naschen, denn von dort komme ich gerade und habe sie bis auf den letzten Krümel aufgegessen.“
    Victoria kicherte. „Was finden Sie nur so köstlich an Banbury Cakes?“
    Er zuckte die Achseln. „Wie Sie wissen, reise ich morgen ab. Und was man so hört, isst man in Venedig nur Zitrusfrüchte, Gemüsesuppen und Teigwaren. Also habe ich die letzte Chance genutzt und mir die Banbury Cakes einverleibt.“ Er zog eine dunkle Braue hoch. „Und was treibt Sie mitten in der Nacht um? Sollte ich mir Sorgen machen?“
    Victoria machte einen Schritt zurück und hob das Kinn, um ihn darauf hinzuweisen, er habe sich ihr gegenüber angemessen zu verhalten, auch wenn sie nur ein Nachthemd trug. „Ich suche lediglich meinen Hund Flint.“
    „Aha. Ihren Hund.“ Mit eleganten Bewegungen begann er, die Perlmuttknöpfe an seinem Hemd zu schließen. „Nun, Captain Blauauge ist gerne bereit, Ihnen bei der Suche zu helfen.“
    „Das ist nicht nötig. Ich …“ Der nächste Donnerschlag ließ sie erschrocken zusammenfahren. Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen und spähte angestrengt in die Finsternis. „Es ist schrecklich dunkel, Mylord. Und da Sie ein Graubart sind, ersuche ich Sie höflich, vorauszugehen.“
    „Graubart?“ Er lachte. „Seit wann? Und hören Sie bitte mit diesem Mylord – Unsinn auf und nennen mich Remington. Wir kennen uns doch lange genug.“
    Davor hatte Mrs Lambert sie gewarnt. Männer überschritten die Grenzen höflicher Umgangsformen, ehe sie zudringlich wurden. Victoria warf ihren blonden Zopf über die Schulter und wünschte, sie hätte ihre Nachthaube nicht im Schlafzimmer gelassen. „Ich ziehe höfliche Etikette vor und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das respektieren.“
    „Höfliche Etikette?“ Ungläubig sah er sie an. „Wollen Sie mir damit etwa sagen, Victoria, dass zwischen uns absolut nichts ist als oberflächliche Höflichkeit?“
    Sie wollte sich nicht auf dieses Spiel auf Kosten ihres guten Rufes einlassen. Obwohl sie mehr Sympathien für ihn empfand als für jeden anderen Mann, musste er sich wie alle Bewerber in die Warteschlange einreihen. „Zwischen uns kann nichts sein, Mylord, bis zu meinem Gesellschaftsdebüt. Das werden Sie ‚als der vollkommenste Gentleman, der mir je begegnet ist‘, gewiss verstehen.“
    Er beobachtete sie scharf mit zusammengepressten Lippen, seufzte leise und strich prüfend über das zugeknöpfte Hemd. „Ich sollte mich besser auf die Suche nach Ihrem Hund machen“, murmelte er. „Heute Nacht finde ich ohnehin keinen Schlaf mehr.“ Mit einem knappen Nicken machte er kehrt und entfernte sich den langen Korridor zur breiten Treppe, die ins Erdgeschoss führte.
    Victoria schaute ihm besorgt nach. Hinter dem trüben Schein der flackernden Kerzen lauerten schwarze Schatten.
    Sie schluckte gegen ihre Angst an und machte sich ebenfalls auf den Weg. Auf der Treppe suchte sie Halt an der Mahagonibrüstung und verharrte atemlos an der letzten Stufe. Als sie Remingtons verklingende Schritte hörte, hastete sie weiter, bog in den dunklen Korridor ein, hinter ihm her.
    Als sie seiner hohen Gestalt ansichtig wurde, verlangsamte sie ihre Schritte und folgte ihm durch die Bibliothek in den Kuppelsaal, durch den blauen Salon und den Tapisseriesalon. Während Remington und sie die Räume durchstreiften, riefen sie abwechselnd Flints Namen, pfiffen und klatschten in die Hände. Nichts. Flint gab keinen Laut von sich, und das bedeutete, dass er nicht im Haus war. So dumm der Hund auch sein mochte, er kam stets freudig angeschwänzelt, wenn man ihn rief.
    Vermutlich hatte ein Dienstbote ihn ins Freie gelassen und vergessen, ihn wieder ins Haus zu holen. Bei diesem Unwetter konnte ihm weiß Gott was zugestoßen sein, vielleicht war er ertrunken oder von einem hungrigen Fuchs aufgefressen worden. Victorias Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Sie hatte jämmerlich versagt, war nicht einmal fähig, auf den Hund ihres geliebten Bruders aufzupassen.
    Blind vor Sorge rannte sie an Remington vorbei, stieß in der Dunkelheit gegen Möbelstücke, eilte in die nördliche Eingangshalle, entriegelte die hohen Portaltüren, riss sie auf und stürzte in die Nacht hinaus, vorbei an den Gaslaternen, die den von wildem Wein überwucherten Vorbau erhellten.
    Der Kies der Auffahrt stach ihr wie Nadelspitzen in die
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