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Ich folge deinem Schatten

Ich folge deinem Schatten

Titel: Ich folge deinem Schatten
Autoren: Mary Higgins Clark
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Tiffany Shields eine vertrauenswürdige Zeugin? Wahrscheinlich nicht. Die junge Frau schien ihre Erinnerungen an den fraglichen Tag nach Belieben zu variieren.
    Aber was, wenn sie mit den Schuhen recht hatte?
    Alvirah erhob sich. »Mr. Collins, letzten Abend, nach ihrem schrecklichen Aufenthalt in der Haftzelle, hat Zan Moreland mich gebeten, die Ereignisse einfach mal so zu sehen, als würde ich an ihre Unschuld glauben. Ich habe mich darauf eingelassen und im Zuge dessen als Erstes Tiffany aufgesucht und sie daran erinnert, dass sie unter Eid aussagen müsste. Und daraufhin hat sie mir, wie ich glaube, die Wahrheit erzählt.«
    Alvirah atmete tief durch. »Ich halte Sie für einen anständigen Menschen, der die Unschuldigen beschützen und die Schuldigen bestrafen möchte. Lassen Sie sich ebenfalls darauf ein, worum Zan mich gebeten hat. Gehen Sie einfach mal davon aus, dass sie unschuldig ist. Nehmen Sie den Mann ins Visier, der Zans Meinung nach hinter Matthews Verschwinden steckt, diesen Bartley Longe, und graben Sie nach. Trotz ihrer Verhaftung hat Zan einen wichtigen Auftrag erhalten – es geht um die Gestaltung von teuren Musterwohnungen – und damit Longe ausgestochen. Wenn Longe also wirklich Matthew entführt hat und wenn der Junge noch am Leben ist, genügt das wohl schon, damit Longe erneut auf Zan losgeht und dafür die einzige Waffe benutzt, die er gegen sie in der Hand hat. Ihren Sohn.«
    Billy Collins stand auf und reichte Alvirah die Hand. »Mrs. Meehan, Sie haben ganz recht. Unsere Aufgabe ist es, die Unschuldigen zu schützen. Mehr kann ich Ihnen im Moment nicht sagen. Ich bin Ihnen sehr dankbar, Tiffany Shields zu einer anscheinend wahrheitsgetreueren Darstellung der Ereignisse ermuntert zu haben.«
    Er sah Alvirah nach, die zum Ausgang ging. Seine Intuition sagte ihm, dass sie auf der richtigen Fährte war. Und dass ihnen die Zeit davonlief.
    Sobald sie außer Sichtweite war, riss er die Schublade auf und holte die Fotos von Zan Moreland hervor, die in den vergangenen Tagen in so ziemlich allen Zeitungen abgedruckt waren – die alten Aufnahmen nach ihrem Eintreffen am Tatort sowie die neu aufgetauchten Fotos des britischen Touristen. Er legte sie auf den Schreibtisch, griff nach einem Vergrößerungsglas und betrachtete sie. Dann reichte er das Vergrößerungsglas an Jennifer weiter.
    »Billy, Alvirah hat recht. Sie trägt nicht die gleichen Schuhe«, flüsterte Jennifer.
    Billy drehte Brittany La Montes Fotoabzug um und legte ihn neben die anderen Bilder. »Was kann eine gute Maskenbildnerin alles anstellen, wenn eine gewisse Ähnlichkeit von vornherein besteht?«, fragte er Jennifer Dean.
    Eine Antwort erübrigte sich.

75
    Um 13.45 Uhr öffnete Zan die Tür. Kevin sah sie lange nur an, dann, als wäre es das Natürlichste auf der Welt, umarmte er sie. Beide rührten sich nicht. Zan, die Arme steif an die Seite gepresst, suchte seinen Blick.
    »Zan«, sagte Kevin mit fester Stimme, »ich weiß nicht, wie gut dein Anwalt ist, aber was du brauchst, ist eine Privatdetektei, die das Ruder noch einmal herumreißt.«
    »Dann hältst du mich also nicht für eine durchgeknallte Irre?« Zan klang unsicher.
    »Zan, ich vertraue dir. Vertrau du mir auch.«
    »Es tut mir leid, Kevin. Mein Gott, du bist der Erste, der sagt, dass er mir vertraut. Aber es hört ja nicht auf. Dieser Irrsinn geht ja immer weiter. Schau dich doch bloß um.«
    Kevin betrachtete das geschmackvoll eingerichtete Wohnzimmer, die eierschalenfarbenen Wände, das gemütliche blassgrüne Sofa, die Stühle mit ihren gestreiften Überzügen, den Teppich mit seinem dunkelgrün-cremefarbenen geometrischen Muster. Sowohl auf dem Sofa als auch auf den Stühlen standen offene Kartons von Bergdorfs.
    »Die sind heute Morgen angekommen«, sagte Zan. »Sie wurden auf meine Kreditkarte gekauft. Aber ich habe sie nicht gekauft, Kevin. Ich habe mit einer Verkäuferin bei Bergdorfs telefoniert, die ich sehr gut kenne. Sie sagt, sie hat mich am Montag im Geschäft gesehen, aber sie war ein wenig gekränkt, weil ich nicht nach ihr verlangt habe. Sie sagt, ich hätte das gleiche Kostüm vor ein paar Wochen schon mal gekauft. Warum sollte ich das tun? Meines hängt im Schrank. Alvirah glaubt, mich auf den Videos der Überwachungskamera in der Kirche gesehen zu haben, dort soll ich am Montagnachmittag angeblich ein schwarzes Kostüm mit Pelzkragen getragen haben. Das hatte ich am Montag aber nicht an, erst am darauffolgenden Tag, als ich zu dir
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