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Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Gaby Hauptmann
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Es war die Langeweile. Die Abenteuerlust. Die Suche nach etwas Neuem, der zweiten großen Liebe, irgendwas. Da musste doch noch etwas sein, da musste doch noch etwas kommen.
    Sie lagen im Bett. Nicht, dass sie sich nicht geliebt hätten, es war eine tiefe Zuneigung da. Aber das Prickelnde, das Spannende, das Aufregende war verloren gegangen. Und Liane wollte es wiederfinden.
    »Fandest du das jetzt gut?«, fragte sie Marius.
    Er lehnte sich zurück. Liane sah ihm an, was er dachte. Was konnte er schon sagen? Die Wahrheit?
    Sie betrachtete seine nackte Brust. Sie war unverändert muskulös und schön, spärlich behaart, kleine hellbraune Brustwarzen, die sich unter ihrer Zunge aufrichteten. Noch immer. Aber das war sein Körper, der reagierte. Das hatte nichts mit ihr zu tun. Nicht mehr.
    »Was ist?«
    Er streckte sich, dehnte seinen Oberkörper. Es war ihm unangenehm. »Gib mir Zeit.«
    »Zeit? Wofür?«
    Er sah ihr in die Augen, sie hielt seinem Blick Stand, seiner grünen Iris mit den braunen Sprenkeln.
    »Das Richtige zu sagen.«
    »Es gibt nur eine Wahrheit!«
    Sie setzte sich auf, lehnte sich an den Bettladen. Jetzt sah sie auf ihn hinunter. »Ich fand es … lau. Wie Frühstückskaffee, den man jeden Morgen trinkt und nicht mehr wahrnimmt.«
    Er sah zu ihr hoch. »Ist das eine Beschwerde?«
    »Eine Tatsache.«
    Sie sah, wie sein Herz pochte. Sein Puls erhöhte sich, er wurde schneller als vorhin beim Sex.
    »Was schlägst du vor?«, wollte er wissen.
    »Dass du was sagst.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Sag einfach, was du denkst.«
    »Ich denke nicht. Zumindest nicht jetzt. Nicht in diesem Moment.«
    Es war ihr plötzlich nach Lachen zumute.
    Er spürte es. »Ich kann jetzt nicht denken«, ergänzte er.
    »Na, komm«, witzelte sie, »so toll war’s auch wieder nicht.«
    Er setzte sich auch auf.
    »Wir sind seit über zwanzig Jahren zusammen«, sagte er. »Was erwartest du?«
    »Mehr«, sagte sie einfach und strich ihre blonden Haare nach hinten. Sie waren kein bisschen verschwitzt. Noch nicht mal am Haaransatz feucht. Es war wirklich höchste Zeit.
    »Wir lieben uns«, begann sie.
    »Dem ist so«, bestätigte er. Er hatte seine Stirn leicht in Falten gelegt.
    Ihm war die Erwartung anzusehen. Kam etwas Gutes? Etwas Schlechtes? Kam überhaupt etwas?
    »Ist das alles?«, fragte sie.
    »Wie meinst du das?«
    Ja, wie meinte sie das? Die Idee war ihr vorhin gekommen, mitten beim Sex. Er fühlte sich gut an, alles war in Ordnung. Wie auf einer Schweizer Autobahn, hatte sie plötzlich denken müssen. Der Fahrer hat alles im Griff, weiß, wo er beschleunigen darf, wo die Blitzer stehen, kennt jeden Meter der Strecke, braucht nichts mehr zu erkunden, rechnet mit keinen Überraschungen. Nach ereignisloser Fahrt ist er irgendwann am Ziel.
    »Willst du fremdgehen?«, fragte er plötzlich. »Hast du einen anderen?«
    Liane fasste in seinen Schopf. Seine Haare waren noch voll und dicht, nur wenige graue Strähnchen wiesen auf sein Alter hin.
    »Du wirst fünfzig«, sagte sie ruhig.
    »Du auch«, antwortete er.
    »Ja, in fünf Jahren. Wenn ich Glück habe.«
    Er wurde hellhörig.
    »Nein, ich bin nicht krank«, stellte sie klar. »Ich habe auch keine Sinnkrise, keine Midlife-Crisis und keinen anderen Mann. Ich denke nur, dass wir uns eine Chance geben sollten.«
    »Uns?«
    Jetzt wandte er ihr sein Gesicht zu. Sein Kinn war markant, die Nase im Ansatz gebogen, eine Adlernase. Die Augen standen weit auseinander. Selbst in diesem ratlosen Zustand war er ein gut aussehender Mann.
    »Sprichst du von einer Paartherapie? So was mit Gruppendynamik und allgemeinem Anfassen unter der Tischdecke, oder was?«
    Liane musste lachen. »Ja, vielleicht ist es eine Paartherapie. Unsere Paartherapie.«
    Jetzt zeigte sich zu den Stirnfalten auch noch eine steile Falte über der Nasenwurzel. »Und wie soll die aussehen?«, fragte er.
    »Wir geben uns frei.«
    Einen Moment lang sagte er nichts. »Du willst dich von mir trennen? Nur weil unser Sex – wie hast du gesagt? – wie ein Kaffeetrinken war?«
    Liane streckte ihr nacktes Bein aus und fuhr mit ihren Zehenspitzen an seinem Schienbein entlang.
    »Ich will mich nicht trennen. Ich will uns eine Chance geben. Eine Chance auf ein neues, ein zweites Glück.«
    »Spinnst du?«
    »Auf eine neue, starke, prickelnde Liebe. Eine Chance, Schmetterlinge im Bauch zu spüren, das Bauchgefühl, fünf Stunden Auto zu fahren, nur um mit ihm oder ihr einen Kaffee zu trinken, all das, was uns
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