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Ich folge deinem Schatten

Ich folge deinem Schatten

Titel: Ich folge deinem Schatten
Autoren: Mary Higgins Clark
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glaube ich wirklich, es wäre am besten, einfach zu springen. Dann wäre alles vorbei, dachte er.

78
    Nach seinem täglichen Spaziergang im Central Park überkam Willy ein leichter Hunger. Das Problem war nur: Samstags gingen er und Alvirah gern zum Essen, um anschließend noch ein Museum zu besuchen oder ins Kino zu gehen.
    Er versuchte sie auf ihrem Handy zu erreichen, aber sie meldete sich nicht. Man sollte doch meinen, dass diese Tiffany Shields mittlerweile alles gesagt hat, was sie zu sagen hat, dachte er. Aber vielleicht ist Alvirah irgendwo beim Einkaufen.
    Ich werde mir nicht den Appetit verderben, sondern noch etwas warten, beschloss er. Eine Viertelstunde später war er sich dessen nicht mehr so sicher. Dann klingelte das Telefon.
    »Willy, du wirst es nicht glauben, was ich dir zu erzählen habe«, begann Alvirah. »Ich bin ja so aufgeregt, ich halte es kaum aus. Hör zu, ich war gerade bei Detective Collins und Detective Dean im Central-Park-Revier. Wollen wir uns zum Essen im Russian Tea Room treffen?«
    »Bin schon unterwegs«, versprach Willy. Er wusste, wenn er jetzt nachfragte, würde Alvirah ihm sofort alles haarklein berichten, aber er wollte es doch lieber beim Essen hören.
    »Bis dann«, bestätigte Alvirah.
    Willy legte den Hörer auf und eilte zum Schrank im Flur, zog Jacke und Handschuhe heraus und war gerade dabei, die Eingangstür zu öffnen, als erneut das Telefon klingelte. Er wartete für den Fall, dass es noch einmal Alvirah war, und hörte die Anruferin eine Nachricht auf den Anrufbeantworter sprechen: »Alvirah, hier ist Penny Hammel. Ich habe es schon auf deinem Handy probiert, aber da gehst du auch nicht ran. Ich muss dir was ganz Unglaubliches erzählen, Alvirah«, begann sie. »Ich schwöre dir, ich hatte recht. Heute Morgen …«
    Willy ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Später, Penny, dachte er sich und drückte auf den Aufzugsknopf.
    In der Nachricht, die er nicht abwarten wollte, teilte Penny ihrer Freundin Alvirah mit, dass Matthew Carpenter – »jede Wette« – der Junge war, den Gloria Evans im Farmhaus versteckt hielt.
    »Was soll ich bloß machen?«, fragte Penny. »Sofort die Polizei rufen? Ich wollte erst deine Meinung hören, weil ich doch überhaupt keine Beweise für das alles habe. Alvirah, ruf mich zurück!«

79
    »Kevin, was hat das zu bedeuten?«, fragte Zan. »Willst du mir sagen, dass in meinem Schlafzimmer eine Kamera ständig alles aufgezeichnet hat?«
    »Ja.« Kevin wollte jetzt nicht daran denken, wie Zan sich fühlen musste, wenn ihr die Tragweite dieses Eingriffs in ihre Privatsphäre voll bewusst wurde. »Zan, jemand hat das hier installiert oder installieren lassen. Wahrscheinlich hat er auch deine vorherige Wohnung verwanzt. Deshalb war es deiner Doppelgängerin möglich, immer in der exakt gleichen Kleidung aufzutreten.«
    Er richtete den Blick von der Kamera zu ihr. Zan war kreidebleich, ungläubig schüttelte sie den Kopf. »O mein Gott! Ted hat jemanden, den er noch aus Wisconsin kennt, hierhergeschickt. Larry Post«, schluchzte sie. »Er ist Teds Fahrer, Koch und Mädchen für alles. Er macht alles für ihn. Er hat hier und in meiner alten Wohnung die Lampen und den Fernseher angeschlossen und den Computer in meinem Büro eingerichtet. Vielleicht hat er sich dadurch in mein Bankkonto einhacken können. Und die ganze Zeit habe ich Bartley Longe in Verdacht gehabt. Dabei war es Ted, der mir das angetan hat!«, schrie sie. »Ted steckt dahinter. Aber was um Himmels willen hat er mit meinem Sohn gemacht?«

8o
    Kurz nach vierzehn Uhr traf Larry Post in Middletown ein. Teds Auftrag war nicht einfach. Ich soll es so aussehen lassen, als hätte Brittany den Jungen erschossen und sich dann selbst umgebracht. Das ist leichter gesagt als getan.
    Es hatte Larry nicht überrascht, dass Ted seine Meinung geändert hatte und die Sache nicht mehr selbst zu Ende bringen wollte. Zum einen machte sich Ted fürchterliche Sorgen, Brittany könnte zur Polizei gehen, zum anderen dämmerte ihm allmählich, dass der Junge die Polizei davon überzeugen könnte, nicht von Zan entführt worden zu sein. Und wenn das geschah, würde die Polizei irgendwann auf ihn stoßen.
    Larry konnte verstehen, dass Ted es nicht über sich brachte, den eigenen Sohn zu töten. Aber war das zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt notwendig? Ich bin nicht sonderlich sentimental, aber ich kann nicht behaupten, dass ich mir jemals vorgestellt habe, die Arbeit für Ted würde mal so
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