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Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Gaby Hauptmann
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und unendlich viel Essen, das Biggi in der Pantry unentwegt in großem Stil herrichtete – Liane schüttelte sich innerlich. Ihr stand der Sinn nach leichten Genüssen, wenig Erklärungen und neuen Eroberungen. Aber nicht nach Rudi. Und schon gar nicht nach den vier Halbwüchsigen, die gerade sämtliche Pubertätsphasen durchliefen.
    »Freunde aus der Schweiz sind auch dabei, mit einer echten Rennziege.«
    Machte das die Sache jetzt attraktiver? Schweizer? Womöglich war das dann die vollendete Katastrophe zwischen Ricola und gehisster Nationalflagge.
    Biggi legte ihre Hände wie einen Trichter um ihren Mund. »Also, was ist jetzt?«, trötete sie. »Wir sind drei Boote, und es sind zu viele Männer!«
    Zu viele Männer? Das war jetzt endlich eine gute Ansage!
    Liane lehnte sich nach vorn, versuchte ihre desinteressierte Mimik beizubehalten, nickte verhalten und rief: »Okay, ist gut! Bei euch am Liegeplatz?«
    »In zwanzig Minuten. Schaffst du das?«
    Und ob! Wenn es um etwas ging, konnte sie unglaublich schnell sein. »Schaffe ich.« Sie sammelte die Sitzkissen wieder ein, trank ihr Glas beim Hineingehen aus, zog sich einen Bikini an, stopfte drei weitere in eine Badetasche, dazu ein Badetuch und zur Vorsicht noch hochhackige Sandalen, man wusste ja nie. Dann schlüpfte sie in ein enges Strandkleid, suchte helle Leinenschuhe für das Boot heraus, und schon zog sie die Tür hinter sich zu. Oh, halt, ein Gastgeschenk, also wieder aufgeschlossen und im Kühlschrank nach der Flasche Champagner gesucht, die ihr Marius als freundliche Abschiedsgeste dagelassen hatte.
    Zwanzig Minuten später lief sie durch die Bahnunterführung zum Hafen. Sie liebte den Blick auf die sich drehende Imperia, das Konstanzer Wahrzeichen an der Hafeneinfahrt, ein Geniestreich des heimischen Bildhauers Peter Lenk. Sie betrachtete im Vorbeieilen die schönen Blumenbeete und die voll besetzte Terrasse des Restaurants am ehrwürdigen Konzil. Einige Ausflugsschiffe würden gleich starten, die Hafenmole war voller Menschen. Liane drängte sich mit ihrer Badetasche hindurch, lief an den kleinen Restaurants vorbei, der Hafenmeisterei und der Hafenhalle, und genoss wie immer das südliche Flair der Promenade.
    Dann öffnete sich der Blick auf die Sportboote, die an ihren Stegen dümpelten, und Liane blieb kurz stehen. Biggis Boot erkannte sie sofort, es wimmelte von Menschen und Geschäftigkeit.
    Was wollte sie hier eigentlich? Sich in ein Segelabenteuer stürzen, zu dem sie vor dreißig Minuten noch überhaupt keine Lust gehabt hatte? Und das nur, weil sie auf ihre zweite große Liebe hoffte? So ein Quatsch! Sie war fünfundvierzig Jahre alt, beruflich erfolgreich, kam in der Welt herum, fand sich noch recht ansehnlich, war nicht besonders sportlich und hatte auch gar nicht den Ehrgeiz, es zu werden, liebte gepflegte Gespräche, ein gutes Buch, ein bisschen Kultur, davon aber auch nicht zu viel, und eben das Kribbeln im Bauch, das ihr leider verloren gegangen war. Aber hier danach zu suchen war doch purer Blödsinn.
    Sie hatte gerade einen kleinen Schritt rückwärts gemacht, als Biggi sie entdeckte.
    »Das Tor ist offen!«, rief sie und deutete auf das kleine Eisentor, das den Rest der Menschheit von den Bootseigentümern trennte.
    So, jetzt, dachte Liane. Noch hast du die Wahl. Sag ihr einfach, dass du es dir anders überlegt hast, dass du heute sicher seekrank wirst, dass dein Horoskop dir verboten hat, aufs Wasser zu gehen. In diesem Augenblick piepte ihr Handy. Vielleicht kommt da ja die Rettung, dachte Liane und zog es aus ihrer Tasche. Eine SMS von Marius:
    »Hi dear, alles klar? Schon verliebt? Fliege nachher mit Freunden für ein paar Tage nach Ibiza. Mal schauen … wünsche Dir viel Spaß, Kuss, Dein Mann.«
    Ibiza, dachte Liane, na, das konnte sie sich gut vorstellen. Die Partymeile. Sicher war, dass Marius dort nichts anbrennen ließ. Typisch, dass er diesen Weg wählte.
    »Ich komme!«, rief sie Biggi zu und stieß das kleine Hafentor auf. Ibiza, dachte sie. Und die Freunde, die dazu passten, waren auch klar. Marius hatte in jungen Jahren als Reiseredakteur neben seinem Job ein kleines Reisebüro eröffnet. Er hatte einen guten Riecher dafür, was die Leute wollten – die einen die schnelle Kost, einmal Mallorca hin und zurück, ohne viel Geld auszugeben, die anderen waren die Genießer, die Individualreisen liebten und sich ganz genau mit einem Reiseberater darauf vorbereiten wollten. Marius deckte die unterschiedlichsten Wünsche
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