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Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Gaby Hauptmann
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wirkte irgendwie aufgeräumter, nüchterner. Aber auch sportlicher und edler.
    Liane nickte und kletterte über die Reling hinüber. Das Holz fühlte sich warm und gut unter ihren Füßen an. Hier gefiel es ihr. Drei Männer, die gerade noch diskutierend die Köpfe zusammengesteckt hatten, blickten zu ihr hoch. Einer stand auf, reichte ihr die Hand, und Liane stieg zu ihnen hinunter.
    »Hallo«, sagte sie in die Runde. »Ich bin Liane. Wir sind gerade mit dem Familiendampfer angekommen.« Sie zeigte hinter sich, da stand Tim, der sehnsüchtig zu ihnen hersah.
    »Komm doch«, forderte ihn einer der Männer auf. »Wir haben genügend Platz!« Er hielt seine Bierdose hoch. »Und Munition.«
    Tim kletterte dankbar herüber, und die Männer stellten sich als Hans-Ueli, Dario und Leandro vor. Liane schätzte sie auf höchstens vierzig, eher Mitte dreißig. Dario war recht gut gebaut, ihm sah man das regelmäßige Fitnessstudio an. Hans-Ueli schien seiner schwammigen Figur nach eher ein Lebemann mit wenig Bewegungsfreude zu sein. Leandro dagegen war der Inbegriff eines schlaksigen Menschen; wenn er überhaupt Sport treibt, dann sicherlich nur Ausdauersport, dachte Liane, aber vielleicht täusche ich mich auch, und er macht auf einem Arm hundert Liegestütze.
    »Magst du ein Bier?«, fragte Hans-Ueli sie und rückte etwas zur Seite.
    »Oder was anderes?« Dario schaute sie aufmerksam an. Aha, er scannt, dachte Liane. Figur, Gesicht, Alter.
    »Was gibt es denn anderes?«, fragte sie.
    »Und dein Sohn? Der aber sicher ein Bier, oder?«, hakte Hans-Ueli nach.
    »Ich bin nicht ihr Sohn«, berichtigte Tim schnell und setzte sich auf den frei gewordenen Platz neben Hans-Ueli.
    »So einen erwachsenen Sohn kann sie doch noch gar nicht haben.« Dario lächelte Liane zu.
    Aha, das Spiel beginnt, dachte sie.
    »Trotzdem ein Bier?«, wollte Hans-Ueli wissen.
    »Mein Vater …«, begann Tim.
    »Kennen wir den?«, unterbrach ihn Leandro.
    »Wohl nicht.« Tim zuckte mit den Schultern, und Dario, der direkt am Niedergang saß, stand auf.
    »Also, jetzt setz dich«, sagte er zu Liane und stieg die Stufen zur Pantry hinab. »Weißwein?«, kam es gedämpft von unten herauf. »Rotwein ist auch da, eine Flasche Champagner für besondere Anlässe. Der wäre doch jetzt wohl gegeben.«
    Liane fiel ihre eigene Flasche ein. Die lag noch in ihrer Tasche, und die Tasche stand bei Biggi auf dem Boot.
    »Nein«, wehrte sie ab. »So besonders ist der Anlass noch nicht, ich trinke ein Bier.«
    »Noch nicht«, echote Darios Stimme von unten. »Hört, hört. Das gibt ja Anlass zur Hoffnung.«
    Leandro winkte ab. »Hör nicht hin, der redet ständig solches Zeug!«
    »Segelt ihr immer gemeinsam?«, fragte Liane, um abzulenken. »Seid ihr so was wie eine Crew?«
    Hans-Ueli grinste. »Das hier ist Niklas’ Familiendroschke. Wenn er richtig segelt, sieht das anders aus. Aber die hier ist für den Bodensee perfekt und geht auch ganz ordentlich ab.«
    Liane schaute nach oben. »Heute soll es ja schön bleiben.«
    Der Wetterbericht hatte erst für den Abend zunehmende Windböen vorausgesagt. Aber es war noch lang nicht Abend, und Windböen waren noch lang kein Sturm.
    »Keine Sorge.« Dario stieg mit zwei gekühlten Bierdosen aus der Luke. »Bei uns seid ihr sicher. Die Admiral von Schneider hat noch keinen im Stich gelassen.«
    »Admiral von Schneider?« Tim sah ihn an. »So heißt das Schiff? Wie kommt man denn auf so einen Namen? War sein Vater Admiral?«
    Hans-Ueli prustete los. »Klar, wenn man immer an Silvester unterwegs ist, kann man das nicht kennen.«
    »Mister Pommeroy«, kramte Liane lachend aus ihrem Gedächtnis hervor.
    »Mister Winterbottom«, fügte Hans-Ueli mit einem Kopfnicken an.
    »Gestatten, Sir Toby«, ergänzte Leandro.
    »Und hier Ihr Sherry, Miss Sophie.« Dario stolperte auf Liane zu.
    Tim versuchte ihn aufzufangen, aber Liane wusste, was gespielt wurde.
    »Oh, James!« Sie streckte sich Dario entgegen, und er zwinkerte dem ratlosen Tim zu. »The same procedure as every year, Miss Sophie?« Er stellte sich vor Liane und streckte ihr die Bierdose hin.
    »Yes, James, the same procedure as every year!«
    »Skol!« Dario schlug die Haken zusammen, und alle lachten.
    »Versteh ich nicht«, sagte Tim.
    »Läuft immer an Silvester. Seit 1963 und heißt Dinner for One «, klärte Hans-Ueli ihn auf. »Miss Sophie feiert ihren neunzigsten Geburtstag und hat ihre alten Freunde eingeladen, die aber alle schon tot sind. So muss ihr Butler James jede
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